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Es brodelte schon lange in der Wiesbadener CDU. Vielen Mitgliedern war es unbegreiflich, wie nach der guten Ausgangslage im Oberbürgermeister-Wahlkampf durch den „Nichtwiederantritt“ von Sven Gerich, dem CDU-Kandidat Eberhard Seidensticker die geschlossene Gefolgschaft verweigert wurde.
Neidvoll blickte man zu den Genossen der SPD, die in einer fast aussichtlosen Lage mit Gert-Uwe Mende den „perfekten“ Kandidaten aus dem Hut zogen und ihn in einem sechswöchigen Triumphzug durch Wiesbadens Wahlveranstaltungen getragen hatten.
Deshalb wandten sich CDU-Mitglieder MdB Ingmar Jung, die Bundesministerin a.D. Dr. Kristina Schröder, der Hessische Kultusministers Prof. Dr. Ralph-Alexander Lorz, die stellv. Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Astrid Wallmann und der Stadtrat Hans-Martin Kessler am 12. Oktober mit einem Brief an die CDU Wiesbaden, in dem sie die schnellstmögliche Einberufung eines Parteitags zur Wahl eines neuen Parteivorsitzenden forderten und gleichzeitig ankündigten, das Jung beim nächsten regulären Wahlparteitag als Kreisvorsitzender antreten will.
Für das Schicksal von Lorenz waren damit die Würfel gefallen. Obwohl alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe des eigennützigen Handelns und eines nicht angezeigten Interessenkonfliktes von unabhängigen Instanzen als haltlos eingestuft wurden, war sich die CDU-Rathausfraktion mit ihrem Mitglied Bernhard Lorenz einig, dass seine Person sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Teilen der Partei trotz vollständiger Entlastung nicht mehr in einer Führungsposition vermittelbar ist. Um einen Neuanfang der CDU Wiesbaden nicht zu belasten und um für eine gute Ausgangsposition für die nächste Kommunalwahl zu sorgen, hat die Fraktion beschlossen, Bernhard Lorenz mit Ablauf des Sitzungszuges zum 23. Oktober aus allen Positionen abzuberufen
Dr. Oliver Franz hatte im Vorfeld noch versucht die Wogen zu glätten und die endgültige Entscheidung zu seiner Person auf den spät möglichsten Zeitpunkt – Ende April – zu legen, konnte damit aber nicht überzeugen. Deshalb ließ er am Montagabend den Kreisvorsitz mit sofortiger Wirkung ruhen. Der früherer Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller wird die Partei bis zur Neuwahl des Kreisvorstands kommissarisch führen. Seine Aufgabe wird es jetzt unter anderem sein, den Wahlparteitag zum satzungsrechtlich frühesten Zeitpunkt - im Januar 2020 – zu terminieren.
Der Fraktionsvorsitzende Dr. Bernd Wittkowski äußerte sich zu den Geschehnissen wie folgt: „Eine Neuausrichtung der CDU ist zwingend notwendig, dies geht nur ohne Bernhard Lorenz und Dr. Oliver Franz an der Spitze. Wichtig ist für die CDU-Rathausfraktion nun, dass es so schnell wie möglich eine Neuwahl des Kreisvorsitzenden geben wird. Der eigentliche Neustart erfolgt dann mit der angestrebten Wahl von Ingmar Jung als neuem Kreisvorsitzenden.
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