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Wer möchte nicht hin und wieder in die Vergangenheit reisen, um gewisse Schritte anders zu lenken, mal in einer anderen Epoche zu leben, manches noch einmal oder gar nicht erfahren zu müssen? Doch selbst wenn es gemäß Hollywood und der Physik gelingen sollte, hypothetische Materie mit negativer Energiedichte zur Verfügung zu haben und damit ein sogenanntes Wurmloch stabilisieren zu können, so haben wir diese Macht nicht.
Vergangenheit entführt, bedrückt, beschämt, fasziniert, ekelt, erheitert, beeindruckt und streichelt uns manchmal. Keine Epoche der Vergangenheit wurde durch so eine Vielzahl von Errungenschaften geprägt, wie unser derzeitiges, modernes Weltbild. Doch wie setzen wir die Vergangenheit für die Zukunft ein?
Letztendlich dient unsere Historie immer als Lernprozess, Information und Erfahrung, auf der unsere Zukunft aufbaut.
Eiszeit, Klimaänderung, Seuchen, Hungersnöte und kriegerische Auseinandersetzungen, welthistorische Zusammenhänge und Wissensressourcen, Politik- Sozial und Kulturgeschichte-Wissenschaftsakademien tragen historische Fakten und Forschungen zusammen und vermitteln sie an uns weiter.
Von Eiskernbohrungen und Feldforschung in der Antarktis bis zu Untersuchungen von Tiefseesedimenten in den Weltmeeren- die Vielzahl von Spuren und Informationsquellen aus der Vergangenheit sind für Wissenschaftler und Techniker eine große Herausforderung. Die vergangenen Klimaverhältnisse lassen sich inzwischen dank wissenschaftlicher Methoden fast nahtlos bis zu Anbeginn der Erdgeschichte zurückverfolgen.
Die Entwicklung vom Urmensch bis zu dem, was wir heute sind, ist wissenschaftlich dokumentiert. So resultiert die Vergangenheit auch aus Erinnerungen und Geschichten, Erfahrungen und Fakten, die sowohl innerhalb der Familie als auch über Medien, Politik und Geschichtswissenschaft an uns weitergegeben wird. Immer mit dem Ziel, aus der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft zu gewinnen.
Wir Menschen sind komplex und situationsabhängig somit verhaltensplastisch strukturiert und davon abhängig, zu lernen. Weitgehend von Instinkten befreit geben wir weiter, was wir irgendwann selbst erfahren haben.
Zwar steht uns ein ganzes Arsenal an Literatur und interaktiven Programmen zur Verfügung, mit mehr oder weniger informativen Hinweisen wie viel Freiraum, Förderung, Toleranz, Zuwendung und Anleitung wir brauchen, doch gestaltet sich das alles immer mehr zum Mysterium.
Jeder möchte ein glückliches, sinnvolles Leben in Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Liebe führen. Sehnt sich nicht jeder nach Freiheit und gelungenen, zwischenmenschlichen Beziehungen, mit einem sinnübergreifenden Horizont, in dem Freundschaft und Liebe ganz vorne stehen?
Wie sehr wir die Zukunft brauchen spüren wir, wenn wir plötzlich erfahren, dass uns nur noch eine bestimmte Lebenszeit zur Verfügung steht oder durch falsches Handeln in der Gegenwart Chancen verpasst, Fehler wiederholt, Zukunft verbaut und sogar Konflikte verschärft werden, deren besseres Verständnis uns vielleicht sogar geholfen hätte.
Vergangenheit befreit uns nie von der Lebensaufgabe, unseren Lebenssinn selbst zu finden. Sie bietet uns aber eine enorme Schatzkammer an Orientierung und Erfahrungen, mit denen man sich unbedingt auch auseinandersetzen sollte.
Vergangenes ganz nah erleben konnte man an diesem Wochenende in Wiesbaden Igstadt. In einem viertägigen Eiszeitfest wurde an die archäologische Grabung am Wäschbach vor 20 Jahren mit wissenschaftlich bedeutenden Funden erinnert. Zum ersten Mal wurden die Funde aus den archäologischen Grabungen der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.
Eiszeitliche Fossilien aus der Umgebung Wiesbadens waren zu sehen. Zahlreiche Veranstaltungen veranschaulichten in einer Zeitreise die Kultur- und Erdgeschichtliche Entwicklung und brachten den zahlreichen Besuchern interessante Eindrücke über Heimatkunde- wissenschaftlich, ortsbezogen und einmal ganz anders nah.
In Kooperation mit der Peter-Rosegger-Schule wurde der Stadtteil bei strahlendem Sonnenschein in die Eiszeit zurück versetzt. Ein geologisch-archäologischer Spaziergang zur Grabungsstelle mit dem Hobbyarchöologen Albert Kratz, Dr.Terberger vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Greifswald und Leiter der wissenschaftlichen Grabung, Dr. Weidenfeller, Herrn Strinz, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins sowie weiteren Mitgliedern wurden am Sonntag die eindrucksvollen Eiszeittage und der damit verbundene Ausflug in die Vergangenheit abgeschlossen.