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Kalte Nahwärme ist die Bezeichnung für eine Art der Wärmegewinnung, die sich nur auf den ersten Blick ausschließt. Gemeint ist damit die Nutzung von Niedertemperaturwärme zur Wärmeversorgung von Neubau-Quartieren. Eine solche – für Wiesbaden neue – Versorgungstechnik planen zurzeit die SEG und ESWE gemeinsam für das Baugebiet westlich des Schlossparks in Biebrich.
Das Gelände einer ehemaligen Gärtnerei ist ein echtes Filetstück für Wiesbadens Stadtentwickler. Die Planung für diesen stark durchgrünten Bereich verlangt den Experten viel ab. Denn auf der einen Seite müssen Sie auf möglichst geringe Versiegelung der Fläche achten und dabei trotzdem eine verdichtete Bebauung planen.
Für die Erschließung des Geländes fanden SEG und ESWE ideale Voraussetzungen zur Nutzungen kalter Nahwärme vor. Diese kann aus Erdwärme, Abwärme sowie aus Abwasser gewonnen werden. Da im Bereich des Biebricher Neubaugebietes ein großer Abwasserkanal kurz vor der Kläranlage verlegt ist, bietet sich die Nutzung dieser Wärme an.
Um die Kalte Nahwärme zu nutzen, wird für die Wärmeversorgung Energie aus dem ELW-Abwasserkanal genutzt. Ein in der Sohle des Kanals verlegter Wärmetauscher nimmt ganzjährig nahezu konstant Wärme/Energie aus dem Abwasser auf. Über das Kalte Nahwärmenetz wird sie im Quartier in die Gebäude verteilt und über Wärmepumpen nutzbar gemacht. Durch die großen und konstanten Abwassermengen kurz vor dem Eintritt in das Klärwerk reicht die Energie aus, um das komplette Quartier mit Wärme zu versorgen.
Dabei ist das Funktionsprinzip der Wärmepumpe technisch ausgereift und relativ simpel. Hier finden Sie weitere Infos.
Die Nutzung der Kalten Nahwärme ist bei genauer Betrachtung eine Win-Win-Situation. Denn solange es keinem Erfinder gelingt, ein Perpetuum Mobile zu entwickeln, sind Wärmepumpen die effizienteste Art der Energie(rück)gewinnung.
Durch die Nutzung von Kalter Nahwärme wird der Anteil an Erneuerbarer Energie erhöht, das unterstützt die Klimaschutzziele. Neben der Wärmegewinnung kann die Energie auch zur Kältelieferung genutzt werden. Bei stetig wärmer werdendem Sommer ein wichtiger Punkt.
Es fallen keine lokalen Emissionen an (Feinstaub etc.). Die Energieerzeugung erfolgt geräuschlos. Das Stadtbild wird nicht beeinträchtigt, denn die Wärmequelle und die Wärmeverteilung liegen unterirdisch.
Auch Bauträger und Investorem partizipieren von dieser Form der Energieumwandlung. So erfüllen sie gesetzliche Vorschriften wie das RRWäremG automatisch. Die Baukosten verringern sich und zusätzlicher Wohnraum wird durch den Wegfall von Kaminen und Heizungsräumen geschaffen. Selbstverständlich ist die Einbindung in ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid) möglich.
Die Vorteile für Endkunden liegen im hohen Nutzerkomfort, denn Lieferung und Wartung erfolgt 24/7 durch ESWE Versorgung. Durch die Rohstoffmarktunabhängige Erzeugung, sind Betriebs- und Verbrauchskosten langfristig planbar. Außerdem ist keine zusätzliche Installation für Kühltechnik notwendig.
Im Fall des neuen Quartiers westlich des Schlossparks erhalten die angeschlossenen Gebäude eine All-inclusiv-Versorgung durch die ESWE. Dazu gehören:
Hierfür tätigt die ESWE eine Investition von gut 800.000 Euro. Durch die Nutzung von Fördermitteln ist es möglich, den Kilowattpreis für die Endkunden auf einem marktgängigen Niveau zu halten.
Die Nutzung der Kalten Nahwärme in Biebrich in diesem Umfang hat für Wiesbaden Pilot-Charakter. Auch für andere Neubaugebiete wie das Ostfeld oder der Nordenstadter Hainweg wird diese Art der Energieversorgung mit in die Planungen einbezogen. Zwar kommt dort wohl nicht die Nutzung von Abwärme aus dem Kanal in Frage, aber die Nutzung von Erdwärme ist durchaus ein Thema für Andreas Guntrum und sein Team, genau wie für die ESWE Versorgung mit Jörg Höhler an der Spitze. Unterstützt werden sie bei diesen Vorhaben von der Stadt, in Vertretung von Hans-Martin Kessler, dem zuständigen Dezernenten für Stadtentwicklung und Bau.
Man darf gespannt sein, wie und ob Bauträger und private Bauherren sich in Zukunft für diese neue Versorgungsenergie „erwärmen“ können.
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Foto: Petra Schumann