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"Geboren in ein bedrohtes Leben: Kinder außerhalb der NS-'Volksgemeinschaft'" heißt der Vortrag von Dr. Götz Hartmann, zu dem das Stadtarchiv am Dienstag, 22. März, um 19:00 Uhr einlädt.
Mit seinem Vortrag führt der Historiker und wissenschaftliche Mitarbeiter des Landesverbands Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in das Thema "Kinder als Opfer des NS-Regimes" ein. Er wird darstellen, dass schwangeren Frauen, die nach der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus nicht zur "Volksgemeinschaft" zählten, die Versorgung durch eine Hebammen vorenthalten blieb. Dies galt insbesondere für Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa und ihre Kinder.
Dr. Hartmann wird im Rahmen seines Vortrags die Schicksale der in Erbenheim eingesetzten Zwangsarbeiterinnen Anastasia Siutyla und Katarzyna Harasiuk und ihrer Kinder vorstellen.
Der Landesverband Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. beteiligte sich an der aktuell im Stadtarchiv Wiesbaden gezeigten Ausstellung "Hebammen in Hessen – Gestern und Heute". Die Ausstellung ist auf Initiative der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern entstanden. Dr. Hartmann erarbeitete das Kapitel zur Ausgrenzung von Kindern aus der "Volksgemeinschaft" der Jahre 1933 bis 1945 anhand von zwei Opfergruppen, die im öffentlichen Bewusstsein bis heute wenig präsent sind.
Der Volksbund konnte dokumentieren, wie wechselnde Rechtslagen und Verwaltungsvorschriften den Umgang mit den Gräbern dieser Kinder nach 1945 bestimmt haben. Auch diese Forschungsergebnisse wird der Historiker in seinem Vortrag darlegen.
Inhaltliche Verbindung zum Thema der Hebammen-Ausstellung ist die rassistische Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten. Die Mütterfürsorge, die das NS-Regime dabei betrieb – womit auch eine Aufwertung des Hebammenberufs einherging –, war nur für Deutsche gedacht. Aber nicht nur Ausländerinnen und ihre Kinder waren in der NS-"Volksgemeinschaft" unerwünscht. Gleiches galt für Kinder deutscher Frauen, wenn sie wegen Krankheit oder Behinderung den Normen der nationalsozialistischen "Rassenhygiene" nicht entsprachen. Zwischen 1939 und 1945 wurden über 5.000 von ihnen durch Ärzt:innen und Pflegekräfte in "Kinderfachabteilungen" – so der Tarnbegriff für die Tötungsstätten – ermordet. Einer der Tatorte war das ehemalige "Kalmenhof-Krankenhaus" in Idstein. Hierzu hat Dr. Hartmann ebenfalls gearbeitet und wird seine Erkenntnisse präsentieren.
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Was: Vortrag
Wann: Dienstag, 22. März
Wo: Stadtarchiv, Im Rad 42
Beginn: 19:00 Uhr
Anmeldung: veranstaltung-stadtarchiv(at)wiesbaden.de
Die Veranstaltung findet gemäß der 3G-Regeln statt.
Symbolfoto