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Am Samstag, 15. Juni, ist es soweit. Ein ganz großer Sportler aus dem Ländchen nimmt Abschied. Um 16.00 Uhr läuft der Wallauer Jens Ehrmann ein letztes Mal als Spieler auf das Handballparkett, natürlich in der Wallauer Ländcheshalle, seinem Wohnzimmer. Im Spiel der Jens Ehrmann All-Stars gegen die aktuelle 1.Mannschaft der SG Wallau, dem frischgebackenen Hessenmeister und Aufsteiger in die dritte Liga, möchte Ehrmann seinen Fans „Danke“ sagen. Im Hintergrund organisierte seine Frau Julia dieses Abschiedsevent.
Wiesbadenaktuell.de stellte dem Kreisläufer vor seinem Abschied einige Fragen vor dem letzten Spiel:
WA: In knapp einer Woche ist es soweit. Was überwiegt die Freude oder
die Gewissheit über das Ende der Karriere?
Jens Ehrmann: „Nach knapp 3 Wochen 'ohne' Handball kann ich dir diese Frage noch gar nicht so genau beantworten. Sicherlich ist es schön ein wenig ungebunden zu sein und nicht seinen Tagesablauf beziehungsweise die Abendplanung nach dem Vorbereitungsplan zu richten, aber die Jungs fehlen mir natürlich schon ein wenig.“
WA: Erinnerst du dich noch an dein erstes Spiel im Regio-Team wie war
das?
Jens Ehrmann: „Daran kann ich mich noch erinnern als ob es gestern war! A-Jugend Qualifikationsspiel in Schwalbach/Niederhöchststadt und nach genau 30 Sekunden hat mein kleiner Finger eine leichte S-Form gehabt, da ich Ihn ausgekugelt hatte. Sehr ärgerlich für mich, da ich nach dem A-Jugend Spiel direkt nach Groß-Umstadt fahren sollte um beim Regio-Team mein erstes Spiel zu machen. Statt nach Umstadt zu fahren, fuhr ich mit meinen Eltern ins Krankenhaus nach Bad Soden. Nach einer Spritze, Röntgen und dem Einkugeln meines Fingers konnten wir dann das Krankenhaus verlassen und sind auf dem direkten Weg nach Groß-Umstadt gefahren, da meine Eltern und ich uns das Spiel noch anschauen wollten. Als wir in der Halle 10 Minuten vor dem Halbzeitpfiff angekommen sind, sagte ich zu meiner Mutter, dass ich in der Kabine duschen gehe und danach auf die Tribüne komme. Natürlich war mein Plan ein anderer und unser damaliger Physio Björn Schumacher verpackte meinen kleinen Finger professionell in ein Tape. Nach ungefähr 35 Minuten Spielzeit bin ich dann im Trikot auf die Bank gelaufen und unser damaliger Trainer Hermann Stark wechselte mich auf prompt ein. Der Blick meiner Mutter auf der Tribüne sprach Bände, aber diese Chance wollte ich mir als A-Jugendlicher natürlich nicht entgehen lassen. Am Ende verloren wir das Spiel in Groß-Umstadt, aber bei mir persönlich überwog die Freude und der Stolz über meine ersten 4 Tore in der Regionalliga.“
WA: Einsatz, Identifikation, Ehrgeiz zeichneten dich bei vielen SG-Fans,
was war für dich deine größte Stärke?
Jens Ehrmann: „Ich denke alles was in der Frage gestellt ist zusammen passt. Ohne meinen Ehrgeiz und meinen Einsatzwillen wäre ich wahrscheinlich nie so weit gekommen.“
WA: Welches waren deine Höhepunkte und deine bittersten Niederlagen?
Jens Ehrmann: „Ich denke Höhepunkte hatten wir in all den Jahren einige, jedoch waren natürlich die Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg in die 2. Bundesliga die Krönung.
Die bitterste Niederlage hat wahrscheinlich jeder noch in seinem Kopf. Letzter Spieltag Tabellenerster gegen den Zweiten und ein Unentschieden in der Ländcheshalle gegen den TV Kirchzell hätte zur Meisterschaft gelangt. Das Ganze ging an diesem Tag allerdings nach hinten los und wir verloren vor über 1000 Zuschauern 30:40 und durften dem TV Kirchzell beim Feiern in der Ländcheshalle zuschauen.“
WA: Du hast ja eine tolle Auswahl zusammengestellt, auf wen freust du
dich am meisten?
Jens Ehrmann: „Eigentlich freue ich mich auf alle Spieler die zu diesem Spiel kommen. Ein Großteil der 2. Bundesligamannschaft und ein paar andere Spieler aus der Regionalliga Zeit kommen zu diesem Spiel und das macht mich natürlich Stolz.“
WA: Warum sollen die Handballfans sich das Spiel anschauen?
Jens Ehrmann: „Ich denke man sollte sich das Spiel anschauen, da einige Spieler der letzten Jahre wieder in einem SG-Trikot in der Ländcheshalle auflaufen und man zusätzlich einen ersten Eindruck der neuen 3. Bundesliga Mannschaft der SG Wallau bekommen kann. Wir werden an diesem Tag einen schönen Handball Nachmittag verbringen und den Jungs aus der ersten Mannschaft die Grenzen aufzeigen.“
WA: Welche Personen fallen dir ein, die deine Karriere nachhaltig mit
prägten?
Jens Ehrmann: „Ich denke da sind jetzt einige Namen zu nennen. Erst einmal natürlich meine Eltern, die jede Strapaze auf sich genommen haben und mich jahrelang zu den Spielen gefahren haben. Da ich bis ich 14 war noch beim TV Wallau geturnt habe sind einige Kilometer vom Turn-Wettkampf zum Spiel oder anders herum drauf gegangen. Ohne diese Bereitschaft hätte ich meine Hobbies nie so ausfüllen können. Danke Mama und Papa!
Nach all meinen Jugendtrainer, welche mich immer gefördert haben muss ich mich natürlich bei Hermann Stark bedanken, der mir als 17-Jähriger die Chance gegeben hat mich in der Regionalliga bei den Aktiven zu beweisen. Vielleicht wäre ich nie so weit gekommen wenn er mir nicht diese Chance gegeben hätte. Danke Hermann!
Nicht zu vergessen ist natürlich auch Bernd Wagenführ, der mir damals einen Vertrag für die Regionalliga angeboten hat. Ich kann mich genau daran erinnern wie er sich auf einer Rückfahrt neben mich gesetzt hat und mir dieses Angebot unterbreitet hat. Ich hätte Bernd nie etwas abschlagen können und Angebote anderer Vereine wurden von Ihm mit einem lapidaren 'Bub, was willstn da?' abgetan. Am Ende hat er immer meine Unterschrift bekommen! Danke Bernd für dein Vertrauen!
Den längsten und größten Einfluss hatte dann natürlich unser langjähriger Trainer Jörg Schulze, der immer versucht hat mich weiterzuentwickeln und aus mir einen spielenden Kreisläufer machen wollte. Diese Jahre haben mich sehr geprägt und ich bin froh und stolz den Oberlehrer Schulze als Trainer gehabt zu haben. Im Trainer-Team mit Frank Tritscher und dann in der 2. Bundesliga mit Mike Fuhrig haben mich alle drei immer gefördert und an mich geglaubt. Danke Jörg für all die guten Jahre! Danke Frank für all die guten Jahre! Danke Fuhre für die 2 Jahre in der 2. Bundesliga!
Nach dem Zusammenschluss der SG und Münster zur HSG Rhein-Main muss ich mich auch bei Thomas Scherer und Rene Luger bedanken, welche mir die Aufnahme in das bestehende Oberliga-Team der SG sehr leicht gemacht haben. Danke Thomas und Rene!
Natürlich darf ich eine Person bei all diesen Aufzählungen nicht vergessen, welche mich seit dem ersten Spiel in Groß-Umstadt bis heute als Schmierfink und Freund begleitet hat. Danke Armin für die unendlichen Berichte im Erbenheimer Anzeiger und auf der Webseite. Danke für deine Zeit als Hallensprecher und ich bin froh und stolz, dass du am 15. Juni das Mikrofon bei meinem letzten Spiel noch einmal in die Hand nimmst!
Im Endeffekt haben mich alle Leute geprägt, welche mich entweder trainiert haben oder auf andere Weise im Umfeld der SG geholfen bzw. gearbeitet haben. Auch hier möchte ich mich natürlich bei allen bedanken. Danke Hans-Dieter! Danke Rose! Danke Carsten! Danke Luddi! Danke Zöllsi und ganz wichtig natürlich bei meiner Frau Julia.“
Jens Ehrmann, vielen Dank für deine Einblicke, die du uns gewährt hast. Wir wünschen dir für die Zukunft alles Gute.