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Der Handballkreis im Rhein-Main-Gebiet erlebte am Mittwochabend in der Rüsselsheimer Großsporthalle einen traditionsreichen DHB-Pokalabend. Die SG Wallau - damals noch unter der SG Wallau/Massenheim in der Bundesliga vertreten - traf nach über acht Jahren wieder in einem Pflichtspiel auf seinen langjährigen Konkurrenten THW Kiel. Unvergessen sind die Duelle um die Meisterschaft, als die Wallauer 1992 im Halbfinale im Playoff-Mouds die Kieler ausschalteten und anschließend Meister wurden oder das Supercup-Duell 1994, als wiederum die Hessen als Sieger vom Parkett gingen. Jeder der im Wiesbadener Handball-Umland annährend etwas mit Handball zu tun hat, war in der Halle vor den Toren Wiesbadens anzutreffen.
In der Neuauflage 2013 zwischen den langjährigen Rivalen hätten die Voraussetzungen unterschiedlicher nicht sein können. Meister und Pokalsieger in Serie THW Kiel traf als Goliath und haushoher Favorit auf Underdog SG Wallau. Der Deutsche Meister in Serie startete wie erwartet fulminant und mit viel Tempo in die Partie. Nach nicht mal drei Minuten führte der Gast aus dem hohen Norden schon mit 3:1. Doch die SG Wallau konterte mit den 2.800 frenetisch anfeuernden Zuschauern im Nacken. Nach Paraden von SG-Torwart Sebastian Schermuly schaltete Wallau schnell um und glich durch Linksaußen Marcel Andre Jamin zum 4:4 aus. Danach bestrafte Kiel jede Unkonzentriertheit und jede ausgelassene Chance konsequent. Vor allem durch Kreisanspiele von Filip Jicha und Mitte Gudjon Valur Sigurdsson auf Rene Toft Hansen zog Kiel den Wallauern früh den Zahn. Toft Hansen kam alleine in der ersten Halbzeit auf acht Treffer.
Dass die Partie der SG Wallau nicht zu früh aus den Händen glitt, verdankte das Team von Trainer Ralf Ludwig vor allem Sebastian Schermuly, der mit unzähligen Paraden sein Tor halbwegs dicht hielt. In der Offensive zeigte sich der Gastgeber nicht mit der letzten Geschlossenheit. Kiels Schlussmann Andreas Palicka wurde mit den flachen Würfen zu selten ernsthaft geprüft. Ralf Ludwig mahnte immer wieder hoch auf das Tor zu werfen - vergeblich. So setzte sich der Deutsche Rekordmeister und Pokalsieger der letzten sechs Jahre mit schnellen Gegentoren bis zur Halbzeit auf zehn Tore (8:18) ab.
Auch in der zweiten Halbzeit hielt die SG Wallau gut mit. Das schnelle Tempo konnten die Orangenen problemlos mitgehen. Auch die Würfe von Stefan Bonnkirch und Benedikt Seeger fanden aus dem Rückraum endlich den Weg ins Tor. Und spätestens als Schermuly erneut eine Torchance nach der anderen wegfischte, am Ende waren es 15 Paraden, konnte Wallau den Abstand in Grenzen halten.
Auch nach der Auswechslung von Wallaus Schlussmann nach einer Dreiviertelstunde, die der Kieler Trainer „als starke Leistung“ bezeichnete und Schermuly mit einem Augenzwinkern auf die offiziellen Beobachtungsliste des THW Kiel setzte, war die SG Wallau weit von einem Debakel entfernt. Die Leistung blieb konstant und der "Stolz über 20 Tore erzielt zu haben", so der Wallauer Tenor nach dem Spiel, umso größer. Nahezu jeder SG-Spieler trug sich in die Torschützenliste, bei der am Ende stehenden 24:39-Niederlage, ein. Nach dem Spiel hatte Wallaus Trainer Ludwig ein großen Lächeln im Gesicht „Ein schönes Spiel, mit dem ich sehr zufrieden bin. Wir haben alle Ziele umgesetzt. Wenn mir vor dem Spiel jemand gesagt hätte, dass wir 24 Tore werfen und weniger als 40 kassieren hätte ich das sofort unterschrieben."
"Wir wollten Kiel unter 40 Tore halten, was uns gelungen ist. Es war ein geiles Erlebnis gegen die weltbeste Mannschaft zu spielen. Ich hätte gerne noch länger auf dem Platz gestanden. Vor so vielen Zuschauern habe ich noch nie gespielt - ich bin noch total beeindruckt. Jedes Mal wenn wir ein Tor geworfen haben oder unsere Torhüter einen Treffer verhinderten, wurden wir lautstark angefeuert", freute sich Marcel Andre Jamin nach dem Spiel.
Die Top Leistung von Keeper Schermuly fiel natürlich auch Kiels Trainer Alfreo Gislason auf. "Ich habe noch nie erlebt, dass meine Mannschaft zur Pause mit zehn Treffern führt, obwohl ein Torwart so viele Bälle hält."
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt der SG Wallau nicht. Bereits am kommenden Sonntag geht der Ligaalltag in Dessau weiter, dann sehr wahrscheinlich mit weniger Zuschauern, aber hoffentlich mit derselben Einstellung und einem positiven Endergebnis auf der Anzeigentafel.
>>> Bildergalerie vom Spiel folgt am Donnerstag <<<
HSG Wetzlar | Bergischer HC | 28 | 22 |
HSV Hamburg | Frisch Auf Göppingen | 31 | 33 |
MT Melsungen | VfL Gummersbach | 32 | 37 |
TuSEM Essen | HBW Balingen/Weilstetten | 24 | 32 |
HSG Nordhorn-Lingen | Rhein-Neckar Löwen | 22 | 31 |
VfL Bad-Schwartau | TSV Hannover-Burgdorf | 38 | 31 |
TSG Friesenheim | Füchse Berlin | 24 | 32 |
Eintracht Hildesheim | SC DHfK Leipzig | 30 | 27 |
ASV Hamm-Westfalen | HC Erlangen | 29 | 33 |
TV Bittenfeld | TV Emsdetten | 26 | 22 |
SG BBM Bietigheim | TuS N-Lübbecke | 24 | 31 |
SG Wallau | THW Kiel | 24 | 39 |
SG Leutershausen | HG Saarlouis | 33 | 26 |
TuS Ferndorf | EHV Aue | 29 | 37 |
TBV Lemgo | GWD Minden | 35 | 20 |
SG Flensburg/Handewitt | SC Madgeburg | 26 | 16 |
Fotos: WA / Tom Klein