ANZEIGE
Am Dienstagabend nahm die Geschichte seinen Lauf. In einem Reihenhaus in der Erich-Ollenhauer-Straße auf dem Gräselberg findet in den Abendstunden ein 78-Jähriger seine 74-jährige Frau, bewusstlos auf dem Boden liegend im Wohnzimmer. Sekunden später kollabierte auch er, zum Glück nur kurzweilig. Wieder bei Bewusstsein gelang es dem 78-Jährigen einen Notruf abzusetzen – und den Rettungssanitäter die Türe selbst zu öffnen. Im Wohnzimmer versorgten sie zuerst die immer noch bewusstlose 74-Jährige, dann den 78-Jährigen und waren bemüht, die Ursache für das plötzliche Herz-Kreislauf Versagen zu finden. Ohne nennenswerten Befund.
Nachdem im Wohnzimmer zuerst dem Einen und kurz darauf den anderen Beiden unwohl wurde, verließen sie das Haus und alarmierten die Feuerwehr. Gegen 22:45 Uhr trafen die Einsatzkräfte in der Erich Ollenhauer-Straße ein. Schnell verschafften sich der Einsatzleiter einen ersten Überblick über die Lage. Mit Atemschutzgeräten ausgestattet suchten die Helfer nach der Ursache für die medizinischen Probleme der fünf Personen. Die Feuerwehrleute fanden nichts, sodass der Einsatz um kurz nach Mitternacht unter „kurios“ verbucht und abgebrochen wurde.
Das Rentnerehepaar wurde nach der medizinischen Erstversorgung sowie die Rettungswagenbesatzung in eine Wiesbadener Klinik gebracht. Dort wurden alle fünf komplett durchgecheckt. Nachdem mitten in der Nacht alle Befunden negativ waren, entließ sich das Pärchen, nach Rücksprache mit den verantwortlichen Ärzten, gegen 4:00 Uhr selbst aus dem Krankenhaus.
Wer dachte, der Einsatz wäre damit nur noch ein Fall für die Akten, der irrte. Bei Durchsicht aller Vorkommnisse der knapp letzten 12 Stunden sticht dem Leiter der Berufsfeuerwehr Wiesbaden, Harald Müller, der Einsatz an der Erich-Ollenhauer-Straße ins Auge. "Soviel Verletzte und keine Ursache", das sei Merkwürdig, so Müller. Er besprach sich mit Kollegen, koordinierte verschiedene Einsatzkräfte und löste erneut Alarm am Mittwochmorgen aus.
Gegen 9:40 Uhr rückte die Feuerwehr dann wieder aus und stand wenige Minuten später erneut vor der Tür des Ehepaars. Wieder mussten sie das Haus verlassen. Um sicher zu gehen, wurde das Nachbarhaus gleich mit evakuiert – und für die systematische Analyse vorbereitet. Auf Basis des Grundrisses wurden in jeder Etage verschiedene Messpunkte festgelegt. Im Keller, im Erdgeschoss bis unters Dach eine Vielzahl von Bereichen die akribisch überprüft wurden. Um alle Eventualitäten auszuschließen, wurde für die Messungen auf Spezialisten gesetzt. Es kamen Chemie- und Gas erfahrene Kollegen aus dem Chemiepark Infraserv sowie Kollegen von der Airbase Erbenheim zum Einsatz. Auch die ESWE schickte ein Team, um die Therme und alle Gasleitungen zu untersuchen.
Rund 30 Einsatzkräfte vor Ort gingen allen erdenklichen Möglichkeiten nach. Zuleitungen und Ableitungen – selbst die Kanalisation wurden untersucht. „Die Feuerwehr wird alles dafür tun, um herauszufinden, wo die Ursache für den Kollaps der Senioren und das Unwohlsein der Rettungssanitäter gewesen ist. Das wir dazu verschiedene Experten-Teams zusammenziehen und alle technischen Möglichkeiten einsetzen, versteht sich von selbst,“ erklärte der Einsatzleiter Philipp Posledni bevor die Trupps unter Atemschutz und den Messgeräten in das Gebäude gingen.
Vier Stunden später, gibt Posledni Entwarnung. Alle Messwerte sind negativ. Es gibt keine Hinweise auf die Ursache der medizinischen Probleme bei den Senioren und der Rettungswagenbesatzung. Diese wurde am Morgen entlassen, allen geht es wieder gut, erklärte der Einsatzleiter.
Auch der Kamin wurde von dem Bezirksschornsteinfeger überprüft. Auch hier keine Werte die zu gesundheitlichen Problemen führen. „Wir haben wirklich alles Erdenkliche getan und alle unsere Möglichkeiten ausgeschöpft. Das war uns aber auch wichtig, denn nur so können wir das ältere Ehepaar sorglos in ihr Haus zurücklassen", fügte Posledni an.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan Wiesbadenaktuell.de