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Die Schiersteiner Brücke ist seit den Abendstunden des 10. Februars voll gesperrt. Grund hierfür sind massive Schäden an der Vorlandbrücke auf der Mainzer Seite. Ein Brückenpfeiler der Vorlandbrücke hatte sich bei Bauarbeiten verschoben. Infolgedessen hat sie die Fahrbahn der Schiersteiner Brücke in Fahrtrichtung Wiesbaden um 30 Zentimeter abgesenkt – Wiesbadenaktuell berichtete.
Aus den chaotischen Verkehrsverhältnissen zu Beginn der Sperrung haben sich schnell relativ zuverlässige Staumuster entwickelt - Staumuster auf den Ausweichstrecken: über die Theodor-Heuss-Brücke, über die A 60 oder an der Rheinfähre Oestrich-Winkel - Ingelheim. Vermehrt bleibt seit dem 10. Februar auch das Auto einfach stehen – steigen Berufspendler auf „stauresistente“ Verkehrsmittel wie die Bahn um. Außerdem hätten sich viele angepasst, erklärte Dr. Klaus Schröter, Verkehrsexperte der IHK Wiesbaden gestern den zahlreich erschienen Journalisten in der IHK Mainz.
Um Stauzeiten zu entgehen und pünktlich bei der Arbeit zu sein, führen diese bereits um 6:00 Uhr zum Arbeitsplatz – um bei fehlenden Gleitzeitmodellen nicht selten, erst gegen 8:00 Uhr einzustechen. Die Folge: unbezahlte Leerzeiten für die Angestellten.
Dr. Klaus Schröter, Verkehrsexperte der IHK Wiesbaden, hat die Auswirkungen der Staus anhand vorliegender Verkehrszahlen von Mobilität in Rheinland Pfalz und Hessen Mobil untersucht. Allein im Pkw-Verkehr entstünde durch Umweg-Fahrten und permanente Zeitverluste ein täglicher Schaden von 1,2 Millionen Euro.
Davon ausgehend, dass die Schiersteiner Brücke Ende März wieder freigegeben wird, beläuft sich der finanzielle Schaden allein hier auf 58,8 Millionen Euro. Hinzu kämen den Ausführungen Schröters zufolge täglich auch Einbußen der Gewerbegebiete auf beiden Seiten der Schiersteiner Brücke. Die Umsatzzahlen, etwa im Äppelallee-Center auf der Wiesbadener Seite, seien seit Februar merklich zurückgegangen.
Zu den notwendigen Umwegen und Zeitverluste komme im Schwerverkehr außerdem der Einsatz von Mehrfahrten sowie ein höherer Personalaufwand um diese leisten zu können.
Setzt man die Schadenssumme ins Verhältnis zu den Baukosten der neuen Schiersteiner Brücke, wird der Nutzen dieser richtig deutlich. Hochgerechnet entstünde durch eine einjährige Sperrung der Brücke ein Schaden von mehr als 400 Millionen Euro. Dem stehen Baukosten von gut 216 Millionen Euro gegenüber. Wenn die Schiersteiner Brücke also nicht existiere, hätte sich der Neubau in acht Monaten amortisiert, so Joachim Nolde, Hauptgeschäftsführer der IHK Wiesbaden.
Mit einem Verweis auf die "Wunsch"-Brücke zwischen Bingen und Rüdesheim führte Nolde weiter aus, dass die mehrfach ins Gespräch gebrachte Brücke nicht wirklich zur Entlastung beitrage. Umfragen zufolge, würden täglich allenfalls fünf bis neun Tausend Pendler diese Option in Erwägung ziehen. Wie viele der durch die Sperrung Betroffenen tatsächlich ausweichen würden, ließe sich nicht sagen, so Nolde.
Neben der Sperrung der Schiersteiner Brücke galt ein weiteres Augenmerk dem Ausbau der A 643 in Rheinland-Pfalz. Gutnter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK Rheinhessen, betonte mit Blick auf die aktuelle Lage, dass der sechsspurigen Ausbau des Autobahnteilstücks von der Schiersteiner Brücke zum Dreieck Mainz unabdingbar sei –die momentanen Pläne, 2 Fahrspuren plus Standstreifen bei Mainz Mombach nicht weit genug greifen. „Ein Wirtschaftsstandort ist nur so gut, wie seine Infrastruktur“, so Jertz.
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