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Seit dem Bekanntwerden der schockierenden Missbrauchsfälle von Lügde (Nordrhein-Westfalen) im Januar 2019 kommen immer mehr Sexualdelikte an Kindern und Jugendlichen ans Tageslicht. Es wird mehr hingeschaut, aufgeklärt und Betroffene trauen sich, den Missbrauch anzuzeigen.
Die Zahl der von der Polizei registrierten Sexualdelikte ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen, wie aus der aktuellen Kriminalitätsstatistik der Polizei Wiesbaden für 2021 hervorgeht.
Ein besonders schwerer und umfangreicher Fall schockierte im Dezember 2021. Der ehemalige Trainer des Fußball-Drittligisten SV Wehen Wiesbaden Sven B., steht unter Verdacht, mehrere Jugendliche betäubt und vergewaltigt zu haben.
Als der Fall bekannt wurde, hat der Verein sofort reagiert und den 34-Jährigen freigestellt. Die Polizei hat Sven B. festgenommen, seit dem 9. Dezember sitzt er in Untersuchungshaft.
Dem ehemaligen Trainer wird zur Last gelegt, sich bereits seit 2007 männlichen Jugendlichen sexuell genähert zu haben. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen den 34-Jährigen wegen des dringenden Tatverdachts der sexuellen Nötigung unter Ausnutzung eingeschränkter Willens- und Äußerungsfähigkeit, der Vergewaltigung sowie der Herstellung jugendpornographischer Inhalte.
„In diesem Zusammenhang wurde seitens der Polizei für besorgte Eltern eine Telefonhotline geschaltet. Weiterhin wurde speziell für diesen äußerst umfangreichen Ermittlungskomplex eine Sonderkommission (SoKo) mit 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Polizeipräsidium Westhessen eingerichtet“, teilte Kriminaldirektorin Madlen Weyhrich am Mittwoch bei der Pressekonferenz zur Kriminalitätsstatistik 2021 in Wiesbaden mit.
Diese SoKo wertet seit rund zehn Wochen die beschlagnahmten Datenträger sowie weitere gefertigte Materialien aus. Dabei handelt es sich unter anderem um eine sehr große Datenmenge, wie Weyhrich mitteilte. Die Polizist:innen ermitteln hier quasi „rückwärts“.
Es wurden insgesamt 244 Datenträger mit einem Gesamtvolumen von über 100 Millionen GB sichergestellt.
„Im Rahmen der Ermittlungen konnten inzwischen zehn Opfer sicher identifiziert werden. Die Altersspanne der durchweg männlichen Opfer beläuft sich auf etwa 10 bis 16 Jahre zum Tatzeitpunkt. Bis dato wurden rund 70 zu vernehmende oder zu befragende Personen ermittelt, von denen knapp die Hälfte bereits vernommen werden konnte“, so die Kriminaldirektorin.
Auch in den früheren Vereinen, in denen der 34-Jährige als Trainer tätig war, laufen intensive Ermittlungen. Unklar ist weiterhin, ob Jugendspieler des SV Wehen auch von dem Missbrauch betroffen sind.
Anhand von Spielerlisten, die durch die ehemaligen Vereine des Trainers den Beamt:innen zu Verfügung gestellt wurden, konnte die Sonderkommission über 200 Personen ermitteln, „welche es noch polizeilich abzuklären gilt“, bestätigte Weyhrichs. Diese Zahlen verdeutlichen den großen Umfang des Ermittlungskomplexes“, betonte Kriminaldirektorin.
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