ANZEIGE
“Ihre Feuerwehr wird kaputtgespart“ unter diesem Motto marschierten rund 150 Feuerwehrfrauen und –männer von der Berufsfeuerwehr Wiesbaden und anderen Wehren der Region durch die Fußgängerzone der hessischen Landeshauptstadt. Mit einem Blaulicht das auf einen alten Kinderwagen montiert war und Megaphondurchsagen machten sie auf ihre Situation aufmerksam, dazu trugen sie Fahnen und Plakate. „Dass so viele Kolleginnen und Kollegen an der Demonstration teilgenommen haben, zeigt, wie sehr die Luft bei uns brennt. Deshalb haben wird von der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft der Landesgruppe Hessen diesen Protestmarsch organisiert, um gemeinschaftlich auf die Missstände bei uns aufmerksam zu machen und die Politiker zu Gesprächen mit uns zu bewegen“, erklärt Swen Kalowsky, Feuerwehrmann und Landesvorsitzender der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG).
Vom Startpunkt der Schützenhofstraße ging es über die Langgasse und der Mauergasse auf das Dern'sche Gelände. Auf den Weg dorthin verteilten sie Flugzettel, erklärten interessierten Bürgern den Grund für ihre Demonstration und machten mit Trillerpfeifen jede Menge Krach. Dieser steigerte sich noch etwas, als die Gruppe auf dem Dern'schen Gelände, der Rathausrückseite stand. Die Feuerwehrfrauen und –männer hatten sich etwas besonders einfallen lassen. Sie haben an zwei Weihnachtsbäume statt Christbaumkugeln, Zettel mit ihren Forderungen und den mittlerweile über 230.000 unbezahlten Überstunden - jeder Feuerwehrbeamte hat davon bis jetzt alleine mehr als 1.000 Stunden zusätzliche Arbeit geleistet, die in keinster Art bis jetzt vergütet wurden – gehängt.
Diese „Protestbäume“ wollten sie den Politikern vom Rathaus sowie vom Hessischen Landtag übergeben. Doch kein Politiker ließ sich bei den Feuerwehrleuten - die rundum die Uhr für unsere Sicherheit da sind - sehen, obwohl zu diesem Zeitpunkt die letzte Stadtverordnetenversammlung im Rathaus stattfand. Stark enttäuscht waren die Lebensretter über das Fernbleiben schon, weil man insgeheim etwas darauf gehofft hatte, das sich jemand sehen lässt.
So blieb dem Demonstranten nur eins übrig, sie stellten einen Protestbaum vor den Eingang des Landtags und den anderen auf die oberste Treppenstufe des Rathauses. „Auch wenn uns heute kein Politiker in Empfang genommen hat, wir stehen eng zusammen und werden weiter kämpfen, meine Kolleginnen und Kollegen und ich sind hoch motiviert“, betonte der 1. Vorsitzende der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft.
Bei dem Protest am Donnerstag ging es nicht nur um die Überstundenproblematik gegen die insgesamt über 80 Feuerwehrleute aus Wiesbaden klagten, sondern vielmehr wollte man auch erreichen, dass die besonderen Anforderungen die an den Beruf des Feuerwehrmannes gerichtet sind, angemessen berücksichtigt werden. Denn Feuerwehrmann kann nur werden, wer bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, dazu kommt eine anspruchsvolle Ausbildung und jede Menge Fortbildungen.
Alle drei Jahre müssen die Beamte zu einem strengen Gesundheitstest, das sollte sich auch finanziell bemerkbar machen. Statt mal mehr Lohn zu bekommen, wird ständig gekürzt. „Wir haben über 20 Prozent Reallohnverlost“, schildert Kalowsky. Hinzukommt das es seit Jahren nur wenige Nachbesetzungen gibt. Immer mehr Beamte gehen in Pension und es gibt keine beziehungsweise nur wenige Nachfolger, sodass es jeder Feuerwehrmann die Mehrarbeit zu spüren bekommt. Das sind alles Belastungen, die ganz schön auf die Substanz gehen, erzählt der DFeuG Vorsitzende. Der Protest richtet sich hauptsächlich gegen die Kommunal- und Landespolitiker und nicht gegen die Amtsleitung der Berufsfeuerwehr Wiesbaden, mit der eine konstruktive Zusammenarbeit erfolgt, betont Kalowsky.
Der ursprüngliche Weg sollte eigentlich über den Sternschnuppen Markt gehen, „wir haben aber mit dem Ordnungsamt ausgemacht, das die Zugstrecke nicht darüber führt, denn wir wollten nicht die vorweihnachtliche Stimmung stören“, erklärt Kalowsky. Und dadurch das Weihnachten ist, haben die Feuerwehrmänner untereinander 470 Euro, die sie für die Behinderten-Werkstatt Wiesbaden gesammelt haben, dem Lions-Clubs am Abend auf dem Sternschnuppen Markt übergeben.
Zum Abschluss sagt Kalowsky: „Ich wünsche mir das die politisch Verantwortlichen die Weihnachtszeit nutzen über unseren Beruf und das was wir tagtäglich leisten nachzudenken und das sie im neuen Jahr für Gespräche bereit sind.“