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Da musste die Pressestelle der Wiesbadener Helios HSK tief in die Schublade mit den Krisen-PR Leitlinien wühlen. Denn getreu dem Gesetz des amerikanischen Ingenieurs Murphy „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“, folgte dem desaströsen Bericht des Team Wallraff, am Montag 11. Januar, am Mittwoch,13. Januar, die Nachricht, dass neun Frühgeborene auf der neonatologischen Station mit dem MRSA Keim besiedelt sind.
Aufgrund der zahlreichen Anfragen zur aktuellen Situation auf der neonatologischen Station der HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken, reagierten die Klinik mit einer Stellungnahme auf der Webseite des Unternehmens. 12 der häufigsten Fragen zu diesem Thema, werden von der Klinik dort beantwortet. Demnach geht es den betroffenen Kindern gut. Die Kinder sind Träger des Keimes MRSA, sind aber nicht erkrankt.
Die Gefahr, die von der Besiedelung für die Kinder ausgeht, schätzt die Klink in ihrer Stellungnahme wie folgt ein: „Eine Besiedlung mit MRSA ist an sich ungefährlich und kommt immer wieder vor. Es besteht aber die Möglichkeit, dass aus einer Besiedlung auch eine Infektion entstehen kann, die dann aufgrund der Resistenz der Keime nur mit bestimmten Antibiotika zu behandeln ist.“
Die Frage nach der Häufigkeit solcher Besiedelungen beantwortet die Klinik so: „Dies kommt auf Frühgeborenen-Stationen immer wieder vor - deutschlandweit. Eine Besiedlung ohne Infektion wird dem Gesundheitsamt mitgeteilt, in der Regel aber nicht der Öffentlichkeit, da das Risiko einer Erkrankung bei Einhaltung der speziellen Schutzmaßnahmen unwahrscheinlich ist. Wir haben uns gestern bewusst für die Information der Öffentlichkeit entschieden, da unsere Klinik gegenwärtig im Fokus der Berichterstattung steht und wir transparent kommunizieren wollen.“
Um eine Verbreitung des Keims zu verhindern, hat die Klinik Schutzmaßnahmen eingeleitet. Im Detail sagt sie dazu: „Wir haben maximal mögliche Schutzmaßnahmen eingeführt. Alle Personen, Mitarbeiter und Angehörige, tragen vollständige Schutzkleidung (Schutzkittel, Handschuhe, Mund-/Nasenschutz, Haube), auch beim Kontakt mit den fünf nicht betroffenen Kindern. Alle besiedelten Kinder sind isoliert. Wir haben eine feste Mitarbeiter-Gruppe für die Behandlung von besiedelten und für die Behandlung der bisher negativ getesteten Kinder.“ Dies ist besonders wichtig, da die Übertragung hauptsächlich über direkten oder indirekten Kontakt mit Personen oder Gegenständen, die mit dem Keim besiedelt sind erfolgt.
Laut Klinik erfolgt bei Frühchen ein Screening bei Aufnahme auf die Station und wöchentlich statt, Schwerpunkt ist die Suche nach multiresistenten gramnegativen Erregern.
Die Presseerklärung lässt offen, ob die Frühchen bei der Aufnahme bereits besiedelt waren oder ob der Keimbefall erst während des Aufenthalts auf der Station aufgetreten ist!
Die negativ getesteten Kinder werden erneut untersucht, sobald ein negativer Abstrich vorliegt. Diese Untersuchungen werden dreimal wiederholt, um so den negativen Befund mit absoluter Sicherheit zu bestätigen. Alle Kinder werden routinemäßig wöchentlich gescreent. Bei Infektionsverdacht erfolgen umgehend mikrobiologische Untersuchungen.
Die Frage, ob es sein kann, dass die Keime vom Personal von Kind zu Kind übertragen wurden, beantwortet die Klinik ausweichend: „Die Übertragung erfolgt über den direkten Kontakt. Deswegen untersuchen wir derzeit alle Möglichkeiten: Wir führen Umgebungsuntersuchungen durch, es werden alle Personen gescreent, um zu prüfen, woher der Keim kommt. Erst dann wird es eventuell möglich sein, den Verbreitungsweg nachzuverfolgen. Auf die Ergebnisse muss noch einige Tage gewartet werden. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Übertragung und der personellen Unterbesetzung gibt steht laut Klinik nicht fest. Die Klinik verlautbart, dass die Personalbesetzung auf der Station im Zeitraum, in dem es zu der Übertragung kam, angemessen war.
Im Rahmen des Stellenabbaus wurde auf dieser Station keine Stelle gestrichen. Seitdem gab es auf der Station Perioden, in denen das Stammpersonal, vor allem aufgrund von Schwangerschaften, nicht vollständig zur Verfügung stand. In solchen Perioden wurden die Bettenzahl an die personelle Situation angepasst und reduziert.
Das Gesundheitsamt wurde informiert. Ein Vertreter des Gesundheitsamtes war am 13. Januar auf der Station und hat sich ein Bild von der Situation gemacht und die getroffenen Maßnahmen kontrolliert. Die getroffenen Maßnahmen und die eingeleiteten Prozesse wurden in keinem Punkt beanstandet.
Die HELIOS HSK ist Mitglied des MRE-Netzwerkes und haben 2015 erneut das MRE-Siegel des Netzwerkes erhalten.
Vielleicht ist die Vergabe ein Grund, den Wert dieses Siegels anzuzweifeln? Tatsache ist, das in Niederländischen Krankenhäusern die Zahl der MRSA Fälle unter 1 Prozent liegt. Was hält Deutsche Kliniken davon ab, ihre Standards entsprechend anzupassen.? Die Anwort liegt einzig und allein beim Thema "Gewinnmaximierung". Das muss an dieser Stelle erneut gesagt werden. Nur mit einem anderen Personalschlüssel und deutlich höheren Aufwendung für den Bereich Hygiene, können solche Vorfälle verhindert werden. Muss wirklich erst ein Patient sterben? Oder macht die Tatsache, dass bis heute die Beweislast für Kunstfehler und Versäumnisse auf der Patientenseite liegt, die Krankenhäuser so unbeschwert im Umgang mit möglichen Klagen?
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