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„Ein Meilenstein für Wiesbaden und die Bürgerinnen und Bürger“, so Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich in seiner Ansprache am Dienstagmittag beim Spatenstich zum Neubau der Feuer- und Rettungswache III in Igstadt. Die 1976 eiligst integrierte Berufsfeuerwehrwache auf dem Gelände und in dem Gerätehaus der Freiwilligen Wehr Bierstadt, sollte nur als Übergangslösung dienen.
Mit der Eingemeindung von Breckenheim, Delkenheim, Medenbach, Naurod und Nordenstadt 1977 musste der Brandschutz und die Hilfsfrist von 10 Minuten für die neuen Stadtteile sichergestellt werden. Die Berufsfeuerwache III war nur als provisorische Lösung angedacht, um zunächst den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen. Daraus sind mittlerweile 43 Jahre geworden.
Nicht ganz so lange, aber ebenfalls nur als Übergangslösung war die “Rettungswache Süd“ des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf dem Raiffeisen-Gelände in Igstadt geplant. Die Einsatzkräfte sind dort mittlerweile seit über zwölf Jahren in Containern untergebracht. Die Arbeits- sowie Aufenthaltsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind alles andere als optimal und die Rettungswagen stehen im Freien. Von dieser Wache werden rund um die Uhr an sieben Tage die Woche alle medizinischen Notfälle im östlichen Bereich der hessischen Landeshauptstadt abgedeckt.
Nach jahrelange Planungen wurde in der Nordenstadter Straße 77 in Igstadt ein passendes Grundstück, das alle Anfeuerungen erfüllt, gefunden. Nachdem dieses 2012 von der Stadt erworben wurde, fanden von 2015 bis 2017 der Realisierungswettbewerb und die Planungsphase statt. Den ersten Preis erlangten die Bayer & Strobel Architekten aus Kaiserslautern mit einer sehr funktionalen und städtebaulich gut eingebundenen Entwurfslösung.
Nicht nur die Berufsfeuerwache III und die Rettungsdienstwache sollte an dem Standort einen Platz finden, sondern auch die Freiwillige Feuerwehr Igstadt, die ebenfalls seit Jahren in einem Gerätehaus unterbracht ist, welches weder Platz, noch gute Arbeitsbedingungen sowie modern ist, beschrieb Harald Müller, Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Wiesbaden, am Dienstag die lange Planungsphase.
„Die Zusammenführung der beiden Provisorien und das Integrieren der Freiweilligen Wehr Igstadt in dem neuen und modernen Gebäude hat Leuchtturm-Charakter. Es ist Grund zur Freude, da mit der neuen Feuer- und Rettungswache die Sicherstellung der gesetzlichen Hilfsfrist für die östlichen Stadtteile sowie die Arbeitsbedingungen der Einsatzkräfte deutlich verbessert wird“, so Gerich.
Durch die Anordnung der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Igstadt in einem Gebäude kann wichtige Infrastruktur von beiden Einheiten genutzt werden. Außerdem wird auch die Freiwillige Feuerwehr endlich bessere Bedingungen für die Ausübung ihres wichtigen Ehrenamtes erhalten.
„Allen Beteiligten war es bei der Realisierung wichtig, dass die Igstadterinnen und Igstadter abgeholt wurden und das Projekt eine hohe Berücksichtigung fand, gerade was den Lärmschutz betrifft“, so Müller.
„Das Hochbauamt als Projektleiterin hat mit der Berufsfeuerwehr und den weiteren Nutzern, den Architekten und Ingenieuren in den letzten beiden Jahren eine Planung erstellt, die alle Belange dieser drei so wichtigen Einrichtungen hervorragend umsetzt“, betonte Gerich.
Die neue Feuerwache wird räumlich und funktional auf dem neuesten Stand sein. Dies gilt auch für die Geräteprüfung sowie die Aus- und Fortbildung der Einsatzkräfte.
Zusätzliche Fahrzeugstellplätze entspannen die räumliche Situation in den beiden anderen Feuerwachen und machen die Berufsfeuerwehr für die Zukunft leistungsfähig.
Der Neubau wird eine Brutto-Grundfläche von 7.180 Quadratmetern aufweisen, aufgeteilt auf drei Etagen mit insgesamt 4.360 Quadratmetern Nutzfläche. Die Berufsfeuerwehr erhält eine Sporthalle mit 277 Quadratmetern Fläche. Diese ermöglicht es den Feuerwehrfrauen und -männern, ihre körperliche Fitness für den Einsatz-Alltag aufrechtzuerhalten.
Die Höhe des Hauptgebäudes beträgt 13 Meter. Im Süden befindet sich der fünfgeschossige Übungsturm, der stolze 16,6 Meter misst. Er bildet eine Landmarke und weist deutlich sichtbar von weitem auf die Feuerwache hin. Der Alarmhof dient der Feuerwehr zu Übungszwecken. So kann das Anleitern vor Ort erprobt werden.
Im Notfall ist die Feuerwache 72 Stunden autark betriebsfähig: Durch ein Notstromaggregat, einen 28 Meter tiefen Notbrunnen und einen Heizölkessel werden alle Medien unterbrechungsfrei zur Verfügung stehen, erklärte Wiesbadens Baudezernent Hans-Martin Kessler beim Spatenstich.
Die Heizungsanlage ist redundant aufgebaut. Das bedeutet, bei Ausfall eines Heizkessels wird ein zweiter Kessel einspringen. Eine Zisterne speichert Regenwasser, das zu Übungszwecken als Löschwasser zum Einsatz kommen kann.
„Zwei Ladesäulen für E-Autos ermöglichen eine zukunftsorientierte Elektromobilität. Die hauseigene Photovoltaikanlage sowie ein Blockheizkraftwerk im Keller liefern einen Teil des erforderlichen Stroms für das Gebäude. Alle Bereiche werden durch Lüftungsanlagen mit frischer Luft versorgt, die über Wärmerückgewinnung in den kalten Jahreszeiten vorerwärmt wird“, so Kesser weiter.
Das Gebäude wird annähernd im Passivhausstandard errichtet. Das bedeutet eine gut gedämmte, dichte Gebäudehülle sowie Dreischeibenverglasung.
Die neue Feuerwehr- und Rettungswache erhalt eine hochwertige Fassadenkonstruktion aus Klinkersteinen, die wartungsarm und attraktiv ist. Die rote Färbung weist auf die Nutzung als Feuerwache hin.
„Diese neue Wache soll den Bürgerinnen und Bürger unserer schönen Stadt ein Stück mehr Sicherheit bieten“, so der Amtsleiter der Berufssfeuerwehr Wiesbaden abschließend bei seiner Ansprache.
Die Gesamtkosten inklusive der Inneneinrichtung liegen bei rund 22,4 Millionen Euro. Gerich, Kessler und auch Müller, wünschen dem Bau einen unfallfreien und planmäßigen Verlauf, damit das Gebäude zum Jahreswechsel 2020/2021 bezogen werden kann.
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Fotos: Daniel Becker & Hochbauamt Wiesbaden