ANZEIGE
Der SPD-Kandidat Gert-Uwe Mende eilte um fünf Minuten vor 18:00 Uhr allein die Treppen ins Rathaus hinauf. Da herrschte schon gespannte Stimmung in den Fraktionsräumen der Parteien. Der tiefen Betroffenheit bei den Sozialdemkoraten, nach den ersten Ergebnissen zur Europawahl, folgte erleichterte Jubel, als erkennbar war, dass OB-Kandidat Gert-Uwe Mende vom Start weg die Liste der Bewerber anführte.
Nancy Faeser, Generalsekretärin der SPD Hessen, gratulierte Gert-Uwe Mende zum Einzug in die Stichwahl und betonte, welchen tollen Job das Wahlhelfer-Team in den vergangenen Wochen gemacht hat. Auch prominente Wiesbadener SPD-Mitglieder hatten sich eingefunden, um Mende die Daumen zu drücken, neben dem Parteivorsitzenden der SPD-Wiesbaden, Dennis Volk-Borowski, waren auch die Stadtverordneten-Vorsteherin Christa Gabriel und auch der ehemalige Bürgermeister Arno Goßmann unter den Anwesenden.
Mende bedankte sich im Gegenzug beim Landesverband der SPD, ohne dessen Unterstützung sein Wahlkampf so nicht möglich gewesen wäre. Nachdem endgültig feststand, das Mende der Sieg an diesem Abend nicht mehr zu nehmen war, jubelten die Genossinnen und Genossen ihm minutenlang zu.
„Die Wiesbadener SPD kann was“ stellte Volk-Borowski mit Genugtuung fest. Er lobte Mende für seinen „super tollen Wahlkampf und als super tollen Kandidat“. Zugleich präsentierte er unter dem Jubel der Genossinnen und Genossen das neue Plakatmotiv für den Endspurt in den kommenden drei Wochen bis zur Stichwahl.
Mende blieb auch in diesem Moment bescheiden und freute sich über die Realisierung des ersten Ziels im Wahlkampf, das er nur mit Hilfe seiner zahlreichen Haupt- und ehrenamtlichen Helfer sowie seiner Familie erreichen konnte. Man darf gespannt sein, wie groß der Blumenstrauß sein wird, den Mende erhält, wenn er tatsächlich OB wird. Schon der gestrige dürfte wohl einen Ehrenplatz im Hause Mende bekommen.
Auch die CDU feierte ihren Kandidaten Eberhard Seidensticker für den Einzug in die Stichwahl und das damit erreichten Wahlziel. Bürgermeister Dr. Oliver Franz bedankte sich auch bei Seidenstickers Familie für die vergangenen sechs entbehrungsreichen Wochen.
Franz zeigte sich zuversichtlich und optimistisch, in drei Wochen gute Chancen zu haben, mit Seidensticker den neuen OB zu stellen.
Nicht zufrieden zeigte sich Franz mit dem Ergebnis der Europawahl, da gäbe es Nachbesserungsbedarf, über den in den kommenden Tagen gesprochen werde.
Auch Seidensticker gab sich kämpferisch: „Mein Leben fand schon immer im Dauerlauf statt und in den kommenden Wochen gebe ich erst richtig Gas“, sagte er zu seinen Parteifreundinnen und -freunden. Er dankte seiner Frau und seinen Wahlhelfern, allen voran von der Jungen Union, die bei Wind und Wetter an seiner Seite waren, die ihn durch die Zeit getragen haben, sowie dem Bundestagsabgeordneten Ingmar Jung für dessen Unterstützung. Ab Montag werden die Wahlergebnisse analysiert, um im Wahlkampf noch besser vorbereitet zu sein.
Entspannte Runde bei den LINKEN. Hier war klar, dass der Kandidat Ingo von Seemen mit dem Thema Stichwahl nichts zu tun haben würde. Sein erklärtes Wahlziel war daher, den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern. Das hat von Seemen erreicht, auch wenn sein persönliches Ergebnis von 4,8 Prozent 1,4 Prozentpunkte hinter dem Ergebnis der LINKEN bei der Kommunalwahl 2016 zurücklag.
Gute Stimmung bei den GRÜNEN, die zunächst auf ein sensationelles Ergebnis bei den Europawahlen anstießen und dann den Achtungserfolg ihrer Kandidatin Christiane Hinninger feiern konnten, die nur 1,1 Prozent hinter Eberhard Seidensticker auf dem undankbaren dritten Platz landete.
Hinninger sagte im Anschluss: „Es gibt in der Stadt viel zu tun. Neben allen notwendigen Sachthemen muss vom kommenden OB vor allem das verloren gegangene Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zurückgewonnen werden."
Auf seiner Facbookseite schreibt der Kandidat der FDP Sebastian Rutten:
„Ich möchte mich bei allen, die mich in den letzten Wochen und Monaten unterstützt haben, herzlich bedanken! Gerd-Uwe Mende und Eberhard Seidensticker gratuliere ich zum Einzug in die Stichwahl und wünsche beiden einen erfolgreichen Zielwahlkampf. Auch bei meinen anderen MitstreiterInnen möchte ich mich gerne für den sachlich geführten Wahlkampf der letzten Wochen bedanken.
10,5 Prozent sind ein tolles Ergebnis, über das ich mich sehr freue. Natürlich habe ich mich für einen echten Wandel an der Spitze des Rathauses stark gemacht, aber die Wählerinnen und Wähler haben den bisherigen Strukturen eine erneute Chance eingeräumt. Diese gilt es nicht zu verspielen. Die jeweiligen Versprechen im Wahlkampf waren groß und müssen sich nun bewahrheiten.
Mein besonderer Dank gilt allen Helferinnen und Helfern, die mich im Wahlkampf unterstützt haben, sei es beim Plakatieren, an den Wahlkampfständen, den vielen Veranstaltungen oder Podiumsdiskussionen. Es war mir eine Freude, die letzten Wochen und Monate gemeinsam mit Euch zu den spannendsten und ereignisreichsten zu machen, die ich hatte, seit ich in Wiesbaden lebe. Dafür ein großer DANK!
Auch Christian Bachmann, der mit 3,5 Prozent aus der Wahl hervorging, bedankt sich via Facebook: „Glückwunsch an Gert-Uwe Mende und Eberhard Seidensticker zum Einzug in die Stichwahl am 16.6, sowie Danke an alle Kandidaten für eine fairen Wahlkampf!“
Von Dr. Eckhard Müller, dem Kandidat der AfD, der 6,2 Prozent der Stimmen erhielt, liegt bislang noch kein offizielles Statement vor.
Vor dem Wahllokal sprach Wiesbadenaktuell mit einigen wahlberechtigten Wiesbadenern:
Cäsar Quentero
„Ich habe mich vorab richtig informiert. Auf Youtube waren Videos von allen Kandidaten, die habe ich mir angeschaut. Auf dieser Basis habe ich mich dann entschieden. Der Kandidat musste mir sympathisch sein und natürlich musste ich auch mit dessen Inhalten zurechtkommen.“
Sebastian J.
„Ich war bis eben noch mit meinem Kind auf dem Spielplatz und gehe jetzt schnell wählen. Für mich zählt nur die Europawahl, da weiß ich genau, wo ich mein Kreuz mache. Ich habe mir zu den Oberbürgermeisterkandidaten eigentlich noch keine richtigen Gedanken gemacht. Ich entscheide mich ganz spontan vor dem Wahlzettel. Wie gesagt, mein Herz schlägt für die EU!“
Vassilios Ntatis, Grieche, seit 69 Jahren in Wiesbaden
Als eingefleischter Wiesbadener habe ich mich intensiv mit allen Kandidaten auseinandergesetzt. Meine Infos habe ich mir im Netz und auf wiesbaden.de im Netz besorgt. Außerdem habe ich mich mit anderen ausgetauscht. Ich habe so ein gutes Gefühl entwickelt, wen ich wählen sollte.
Sandra
Ich habe mich über alle Kandidaten im Netz informiert. Sympathie und Ausstrahlung sind mir neben den Inhalten auch wichtig.
Das 18:00 Uhr auch wirklich 18:00 Uhr bedeutet, musste eine Wiesbadener Rentnerin bitter erfahren, als sie wenige Minuten nach sechs vor den verschlossenen Türen des Wahllokals stand. Dabei ist ihr nicht nur die Stimmabgabe versagt geblieben, sondern auch ein wunderbares gemischtes Eis durch die Lappen gegangen. Das hatten die Wahlhelfer für den letzten Wähler vorbereitet und konnte leider nicht vergeben werden.
Ein Wähler wurde abgewiesen, als EU Bürger hatte er nicht rechtzeitig angegeben, in welchem Land er zur Urne gehen würde.
Auch Briefwähler, die keine Wahlunterlagen erhalten hatten und sich nicht um Ersatz gekümmert hatten, durften nicht wählen. Da blieb der eine oder andere enttäuscht zurück.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de
Fotos: Daniel Becker