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Nach dem Brand eines Boots im Schiersteiner Hafen, bei dem am frühen Sonntagmorgen ein 7-jähriges Mädchen zu Tode kam, suchten Ermittler:innen nach der Ursache für das Feuer. Die Polizei geht derzeit von einem Unglücksfall aus. Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Brandstiftung gegen den Vater des kleinen Mädchens.
Der 39-jährige Vater war, nach Informationen von Bekannten, häufiger mit seiner Tochter auf dem Rhein unterwegs. Beide haben öfter zusammen auf dem umgebauten Segelboot - welches aus einem Metallrumpf und einer selbstzusammengezimmerten Holzkonstruktion, die als Kajüte diente - übernachtet.
Dies war auch von Samstag auf Sonntag der Fall. Am frühen Morgen ist der 39-Jährige dann um kurz nach halb acht mit einem unbekannten Gefährt von dem Boot zu Ufer gefahren. Anschließend ging er an die Shell-Tankstelle in der Rheingaustraße einkaufen. Ob er dort Frühstück oder etwas anderes besorgt hatte, ist nicht bekannt.
Rund 20 Minuten später, also um etwa 8:30 Uhr, ging der erste Notruf in der Rettungsleitstelle Wiesbaden zu dem brennenden Boot ein.
Als die Feuerwehr nur wenige Minuten später im Osthafen eintraf, stand das Kajüten-Boot bereits im Vollbrand. Der 39-Jährige befand sich im Wasser neben dem Motor-Boot und hielt sich an der Ankerleine fest. Ein Feuerwehrschwimmer brachte den Wiesbadener an Land. Das Boot wurde von den Kräften ans Ufer gezogen und dort vollständig gelöscht.
Der 39-Jährige versuchte noch seine Tochter aus dem Feuer zu holen, wie er den Rettungskräften mitteilte. Doch die Flammen hatten sich auf dem kleinen Motor-Boot so stark ausgebreitet, das er keine Möglichkeiten hatte, sie zu retten. Das Mädchen konnte nur noch tot von der Feuerwehr aus dem total abgebrannten Boot geborgen werden.
Der Vater ist vermutlich bei dem Versuch, seine Tochter zu retten, vom Boot gestürzt, teilte Oberstaatsanwalt Andreas Winckelmann mit. Zunächst ging man davon aus, dass er selbst ins Wasser gesprungen war. Die Leiche des Mädchens wurde am Mittwoch (9. März) obduziert. Das Ergebnis liegt noch nicht vor.
Der Wiesbadener kam am Sonntag zunächst mit einem Rettungswagen in eine Klinik und wurde dort medizinisch behandelt. Da er keine schweren Verletzungen von dem Feuerunfall davon trug, konnte er bereits im Laufe des Sonntags entlassen werden. Die Kriminalpolizei hat ihn bereits zu den Vorfall auf dem Boot befragt. Was er aussagte, wollte die Polizei nicht mitteilen.
Bereits am Sonntagmorgen haben die Kripo Wiesbaden und Brandermittler des LKA mit den Untersuchungen an dem ausgebrannten Boot im Hafen begonnen. Anschließend wurde es sichergestellt und weitere Analysen durchgeführt.
Nach den bisherigen Ermittlungen gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, daß sich vermutlich Treibstoff aus den an Bord gelagerten Kanistern entzündete - womöglich beim Kontakt mit einer Heizung. „Für ein Hantieren mit offenem Feuer gebe es keine Anhaltspunkte. Möglicherweise sei es bei der Entzündung zu einer Explosion gekommen“, so Winckelmann.
Der 39-Jährige hat gerne auf dem Boot gefeiert, meist mit Alkohol und auch Drogen, berichteten verschiedene Personen Wiesbadenaktuell gegenüber. Auch soll er sich nicht immer wie ein verantwortungsvoller Vater verhalten haben. Trotzdem war das Verhältnis zu seiner Tochter gut, erzählten Angehörige.
Die Familie des Mädchens ist der Bezirkssozialarbeit im Amt für Soziale Arbeit Wiesbaden bekannt. Sie wurde vom Jugendamt betreut. Im welchem Umfang dies geschah, wollte die Behörde nicht mitteilen. Eine Kindeswohlgefährdung lag aber nicht vor.
Das Unglück wirft viele Fragen auf. Neben der Ursache für den Brand, auch ob der Vater sich ausreichend und fürsorglich um seine Tochter gekümmert hat, sowie, ob er eventuell eine Mitverantwortung bei dem Feuer trägt. Diese werden die Behörden nun ermitteln und damit auch beantworten.
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Foto: Peter