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Rechtzeitig zum Feierabend-Verkehr schließt sich der Kreis um die Baustelle der Rhein-Main-Hallen an der Friedrich Ebert Allee. Der Kreis, der menschenleer sein sollte, wenn um 20:00 Uhr mit der Entschärfung der 5-Zentner Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg begonnen wird.
Aktuell ist die Wilhelmstraße in Richtung Bahnhof von der Luisenstraße ab gesperrt. Ebenso die Bahnhofstraße - und ein weiter Bereich der Frankfurter Straße. Überall beziehen Beamten der Polizei Posten. Nachdem sie sich vergeswissert haben, dass die als kritisch zu betrachtenden Häuser geräumt sind, passen die Beamten auf, dass niemand in eins der eben geräumten Häuser wieder rein geht.
Auch für die umliegenden Geschäfte heißt es: Licht aus und Türen schließen - und für die Mitarbeiter, zumindest ein halber nicht eingeplanter Urlaubstag. Der Inhaber des Sushi-Leecious macht eben das Licht aus und verschließt die Tür.
Die Evakuierung hat inzwischen auch den Gustav-Stresemann-Ring erreicht. Im Lilien-Carré sind die Geschäftsführer aufgerufen ihre Geschäfte zu schließen. Mitarbeiter und Gäste sind aufgefordert das Lilien-Carré zu verlassen. Nebenan im Motel one nimmt alles seinen Lauf. Eine Evakuierung ist hier nach vorliegenden Informationen nicht vorgesehen. Anders im Hauptbahnhof Wiesbaden. Die hier angesiedelten Ladenlokale sind um 19:20 Uhr alle geschlossen.
Das Dorint Hotel, ist inzwischen ebenso vollständig evakuiert. Die rund 350 Hotelgäste sind nach Auskunft von Hoteldirektor Jörg Krauss mit einem Shuttlebus auf das Kurhaus und der Sporthalle am "Platz der Deutschen Einheit" verteilt worden. "Oder haben sich auf die umliegenden - noch geöffneten - Restaurants verteilt." Alle waren ganz entspannt und voller Verständnis, für die außergewöhliche Situation, erklärt Kraus. Bis 21:00 oder auch 22:00 Uhr können man jetzt nichts machen. Nur abwarten. Vielleicht werde man dann gegen 22:00 Uhr in der Hotelbar spontan zu einer After-Entschärfungs-Party aufrufen. Wer weiß.
Im Kurhaus ist die Lagen ebenso entspannt. Kurz vor 20:00 Uhr steht mehr als ein Helfer einem Wiesbadener gegenüber. Insgesamt sind es etwa 90 Personen - Personen der Hilfsorganisationen ASB, Johanniter, Rotes Kreuz, Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger, Hotelgäste - und von der Notfallseelsorge Wiesbaden.
Von etwa 17:00 Uhr an saß der Bomben-Entschärfer des Kampfmittelräumdienstes aus Darmstadt in einem Bau-Container auf dem Gelände der Rhein-Main-Hallen. Kurz nach 20:00 Uhr - in Wiesbadens Innenstadt steht der Verkehr still - macht er sich mit dem Entschärfungs-Kommando auf den Weg zu Bombe.
So gelassen die Leute auf Wiesbadens Straßen eben sind, so unklar ist, wann sie zuhause sein werden. Und sicher werden sich Einige in Anbetracht der Situation inzwischen zu Fuß auf den Weg gemacht haben - denn mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln geht schon lange nichts mehr.
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Foto: Daniel Becker