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In der Nacht zum Montag, etwa zweieinhalb Stunden nach dem lauten Knall, der die Nachbarn aus der Flensburger Straße in Mainz-Kastel aus dem Schlaf gerissen hat und die Flammen von den Einsatzkräften gelöscht waren, suchte ein Spürhund der Rettungshundestaffel der Berufsfeuerwehr Wiesbaden in den Trümmern sowie in der Brandruine nach eventuell verschütteten Personen. Der Vierbeiner der eine spezielle menschliche Geruchserkennung hat, konnte keine Personen orten. Erschwert wurde das erschnüffeln durch austretende Brandgase, deshalb verlegte man die weitere Absuche mit den Rettungshunden auf Montagmorgen.
In den frühen Morgenstunden rückte die Hundestaffel wieder an. Die Spürhunde entdeckten gegen 10:00 Uhr unter den Trümmern im Garten des Hauses eine männliche Leiche. Daraufhin wurden weitere Kräfte der Feuerwehr, unter anderem die Freiwillige Wehr Kostheim und Biebrich, zum Abtragen des Schutts alarmiert. Da es sich um größere Fassadenteile handelte mussten diese mit einem Presslufthammer zerkleinert werden. Auch das THW half mit einem Spezialbagger die Trümmer zu beseitigen.
Nach dem der Tote geborgen war suchten die Spürhunde nochmal den restlichen Trümmerschatten ab. Ein weiteres Mal schlugen die Viereiner um etwa 20 Minuten nach zwölf an. Stein für Stein wurde der Schutt entfernt, bis die zweite Leiche freigelegt war.
Neben den beiden Toten wurde ein Kanister mit brennbarer Flüssigkeit und ein Feuerzeug aufgefunden. Durch die gefundenen Gegenstände und das Schadenbild wird vermutet, dass die beiden zuvor in das Haus eingestiegen sind und dort den Brandbeschleuniger verteilt haben. Als sie diese dann anzündeten kam es zu der heftigen Verpuffung, womit sie nicht gerechnet hatten. Wahrscheinlich waren die Dämpfe der brennbaren Flüssigkeit in den Räumen so stark konzentriert, das es zu einer explosionsartigen Ausdehnung kam. Dabei wurde die komplette Giebelwand auf der Rückseite des Einfamilienhauses nach außen gedrückt und begrub die beiden jungen Männer im Garten. Eine mögliche Gasexplosion konnte in der Nacht ausgeschlossen werden, da kein Gasanschluss im Gebäude bestand.
Zunächst war die Identität der beiden Leichen unklar. Am Nachmittag konnten sie dann identifiziert werden. Dabei handelt es sich um einen 15- und 18-Jährigen aus der Nachbarschaft. Sie wohnten nur wenige Hundert Meter von dem Unglücksort entfernt. Für die Eltern und die Familienangehörigen war es ein Schock, als sie die Nachricht erhielten! Sie wurden von der Seelsorge in Notfällen (SIN) betreut. Um die genaue Todesursache der beiden zu ermitteln wird am Dienstag eine Obduktion durchgeführt.
Das kleine Einfamilienhaus in der Flensburger Straße, welches einer älteren Dame gehört, stand im letzten halben Jahr fast leer. Die Frau wohnt zurzeit bei ihrem Sohn in Erbenheim. „Ab und zu kommt sie vorbei und schaut nach dem Rechten“, wie eine Nachbarin erzählt. Am Sonntag war sie wieder mal zu Hause und stellte fest, dass in ihr Haus eingebrochen wurde. Die gerufene Polizei nahm den Einbruch auf. In welchem Zusammenhang diese Tat mit der vermutlichen Brandstiftung zu tun hat, ist im Moment noch unbekannt.
So wie es zurzeit aussieht sind die beiden jungen Männer Opfer ihres eigenen Leichtsinns geworden. Am Nachmittag als die Nachricht von den beiden Getöteten in Kastel die Runde macht, sind die Anwohner bestürzt, fassungslos und traurig, darüber was passiert ist und das zwei so junge Menschen ums Leben gekommen sind.
Nach dem die Bergungsarbeiten abgeschlossen waren, haben am Nachmittag die Einsatzkräfte der Feuerwehr das stark einsturzgefährdete Haus mit Balken abgestützt. Teile des Dachs müssen in den nächsten Tagen abgetragen werden, da diese einsturzgefährdet sind. Am Donnerstag werden Brandursachenermittler der Kriminalpolizei, wenn keine Gefahr mehr ausgeht, mit der Spurensuche im Haus beginnen. Bis dahin wird das Grundstück von der Polizei bewacht, damit keiner das Gebäude betritt. Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind soll das Haus abgerissen werden.