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Wiesbaden wird auch 2012 an der Erhebungsrunde des europäischen Städteaudits teilnehmen. Doch was ist das „Urban Audit“ eigentlich? „Urban Audit“ ist eine Datensammlung zu den unterschiedlichsten Städtemerkmalen, die für einen europaweiten Vergleich gesammelt werden. Wie das Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik mitteilt, wurden während der letzten Erhebungsrunde, 2009, über 300 Merkmale für 323 EU-Städte und weitere 47 Städte in Norwegen, der Schweiz, Türkei und Kroatien erhoben. Die Merkmale umfassen die Themenfelder Demographie, Soziales, Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Verkehr sowie Kultur und Freizeit.
Ein kurzer Vergleich zeigt: In Wiesbaden lebt es sich offensichtlich relativ gesund, zumindest was die Sterberaten durch Herz- und Atemwegskrankheiten angeht. Sie liegt bei 0,44 je 1.000 Einwohner unter 65 Jahren. Autobesitzer müssen wenige Diebstähle befürchten: Die Zahl der Autodiebstähle je 1.000 Einwohner ist mit 0,7 im deutschland- und europaweiten Vergleich ebenfalls eher niedrig. Dagegen liegen die Wiesbadener mit rund 400 zugelassenen Pkw je 1.000 Einwohner unter dem deutschen Durchschnitt, während man auch im europaweiten Vergleich deutlich höhere Werte finden kann.
Die durchschnittliche Wohnfläche in Wiesbaden ist mit 42 Quadratmeter pro Person eher großzügig bemessen. Im Vergleich mit den anderen deutschen „Urban-Audit“-Städten leben in Wiesbadener Haushalten außerdem am häufigsten Kinder, nämlich in mehr als 21 Prozent aller Haushalte. Beim Anteil der Akademiker von knapp 27 Prozent an der 15 - bis 65-jährigen Bevölkerung liegt Wiesbaden hingegen genau im Mittelfeld.
Worin liegt der Nutzen für die teilnehmenden Städte? Mit Hilfe der Datensammlung sollen Strukturschwächen zwischen und innerhalb der europäischen Städte aufgespürt und eine nachhaltige Entwicklungspolitik gemäß der Lissabon-Strategie unterstützt werden. Wettbewerbsfähigkeit, Innovationsvorsprung, sozialer Zusammenhalt und Umweltschutz sind die zentralen Ziele der Lissabon-Strategie. Dafür ist jedoch die europaweite Vergleichbarkeit nötig. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik können von der wachsenden Datenbasis profitieren.
Nach ihrer Prüfung werden die von den Städten gelieferten Daten deshalb der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt: So kann man auf der Homepage des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) schnelle Vergleiche zur Einwohnerzahl, der durchschnittlichen Haushaltsgröße, der Bevölkerungsdichte etc. gewinnen. Aber auch Tage mit hoher Ozonbelastung, der Anteil der Akademiker, Sterberaten aufgrund von Herzerkrankungen etc. können abgefragt werden. Zur Wahl stehen insgesamt 370 europäische Städte, darunter 40 deutsche. Auf der Seite kann man die Daten mit verschiedenen Werkzeugen auch graphisch und kartographisch aufbereiten.
„Urban Audit“ ist heute fester Bestandteil des europäischen Statistischen Programms und wird gemeinsam von Eurostat und der Generaldirektion Regionalpolitik getragen. Gesammelt werden Daten für die teilnehmenden Kernstädte, aber auch für ganze Stadtregionen. Ergänzend zur Datensammlung wurden 2006 und 2009 Meinungsumfragen zu verschiedenen Aspekten der Lebensqualität in 75 Städten durchgeführt, die sich auch für die Zukunft als geeignetes Untersuchungsinstrument bewährt haben.
Eine europaweite Datensammlung ist sowohl inhaltlich als auch organisatorisch eine immense Herausforderung. Das Projekt „Urban Audit“ wird deshalb weiter verbessert, um zukünftig die Interpretation der Daten zu vereinfachen. Auch eine durchgehende Zeitreihe wird angestrebt, da sich die Daten bisher nur auf Referenzjahre beziehen. Auf der Homepage von Eurostat (http://epp.eurostat.ec.europa.eu) steht die Datensammlung unter dem Reiter „Statistiken“ und „Regionen und Städte“ kostenfrei zur Verfügung.