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Die Schäden am Kurhaus durch die Wassermassen am Freitag sind unvorstellbar. Bis jetzt sind alle Schäden noch nicht abschließend erfasst. Wie hoch der Gesamtschaden ist steht noch nicht fest. Gutachter und Sachverständige besichtigen zurzeit die kompletten Räumlichkeiten und erfassen die beschädigten Bereiche.
In einem Kellerraum hat sich der Boden gesenkt. Wie es darunter aussieht ist unklar. Die tiefste Stelle weist eine Absackung von circa 30 Zentimeter auf. Ein Statiker muss jetzt näheres herausfinden.
Das Wasser hat auch viele Geschäftsunterlagen zerstört, die sich nun in einem desolaten Zustand präsentieren. Auch viele Elektrogeräte wie Computer, Kopierer und Drucker sind vollständig hinüber. Der direkte Keller unter dem Kurhaus stand gut 1,70 Meter unter Wasser. Durch den massiven Wasserdruck wurden Brandschutztüren beschädigt und müssen eventuell getauscht werden. Der Steinway-Flügel, im Wert von 150.000 Euro, war völlig von der braunen Brühe umschlossen. Die filigrane Technik scheint irreparabel. Zu dieser ersten Einschätzung kommt ein Gutachter. Die Tasten sind aufgequollen, Schmutz und Sand haben den Flügel massiv zugesetzt. Lagerräume, Haustechnik und eine neue Telefonanlage wurden komplett zerstört.
In vielen Bereichen funktioniert der Strom und die Telefonanlage wieder. Das Casino hat geöffnet. Käfers bietet eine reduzierte Speisenkarte an. In vielen Räumen wird noch gesaugt und gepumpt. Einige Schächte stehen noch unter Wasser. 30 bis 40 Personen arbeiten im Schichtsystem bis spät in die Nacht. Neben Kurhaus-Mitarbeitern sind externe Mitarbeiter und Spezialfirmen vor Ort. In den Kellerräumen herrscht ein subtropisches Klima. Der Gestank ist vielschichtig. Die Reinigung gestaltet sich sehr aufwändig und muss mit Händen und Füßen manuell durchgeführt werden. Die Arbeiter tragen dabei spezielle Anzüge, um sich vor dem Dreck zu schützen.
Viele gelagerte Lebensmittel sind verdorben. Kistenweise musste Gemüse, Obst, Fleisch und Käse entsorgt werden. Auch viele Flaschen edlen Stoffes zerbarsten im Weinkeller und schwommen in der Dreckbrühe, die teilweise einen Wert von bis zu 15.000 Euro haben. Aber auch Gardinen, Tischdecken, Stühle und Kleidung wurden verunreinigt und stinken durch die braune Brühe.
Im Kurhaus können in den nächsten Tagen einige Veranstaltungen nicht durchgeführt werden. Einige Termine sind vom Rheingau-Musik-Festival, die auf andere Verstaltungsorte umverlegt werden. Das Kurhaus-Team ist bemüht passende Orte im Rhein-Main-Gebiet zu organisieren.
Der Schadenumfang ist derzeit nicht bezifferbar. Das Ausmaß dürfte größer sein als im Jahr 1999. Der Gesamtschaden im Kurhaus wird voraussichtlich von der Versicherung übernommen, so Kurhaus-Geschäftsführer Markus Ebel-Waldmann.
Die Flutmassen am Freitag kamen plötzlich und unerwartet. "Mitarbeiter informierten mich über den gestiegenen Wasserspiegel des Kurhaus Weihers. Innerhalb von Minuten habe ich gesehen wie die Wassermassen auf mich zugerast kamen. So etwas beunruhigendes habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Wir wollten Sandsäcke holen, aber ich habe gemerkt, dass wir keine Chance haben", berichtete Ebel-Waldmann.
Eine Mitarbeiterin vom Kurhaus hatte ihren Ford an der Gebäudeseite geparkt. Bevor sie ihren Pkw wegfahren konnte, wurde das Fahrzeug wie ein Schiff weggeschwemmt. Der Ford blieb am Übertragungswagen des Hessischen Rundfunks hängen, sonst wäre das Fahrzeug bis zum Theater getrieben.
Im Kurhaus fand zu diesem Zeitpunkt eine Veranstaltung statt. Geschäftsführer Ebel-Waldmann hat umsichtig gehandelt und hat sofort mit der Evakuierung begonnen. Ebel-Waldmann wollte auf jeden Fall verhindern, dass die Gäste und Mitarbeiter einer Gefahr ausgesetzt sind und ordnete die schnelle Räumung des Kurhauses an. Eine Person die sich in den Kellerräumen aufhielt konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Parallel wurde die Feuerwehr informiert. Da die Wiesbadener Feuerwehrkräfte in diversen Einsatzgeschehen bereits tätig waren, wurden benachbarte Kreise mit hinzugezogen.
"Mein allergrößter Respekt für alle Helfer die versucht haben den Schaden in Wiesbaden und natürlich im Kurhaus so gering wie möglich zu halten. Das war eine Top-Leistung", lobte Ebel-Waldmann.
Auch Stadtrat und Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel war tief betroffen über die Schäden im Kurhaus. Bendel findet es dramatisch, dass es nach 1999 schon wieder passiert ist und hofft, dass im August das Kurhaus wieder geöffnet werden kann und alles wieder seinen natürlichen Gang läuft.
Der Kurpark ist bis auf Weiteres geschlossen. Bäume und Wurzelwerk könnten unterspült worden sein. Auf dem Nizza-Platz klafft ein großes Loch. Es ist unklar wie es entstanden ist. Wege wurden teilweise unterspült sowie Pflaster freigelegt und weggespült. Experten, Landschaftsgärtner und Sachverständige überprüfen zurzeit die Parkanlage. "Wir wollen nicht das Spaziergänger gefährdet werden. Deshalb wird alles überprüft. Wir wollen hundertprozentige Sicherheit für alle Besucher des Kurparks haben. Vorher öffnen wir nicht. Wir bitten deshalb alle um Verständnis, dass der Kurpark bis zur finalen Klärung geschlossen bleibt", so der Kurhaus Geschäftsführer. In den Bereichen, wo der Kurpark nicht abgeschlossen werden kann, stehen Security-Mitarbeiter, die die Bürger informieren. Ansonsten informieren Schilder über die aktuelle Sperrung. Ebel-Waldmann hofft, dass der Kurpark bis Mitte nächster Woche wieder geöffnet werden kann, sofern keine größeren Schäden gefunden werden.
Die erste Ebene der Tiefgarage am Bowling Green hat zwischenzeitlich wieder geöffnet. Die untere Ebene kann voraussichtlich bis zum Ende der Woche wieder benutzt werden. Der angrenzende Stadtpark hinter der Wilhelmstraße hat wieder geöffnet. Einige Wege sind bisher provisorisch hergerichtet.
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