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Das jüdische Lehrhaus lädt am Mittwoch, 1. September, um 19:00 zu einem Vortrag über die Betreuungsstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte mit Dr. Brigitte Streich, der ehemaligen Leiterin des Stadtarchivs ins Rathaus (Stadtverordnetensitzungssaal).
Nach der Besetzung Wiesbadens durch die Amerikaner beauftragte der amerikanische Captain Alpert am 30. März 1945 den Wiesbadener Rudolf Jesinghaus mit der Betreuung von Überlebenden des Holocaust und der Leitung einer Betreuungsstelle für „Rückkehrende und ehemalige Insassen von KZ ohne Unterschied ihrer rassischen oder politischen Verhältnisse, jüdische oder jüdisch-verwandte Personen aller politischen Richtungen, Katholiken, Protestanten (…) sowie sonstige Personen, die aus rassischen religiösen oder politischen Gründen verfolgt oder unterdrückt wurden“.
Jesinghaus nahm seinen Auftrag sehr ernst und setzte sich vehement für die ihm anvertraute Personengruppe ein. Zu seinen Aufgaben zählte es, Wohnraum zu requirieren, durchziehende ehemalige KZ-Häftlinge zu versorgen und noch nicht zurückgekehrte KZ-Insassen ausfindig zu machen bzw. mehr über ihr Schicksal in Erfahrung zu bringen.
Das Verhältnis zur Stadtverwaltung beziehungsweise den Amerikanern gestaltete sich jedoch zunehmend schwierig, da Jesinghaus nach Ansicht der Behörden zu eigenmächtigem Handeln neigte. Ende 1945 erhielt die Betreuungsstelle eine neue Struktur und mit Heinz Ranly auch einen neuen Leiter. Im Oktober 1949 wurde sie durch Anordnung des Innenministers umbenannt in „Anmelde- und Vorprüfstelle zur Durchführung des
Entschädigungsgesetzes“. Ihre Akten sind verschollen.
Dr. Brigitte Streich, bis 2019 Leiterin des Stadtarchivs Wiesbaden, wird in ihrem Vortrag nicht nur die Einrichtung der Städtischen Betreuungsstelle, ihre Struktur und ihre Aufgaben vorstellen, sondern auch über das Leben von Rudolf Jesinghaus sprechen. Anhand von Quellenstudien konnte Dr. Brigitte Streich interessante Erkenntnisse über die Strukturen, in die die Betreuungsstelle in der direkten Nachkriegszeit eingebettet war, sowie über die Motivation des Leiters der Betreuungsstelle Jesinghaus gewinnen.
Diese Ergebnisse wird sie im Rahmen ihres Vortrags vorstellen.
Anmeldung erforderlich Der Vortrag wird von der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden in Kooperation mit dem Stadtarchiv Wiesbaden im Rahmen des Jüdischen Lehrhauses angeboten. Eine Anmeldung unter lehrhaus(at)jg-wi.de oder 0611 / 9333 030 ist erforderlich.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.jg-wi.de/lehrhaus
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Was: Vortrag
Wann: Mittwoch, 1. September
Wo: Rathaus, Stadtverordnetensitzungssaal
Beginn: 19:00 Uhr
Anmeldug: lehrhaus(at)jg-wi.de oder 0611 / 9333 030
Bild: Stadtarchiv Wiesbaden, Plakatbestand Nr. 3277