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Wäre die Mehrheit der Wiesbadener und Wiesbadenerinnen jünger als 45 Jahre, hätte Christiane Hinninger für die kommende Stichwahl den ersten Platz belegt. Eberhard Seidensticker dagegen hätte sich die Wahl am 16. Juni im gemütlichen Kreis seiner Wählerinnen und Wähler im Alter 70+ in einem Altenheim ansehen können.
Gert-Uwe Mendes größte Wählergruppe ist ein gutes Jahrzehnt jünger. Auch sind seine Anhänger deutlich gleichmäßiger über alle Altersgruppen verteilt, aber auch er erreicht in der Gruppe 70 Jahre und älter noch ein Ergebnis von 34,3 Prozent.
Die Kombination aus zahlenmäßiger Übermacht und dem festen Gestaltungswillen, den die Senioren durch ihre hohe Wahlbeteiligung (66,7 Prozent der Männer 70+ und 59,2 Prozent der Frauen in dieser Gruppe gingen zur Wahl) zum Ausdruck brachten, machte es den jungen Wählern, trotz enorm angestiegener Wahlbeteiligung von zum Beispiel bis zu 34,1 Prozent bei den 21 bis 25-jährigen, schwer, die GRÜNE Christiane Hinninger weiter vorne zu platzieren.
Erfreulich ist, dass Frauen und Männer ihr Wahlrecht gleichermaßen wahrgenommen haben. Gegenüber der letzten Wahl haben über alle Altersgruppen hinweg Frauen häufiger gewählt.
Christiane Hinninger wurde überdurchschnittlich oft von Frauen gewählt. Mit 55 Prozent lag der Frauenstimmenanteil 10 Prozent über dem der männlichen Wähler. Ebenfalls beliebter bei Frauen waren Mende und Rutten, die beide jeweils 4,4 Prozent mehr Wählerinnen als Wähler für sich begeistern konnten. Die wenigsten weiblichen Stimmen konnte Dr. Eckhard Müller von der AfD erringen. Unter seinen Anhängern waren 62,7 Prozent männlich und nur 37,3 Prozent weiblich.
Damit entspricht die demographische Zusammensetzung der Wählerschaft der sieben Kandidaten weitgehend den Strukturen der Anhänger der jeweiligen Parteien.
Auffällig ist neben der höheren Wahlbeteiligung auch der starke Anstieg der Briefwähler. Den Grund sehen die Statistiker in der verstärkten Hinwendung zu individueller Lebensgestaltung. Musste früher die Briefwahl begründet werden, kann heute jeder die Form der Stimmabgabe nutzen. Zudem kann die Briefwahl auch online oder per E-Mail beantragt werden, wovon in Wiesbaden rund 30 Prozent der Briefwähler Gebrauch gemacht haben.
Gert-Uwe Mende konnte am Sonntag sogar eine Trendwende einleiten, denn er schnitt in den Wiesbadener AfD-Hochburgen vergleichsweise gut ab, was auf eine Rückwanderung von Wählerinnen und Wählern von der AfD zur SPD hindeutet.
Für die kommende Stichwahl am 16. Juni stellt sich die spannende Frage, ob die Wähler der GRÜNEN wie in der Vergangenheit zur SPD wandern oder sich an der hessischen Landesregierung orientieren und dem Konservation Kandidaten ihre Stimmen geben. In jedem Fall wird mit einer signifikant niedrigeren Wahlbeteiligung gerechnet. Deshalb wird es auch ausschlaggebend sein, wer seine Wählerinnen und Wähler zur Urne bewegen kann.
Die vollständige Auswertung mit Grafiken und vielen weiteren Informationen können Sie hier herunterladen.
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Foto: Wahlanalyse Stadt Wiesbaden