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Rund 50 junge Sportler:innen versammelten sich am Samstag, 27. Januar, zum Protest auf dem Dern‘schen Gelände zum Trockenrudern. Zeitgleich mit den Stadtverordnetenausschusssitzungen für Sport und Schule, die jedoch wegen der pandemischen Lage kurzfristig entschieden hatten virtuell zu tagen und keine Vertreter der Ruderer zuließen. Der Protest der Jugendlichen galt dem maroden Bootshaus im Schiersteiner Hafen.
Die Sportler ließen am Skull (Ruder) befestigte Konservendosen klappern und läuteten so die Zeit der Taten ein, da die Zeit der Floskeln und Beschwichtigungen für die seit Wochen gesperrte Sportstätte ganz offenbar verstrichen ist. Es geht um die existentielle Frage des Schul- und Leistungssports Rudern in der Landeshauptstadt, der vom Bootshaus im Schiersteiner Hafen abhängig ist. Der Standort ist Talentstützpunkt des hessischen Ruderverbandes.
Für Montag, 31. Januar, um 16:00 Uhr ist ein runder Tisch mit der Stadtverwaltung und weiteren hafenanliegenden Vereinen geplant. Das wird allseits begrüßt, entlässt nach Meinung des Rudervereins die Stadt Wiesbaden jedoch nicht aus der Verantwortung, für provisorischen Ersatz zu sorgen. Nur greifbare Fortschritte mit einer provisorischen Bootshalle bis März können die dringende Wiederaufnahme des Rudertrainings in Schierstein ermöglichen. Der Biebricher Ruderverein fordert eine provisorische Bootshalle mit Bootssteg und sanitären Anlagen sowie die verbindliche Zusage und den sofortigen Projektstart für einen Neubau.
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Hintergründe laut Biebricher Ruderverein:
Die Sperrung des maroden Schiersteiner Bootshaus kam am 9. Dezember, unangekündigt. Das Bootsgaus ist eine städtische Einrichtung für den Schulsport und wird kooperativ mit dem Verein genutzt. Bereits seit April 2017 ist der Stadt Wiesbaden die dringende Notwendigkeit, für Ersatz zu sorgen, bekannt.
Fehlende Toiletten und Duschen wurden seit einer Havarie im Jahre 2017 geduldig ertragen, doch die Sperrung hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Offenbar aus Gründen des Personalmangels bei der Stadt ist seither kein wesentlicher Fortschritt erzielt worden. Daher wandte sich die Rudergesellschaft am 12. Dezember mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Mende und plant für 2022 weitere Aktionen.
Das Bootshaus wurde im Februar 1985 im Schiersteiner Hafen festgemacht. Nachdem das alte Bootshaus im Herbst 1983 nicht mehr zu reparieren war, dauerte der Ersatz damals nur knappe 18 Monate. Die Rudergesellschaft war mit ihrem Sachverstand in die Planungen mit dem Ziel einer gut funktionierenden Einrichtung eng eingebunden.
Die Rudergesellschaft verfolgt Kraft Satzung gemeinnützige Zwecke. Zum Zeitpunkt der Gründung als Wiesbadener Ruderclub war das erste Domizil am Schiersteiner Hafen. 1925 wurde das Bootshaus in Biebrich bezogen. 1971 kehrte die Rudergesellschaft mit einem schwimmenden Bootshaus im Schiersteiner Hafen dann zu ihren Wurzeln zurück, um die strömungsfreie und geschützte Lage als Trainingsmöglichkeit für den Schul- und Leistungssport zu erschließen.
Die Rudergesellschaft hat 320 Mitglieder. Seit 1970, der Einweihung des ersten Schiersteiner Bootshauses, besteht zudem eine vertiefte Kooperation mit den Schulen, die interessierten Schülern den Leistungskader des Vereins öffnet, um sich auf Regatten dem Wettbewerb zu stellen. Dies hat vielen jungen Menschen ermöglicht, ihre sportlichen Ambitionen zu verwirklichen und Meister auf Bundes- und Landesebene hervorgebracht. Teilnehmer bei Olympia und bei Weltmeisterschaften, auch im Deutschlandachter, haben ihre rudersportlichen Karrieren hier begonnen und vorangetrieben. Wir erinnern an die herausragenden Erfolge von Sebastian Schulte, von 2001 bis 2007 Mitglied im Deutschlandachter und 2006 Weltmeister in Eton und Christina Berchtold, die 2015 Weltmeisterin im Juniorinnenachter für die Rudergesellschaft Wiesbaden Biebrich wurde. Beide haben in Schierstein ihre ersten Ruderschläge gemacht.
Fotos: Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich 1888 e.V.