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Ein seltener Anblick, leere Bushaltestellen am Morgen in Wiesbaden. Normalerweise sind diese rappelvoll mit Pendlern die auf die Arbeit oder zur Schule fahren wollen. Heute Morgen, war dort gähnende Leere angesagt. Nur ein paar vereinzelt Fahrgäste steuerten die Haltestellen an. Anscheinend wussten sie nichts vom dem Streik oder wollten sich selbst vergewissern, dass sie heute irgendwie anders zur Arbeit kommen müssen.
Ob mit dem Auto, dem Fahrrad oder dem Mama-Taxi, es fanden sich Alternativen für den Weg zur Arbeit oder in die Schule. Stefanie Arnold ist zur Arbeit gelaufen. "Ich wohne in Bierstadt und mein Arbeitsplatz ist in der Nähe des Bahnhofs, da ich kein Auto habe und auch sonst keinen der mich hätte mitnehmen können, bin ich heute Mal zu Fuß gegangen. Bei dem netten Frühlingswetter war das angenehm."
Andere haben sich zu Fahrgemeinschaften zusammen geschlossen und sind in die Stadt gefahren, so wie Tobias Hermel aus Schierstein und Frank Arnold aus Biebrich. "Nach dem wir am Montag von dem Streik gehört haben, und wird Arbeitskollegen sind, haben wir die Fahrgemeinschaft gegründet.
Das machte sich auf den Straße bemerkbar. Diese waren deutlich voller als an anderen Tagen. In der Innenstadt wälzte sich bereits um kurz nach sieben eine Blechlawine über die Straßen. Der Weg zur Arbeit nahm etwas mehr Zeit in Anspruch als sonst, sagt Michael Schreiber. „Mich hat der Streik nicht getroffen, bis darauf, dass ich länger zur Arbeit gebraucht habe, denn ich fahre jeden Tag mit meinem Auto.“
Luisa Hartmann stand heute Morgen an der Bushaltestelle Bermann-Brill-Straße in Klarenthal und hat auf einen Bus gewartet, da sie gedacht hat, das bis 9:30 Uhr die ESWE noch fahren würde. Als sie über eine halbe Stunde gewartet hatte und keiner kam, ahnte sie, das bereits gestreikt wird und so machte sie sich zu Fuß auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle in Biebrich. "Ich habe über eineinhalb Stunden gebraucht, das war ganz schön anstrengend. Verständnis für den Streik habe ich nicht, schließlich zahle ich richtig viel Geld für meine Jahreskarte."
Neben Bussen werden heute auch weitere öffentliche Einrichtungen wie das Servicecenter der ELW, alle 36 städtische Kitas und die Dr. Horst-Schmidt-Kliniken bestreikt. Wiesbaden ist damit teilweise lahmgelegt.
Am Morgen fand ein Demonstrationszug durch die Wiesbadener Innenstadt, an der rund 1.000 Personen teilnahmen statt. Gegen 10:30 Uhr endete dieser am Bahnhofsplatz mit einer Kundgebung von Verdi. In dieser wurden die Forderungen von 100 Euro Entgelt plus zusätzlich 3,5 Prozent Lohnerhöhung pro Monat noch mal klar unterstrichen. Außerdem soll die Ausbildungsvergütung um 100 Euro monatlich steigen sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden. Für den Nahverkehr soll es darüber hinaus eine Zulage von 70 Euro monatlich geben, in den Krankenhäusern will man die Nachtzuschläge von 15 Prozent auf das Niveau der Nachtzuschläge im TVöD (20 Prozent) angleichen.
Darüber hinaus spricht verdi mit den Arbeitgebern über einen einheitlichen Urlaubsanspruch von 30 Arbeitstagen für alle Beschäftigten sowie über den Ausschluss von sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen, um jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu geben. Das Ergebnis soll zudem zeit- und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten des Bundes übertragen werden.
Der Verdi Bezirksvorsitzende von Wiesbaden hat ganz klar in seiner Rede verdeutlicht: Wenn unsere Forderungen nicht angenommen werden, dann ist das nur der Anfang. Diese Warnstreiks sieht die Gewerkschaft als ein starkes Zeichen vor der zweiten Tarifverhandlungsrunde am Donnerstag und Freitag in Potsdam.
Was ist Ihre Meinung zu den Warnstreiks in Wiesbaden und wie sind Sie heute Morgen auf die Arbeit gekommen? Schreiben Sie uns an redaktion(at)wiesbadenaktuell.de! Alle Standpunkte werden veröffentlicht.
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Foto: Tom Kein / Wiesbadenaktuell