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In diesem Jahr wird zum 7. Mal der Leonardo-Award an besonders kreative Wiesbadener Schülerinnen und Schüler verliehen. Am vergangen Dienstag fand im Autohaus Taunus-Auto in Wiesbaden deshalb ein Filmfestival mit Vorentscheid statt, in dem aus acht Filmen sechs ausgewählt wurden, die an der großen Gala am 20. Juni vorgeführt werden sollen und damit die damit die Chance auf 24.000 Euro Preisgeld haben. Babette Kienelin führte auf ihre gewohnt lebhafte und charmante Art durch den Abend und ging den Hintergründen der Filme und den Motiven der Schüler auf den Grund.
Anwesend waren an diesem Abend die Schülerteams mit ihren Lehrern und Eltern, von fünf verschiedenen Schulen in Wiesbaden. Die Martin-Niemöller-Schule, die Oranienschule und die Helene-Lange-Schule waren gleich mit zwei Teams vertreten, während die Humboldt-Schule zum ersten Mal überhaupt am Wettbewerb teilnahm. Auch die Kerschensteiner-Schule stellte ein Team, das für den ersten Film des Abends verantwortlich war.
Mit diesem provokanten aber nicht weniger aussagekräftigen Titel richteten die Filmemacher Malte Weber und Aleyna Krummek den Fokus auf die Jugend von heute und die Art und Weise, wie sie in der Gesellschaft wahrgenommen wird. Nämlich als trinkende, oberflächliche, kauf- und mediensüchtige Ignoranten. Am Ende des Films erscheinen die Zeilen “Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Während der Zuschauer im tiefsten Inneren vollkommen überzeugt zustimmt, erscheint in einer unerwarteten aber höchst amüsanten Wendung schließlich der Schriftzug “Sokrates 470-399 v. Chr.”. Der brandaktuelle “Niedergang der Jugend” scheint ein Dauerbrenner zu sein. Und das schon seit fast 2.500 Jahren.
Der zweite Film an diesem Abend entstammte der Feder von Anthony Jole und Tom Hartmann von der Martin-Niemöller-Schule. Auch sie nahmen sich ein Thema vor, das einen großen Teil der Bevölkerung und vor allem die Medien beschäftigt. Ein junger Mann erwacht im Jahr 2030, hat sich einen Chip in den Arm einsetzen lassen, mit dem er alles bezahlen kann und auf dem all seine persönlichen Daten gespeichert sind. Aus Neugier, Bequemlichkeit und dem Drang mit der Zeit zu gehen, hat er sich zu einem gläsernen Menschen machen lassen, der von jedem semi-professionellen Hacker ausgelesen werden kann. Er beginnt sich, vor sich selbst und der Technologie zu fürchten. Gegen Ende des Kurzfilms erwacht der Protagonist wieder im Jahr 2016, ohne Chip und unendlich erleichtert. Gewarnt vor zu voreiligem Aufspringen auf den Zug der Technologisierung. “Wake up” will wachrütteln, ermahnen nachzudenken.
Gleich zwei Filme kamen aus den Reihen der Oranienschule. Mit “Time-lapse: A life” haben die Teammitglieder Yannick Technow, Anna Korn, Linus Seifert und Tristan Tisch mithilfe eines Zeitraffers über 1.000 Fotos in einen Film verwandelt, der den Zuschauer überdenken lassen soll, wie er ihm zur Verfügung stehende Ressourcen in Zukunft nutzen möchte. Ob er Gutes tun, oder mit ihnen zerstören will.
Ähnlich kritisch erscheint der zweite Film der Oranienschule. “Gewalt” stellt nicht nur fünf verschiedene Arten von Gewalt dar, sondern porträtiert eine eintönige und selbstbezogene Gesellschaft, die so sehr mit sich und ihren Problemen beschäftigt ist, dass sie laute und eindeutige Hilferufe nicht wahrnimmt oder ignoriert und in der niemand ungestraft anders sein darf, als es der Mainstream vorgibt.
Das Debüt der Humboldt-Schule war gleich ein krachender Erfolg. Mit einem selbstgeschriebenen und gesungenen, bzw. gerappten Lied, drehte das 21 Schüler starke Team um Rapper Titus Welling ein Musikvideo, das von Ausgrenzung, Abschottung und der Flucht in die Drogen erzählt. Der Protagonist entkommt seinem Tief schließlich, als er die Mauern einreißt, sich seiner Freundin öffnet und wahre Gefühle zulässt.
Ein weiteres Team der Martin-Niemöller-Schule brachte mit ihrem Werk einen ganz besonders berührenden Film auf die Leinwand. In “Warum heute noch Brief?” erinnert sich eine ältere Dame durch ihre mehrere Jahrzehnte alte Korrespondenz mit ihrem Mann zurück an diese Zeit. All die Gefühle und Erinnerungen kehren zu ihr zurück und halten eine Verbindung zwischen ihr und dem Mann, der schon seit Jahren nicht mehr bei ihr ist. Wahrlich eine Ode an die Briefe, denn “Briefe währen ewig!”.
Mit dem nächsten Film kam der erste gruselige Streifen auf die Bühne: eine Klasse auf einem Ausflug auf einer Burg, in der nachts auf mysteriöse und blutige Art und Weise ein Schüler nach dem anderen verschwindet. Das Team der Helene-Lange-Schule hat mit seiner tollen schauspielerischen Leistung sein Publikum gefesselt und nach mehr dürsten lassen.
Den Abschluss an diesem Abend bildete eine Dokumentation von Niklas Kornmayer und Jan Kuhfus. Mit einer Drohne haben sie Fotos von bekannten und weniger bekannten Plätzen Wiesbadens aus der Vogelperspektive gemacht und zu einem Video zusammen geschnitten. Ziel des Filmes ist es, Gewohntes mit anderen Augen zu sehen und noch interessanter zu machen. Die Zuschauer konnten sich an tollen Aufnahmen der Marktkirche, des Hafens und vielem mehr erfreuen.
Welche sechs Filme es nun ins Finale und damit in die Gala am 20. Juni im Hessischen Staatstheater geschafft haben und welcher Film seinem Team am Ende den Leonardo-Award und damit den 1.500 Euro Preis einbringen wird, bleibt bis zur Gala geheim.
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