ANZEIGE
Oliver Wirbs (36) ist seit knapp zehn Jahren beim TuS Nordenstadt tätig. Als Spieler kehrte er damals vom Stadtrivalen Eintracht Wiesbaden in die Taunushalle zurück, in der er schon einmal an der Tischtennisplatte stand. 2007 schaffte er zusammen mit seinen Teamkollegen den Aufstieg in die Hessenliga, der bis jetzt größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Seit diesem Jahr ist er nun Abteilungsleiter der TT`ler im Verein. Wirbs löste Dieter Menger ab, der 30 Jahre lang die Geschicke in der Abteilung lenkte.
Wiesbadenakuell.de: Letztes Jahr wurde mit dem Wunder von Nordenstadt gerade noch der Abstieg abgewendet. Was hat sich seitdem geändert? Wie lief für Euch bis jetzt die Hinrunde der neuen Saison?
Oliver Wirbs: Das Saisonende war nicht zu erwarten. Wir hatten uns schon auf die Verbandsliga eingestellt. Danach hatten wir einen harten Abgang mit Gerolf Linke zu verkraften, der eine Liga höher zu Biebrich gewechselt ist. Nach der Hinrunde stehen wir hinter unseren Erwartungen, obwohl wir uns mit Joram Bober, ein alter Nordenstädter, der nach einer super Bilanz in der Verbandsliga und mit Miroslav Vondra, einem tschechischen Spieler, verstärkt haben. Leider hat Vondra, obwohl er in der tschechischen Rangliste recht weit oben steht, nicht so eingeschlagen wie erhofft. Mit den Abgängen und den Neuzugängen sollten es eigentlich mehr Punkte sein. Aktuell stehen wir auf dem drittletzten Platz, dem Relegationsplatz.
Wie lautet die Zielsetzung für die Rückrunde?
Wir wollen in der Rückrunde versuchen den Relegationsplatz klar hinter uns zu lassen. Erneut ist ein Spieler abgesprungen. Vondra ist nach einem halben Jahr wieder als Abgang zu bezeichnen. Die langen Fahrten aus Tschechien zu den Spielen waren leider nicht mehr in Einklang zu bringen. Dafür haben wir uns mit dem 27-jährigen Frank Stephan vom TSV Beuern aus der Hessenliga Nord verstärkt. Stephan wurde vor kurzem Hessenmeister im Doppel Herren B und Dritter im Einzel. Ich denke, mit ihm sind wir noch ein bisschen besser besetzt. Gegen unsere direkten Konkurrenten aus dem Tabellenkeller spielen wir noch zu Hause. Ich hoffe, dass wir gleich in den ersten beiden Spielen, gerade im ersten Rückrundenspiel gegen Darmstadt, Punkte holen. In der Rückrunde ist, aufgrund der engen Abstände, Platz vier oder fünf noch möglich. Zudem haben wir vor kurzem wieder angefangen engagierter zu trainieren. Andere Herrenteams trainieren für sich und denken sich selbst die Übungen aus. Davon wollen wir weg.
Seit 2007 spielt der TuS Nordenstadt in der Hessenliga. Schielt man da nach fünf Jahren nicht mal nach oben?
Klar, aber es gibt einen wichtigen Grund, warum das nicht geht und das ist das Geld. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, die in Deutschland populärer sind, ist Tischtennis zwar beliebter im Breitensport oder auf dem Schulhof, aber nicht so fernsehträchtig. In der Hessenliga geht es noch um kleines Geld, aber ab der Oberliga fängt es schon richtig an Geld zu kosten, wenn man da mitspielen will. Der TuS Nordenstadt finanziert sich weitestgehend selbst. Wir haben keinen großen Sponsor, aber wir wollen in den nächsten zwei, drei Jahren versuchen die Hessenliga zu halten, um dann noch einmal über den Aufstieg nachzudenken.
Momentan macht Viktoria Preußen II das Rennen in der Hessenliga. Wird das ein klares Ding um die Meisterschaft?
Die sind unschlagbar. Viktoria Preußen ist eine Mannschaft aus jungen Spielern und alten Haudegen, die früher mal zweite Bundesliga gespielt haben. Für die Hessenliga reicht deren Niveau immer noch. Wenn die ihr komplettes Team stellen, hat man keine Chance.
Mit Viktoria Preußen kann wohl auch nicht der Nachbar aus Erbenheim mithalten.
Erbenheim hat ein Nachteil, die bestehen nur aus sechs älteren Spielern. Ich glaube, da bin ich noch jünger als alle andere. Sie sind aber sehr erfahren und dadurch gleichen sie ihre Fitness an der schmalen Spielplatte wieder aus. In der Hinrunde haben wir 6:9 verloren, hätten aber mindestens Remis spielen müssen. Aber bei solchen Ortsduellen ist das immer so eine Sache.
Mit Ortsduellen gibt’s Du gleich das nächste Stichwort. Wir schätzt Du den dritten Wiesbadener Verein in der Hessenliga, den 1. SC Klarenthal, ein. Ein Mitkonkurrent um den Abstieg und den Relegationsplatz.
In der Liga haben klar 9:1 gewonnen. Das war aber ein Sensationssieg. Klarenthal hat einen Tag später gegen Dorchheim 8:8 gespielt und wir haben eben über die Tabelle gesprochen, da war dieser Sieg schon sehr außergewöhnlich. An diesem Tag hat alles gepasst. Die Konstellation der Paarkreuze war auch perfekt. Das hätte ich nicht gedacht.
Du hast im letzten Hinrundenspiel gegen Anspach gespielt - ein Einzel und ein Doppel gewonnen - wird man da nicht heiß, um noch einmal anzugreifen?
Das letzte Spiel war für mich schön. Ich bin eingesprungen für den verletzten Thomas Klose. Wir haben 9:6 gewonnen, es war ein wichtiger kleiner Einsatz. Aber ich muss aufpassen, die Siege haben mich nach Punkten vor den Thomas gespielt.
Wenn Du die Mannschaften von unten mit dem TuS vergleichst, siehst Du euch da im Vorteil?
Nach dieser Hinrunde bin ich schon klar vorsichtiger mit solchen Aussagen geworden. Vor der Saison hätte ich ganz klar gesagt: Wir sind stärker als Darmstadt, Anspach und Klarenthal und mindestens ein Team wie zum Beispiel Kriftel. Und das wäre mindestens Platz sechs. Dorchheim war bis vor kurzem noch Dritter, da hätte ich auch gedacht, wir sind mindestens auf einer spielerischen Ebene. Es bleibt weiterhin eng. Die Relegation ist immer übel.
Wir schätzt Du die Sportart Tischtennis hier in der Landeshauptstadt ein?
In Wiesbaden muss man sie als sehr gut einschätzen. Wir haben mit Erbenheim, Klarenthal und uns drei Hessenligisten, und mit Biebrich sogar einen Oberligisten in der Landeshauptstadt. Im Jugendbereich gibt es mehr oder weniger nur drei Vereine die da auch etwas richtig gutes auf die Beine stellen, aber diese spielen auch Hessen- oder Verbandsliga. Die Sportart Tischtennis ist weniger stadtbezogen. Wiesbaden als Sportstadt zu bezeichnen ist ja sowieso immer so ein Thema. Unser neuer Sportdezernent hat gleich mit viel Engagement die Aufgaben angenommen und gesagt Wiesbaden = Sportstadt. Aber bei uns Sportlichen wird das eher vorsichtiger betrachtet.
Am kommenden Freitag lesen Sie Teil II unseres Interviews. Dann spricht Oliver Wirbs über die erfolgreiche Jugendarbeit und die Aussichten für das Jahr 2012.