ANZEIGE
Am Dienstag wurde bekannt, dass Mainz zusammen mit Wiesbaden die Umweltzone zum Februar 2013 einführt. Dies verkündete der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling und Umweltdezernentin Katrin Eder. Ab diesem Zeitpunkt dürfen nur noch Autos mit grüner Abgasplakette in die beiden Stadtgebiete einfahren.
Die Handwerkskammern Wiesbaden und Rheinhessen, die zusammen über 32.000 Handwerksbetriebe vertreten, haben sich nochmals nachdrücklich gegen eine Umweltzone in Wiesbaden und Mainz ausgesprochen. Eine Umweltzone in den beiden Landeshauptstädten hätte nicht nur negative Auswirkungen auf den Kunden- und Lieferverkehr. Neben dem bürokratischen Aufwand und den finanziellen Kosten für die zumeist kleinen Unternehmen sei der ökologische Nutzen auch unter Experten höchst umstritten.
Den beiden Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführern Harald Brandes (Wiesbaden) und Dr. Stefan Zimmer (Rheinhessen) zufolge sei keineswegs nachgewiesen, dass durch eine Umweltzone die Belastung generell reduziert würde. „Rund 50 Prozent der Emissionen kommen nicht vom Straßenverkehr“, so Brandes und Dr. Zimmer. Die Handwerksbetriebe seien durch Umweltzonen in besonderem Maße betroffen, da es im Handwerk einen hohen Anteil von Dieselfahrzeugen gebe und die Nachrüstung älterer Fahrzeuge technisch teilweise nicht möglich sei; erzwungene Neuanschaffungen würden viele Klein- und Kleinstbetriebe finanziell unzumutbar belasten.
Anstelle einer Umweltzone sollte die Politik links und rechts des Rheins eine ganzheitliche Strategie zur Reduzierung der Feinstaubbelastung und des Kohlendioxid- und Stickstoffausstoßes umsetzen. Eine Verkehrsoptimierung durch sinnvolle Ampeltaktungen, verbunden mit dem Einsatz moderner Verkehrs- und Parkleitsysteme sowie ein kluges Lieferzonenmanagement seien nur einige schnell und kostengünstig realisierbare Maßnahmen. Deshalb sollte das Motto sein: „Grüne Welle statt grüne Plakette“.
Als Mindestanforderung müssten kostengünstige und unbürokratische Ausnahmeregelungen vorgesehen werden, etwa ein auf beiden Rheinseiten gültiger Handwerkerparkausweis, mit dem auch Firmenfahrzeuge ohne grüne Plakette eine Umweltzone befahren dürfen. Dies gelte umso mehr, als offensichtlich geplant sei, die Umweltzonen in einem Schritt mit grüner Plakette einzuführen.
Gemäß einer aktuellen Umfrage im Kammerbezirk Rheinhessen sprechen sich 82 Prozent der befragten Handwerksbetriebe gegen die Umweltzone aus. 37 Prozent sehen gar die Existenz ihres Unternehmens gefährdet und sich damit zur Betriebsaufgabe gezwungen. Für eine Umweltzone sind nur 18 Prozent der Befragten. Für eine aufgrund der Umweltzone gegebenfalls notwendige Umrüstung ihrer Fahrzeuge veranschlagen laut Umfrage der Handwerkskammer Rheinhessen 67 Prozent der befragten Betriebe Kosten von bis zu 30.000 Euro. Weitere 28 Prozent kalkulieren mit Beträgen zwischen 30.000 und 50.000 Euro.
Archivfoto