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Am Nikolausabend stand das Rückspiel im CEV Challenge Cup im Achtelfinale an. Der VCW konnte das Hinspiel mit 3:2 in Instanbul für sich entscheiden. Von 2.100 Zuschauern in der ausverkauften Halle, waren gut die Hälfte Fans vom türkischen Verein Galatasaray Daikin Istanbul, die lautstark ihr Team anfeuerten.
Hunderte türkische Fans in Rot-Gelb machten schon vor dem Anpfiff mächtig Alarm. Die Halle glich rasch einem Tollhaus. Aufgeteilt auf zwei Tribünen sprangen die Männer (zumeist in Fußballtrikots, manche oberkörperfrei) auf und ab. Man warf selbstgebasteltes rot-gelbes Konfetti, und das auch aufs Spielfeld. Es wurde unablässig gebrüllt und gepfiffen – und das besonders laut, wenn die Wiesbadenerinnen servierten. Hallensprecher Tobi Radloff drang nicht mehr durch. Die VCW-Trommler gaben alles, die Heim-Fans hielten dagegen. Der Lärm glich „gefühlt“ hundert Airbustriebwerken.
Die VCW-Athletinnen waren bemüht, auch ob der markigen Sprüche, die aus den beiden rot-gelben Ecken kamen, Fassung und Ruhe zu bewahren. Zumindest im ersten Satz schienen die Frank-Damen beeindruckt, dann stellte sich aber der gegenteilige Effekt ein: VCW-Libera Rene Sain (Kroatien) fasste es nach dem Spiel so zusammen: „Mich hat diese irre Atmosphäre extra motiviert. Wir wollten unbedingt mit stabiler Leistung dagegenhalten. So ein Spiel habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt. Dass wir als Sieger vom Platz gehen und nun im Viertelfinale stehen, ist eine unglaubliche Story. Wir sind sehr, sehr stolz.“
Benedikt Frank begann zunächst mit der Stammsechs – Tanja Großer und Jaidyn Blanchfield (beide Außenangriff), Izabella Rapacz (Diagonal), Milana Bozic (Zuspiel), Nina Herelová und Rachel Anderson (Mittelblock) sowie Rene Sain (Libera), die bis auf wenige Punkte durchspielen. Melissa Langegger (Außenangriff), Celine Jebens (Diagonal) und Pauline Bietau wurden kurzzeitig im vierten Satz eingewechselt.
Die Gäste-Fans sorgten für die lautstarke Kulisse in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit. Im ersten Durchgang blieb es lange Zeit ausgeglichen. In der Crunshtime lag Istanbul vorne und holte diesen mit 25:20. Insbesondere im ersten Durchgang hatte das Türkische Team eine bessere Annahme.
Im zweiten Satz fand der VCW besser ins Spiel. Tanja Großer konnte in diesem Durchgang immer wieder wichtige Punkte holen. Der Gäste-Trainer Coach Guillermo Hernandez griff nach 3:7 und 9:14 bereits früh zur Teamauszeit. In der Crunshtime sorgte Herelova für mit einem As zum 22:17. Mit dem 24:19 hatte Wiesbaden mehrere Satzbälle. Der Punkt zum 24:22 wurde nicht gegeben aufgrund von vier Ballkontakten, eine Fehlentscheidung, die Christian Sossenheimer zunächst die Gelbe Karte und kurze Zeit später auch noch die Rote Karte brachte. Rachel Anderson zeigte für das Team eine gute Reaktion und holte den 25. Punkt zum 25:22.
Aufgrund der Roten Karte zwischen dem zweiten und dritten Satz bekam Istanbul bereits einen Punkt gutgeschrieben. Der VCW musste zunächst einem kleinen Rückstand hinterherlaufen. Mit viel Emotion gelang den Wiesbadenerinnen auf 10:7 zu erhöhen, worauf die erste Auszeit von Istanbul folgte. In der Crunshtime gelang es dem VCW erneut den Satz für sich zu entscheiden (25:21). Rapacz holte erneut den entscheidenden Punkt. Die Hessinnen hatten ihr Minimalziel zwei gewonnene Sätze erreicht. Falls die Partie noch im Tie-Break verloren würde, gibt es noch das Goldene Set als Entscheidungssatz.
Im vierten Satz warf Istanbul noch mal alles in die Waagschale. Die Wiesbadenerinnen fehlte ein wenig Power gegenüber den vorherigen Sätzen. In der Schlussphase wechselte der Coach und brachte Celine Jebens, Pauline Bietau und Joanna Wasserfaller (für einen Aufschlag), um Entlastungsmomente für Rapacz und Bozic zu geben. Instanbul glich nach Sätzen zum 2:2 (25:18) aus.
Im Tie-Break erwischte zunächst Wiesbaden einen guten Start. Beim Seitenwechsel lag der VCW mit zwei Punkten vorne. Auch nach 12:8 gab Istanbul sich nicht geschlagen und glich zum 12:12 aus. Beim Stand von 13:13 zeigte der Linienrichter einen Übertritt an. Die griechische Schiesdrichterin hatte dies nicht gesehen und blieb bei der Entscheidung. Coach Frank nahm eine Teamauszeit. Der VCW wehrte den ersten Matchball ab. Der Zweite für Instanbul 16:145 konnte erfolgreich ausgespielt werden.
Somit stand es zwei Mal 3:2, so dass das Goldene Set über den Einzug ins Viertelfinale entscheiden sollte.
Der VCW führte zum Seitenwechsel mit 8:5. Istanbul konnte noch bis auf einen Punkt heranziehen (9:10). Die Wiesbadenerinnen behielten im Extra-Satz die Oberhand und hatten beim Stand von 14:9 mehrere Bälle zur Entscheidung. Rapacz sorgte mit 15:11 für die Entscheidung.
Die Spielerinnen ließen sich erschöpft, aber überglücklich aufs Parkett fallen. Freudentränen, geraufte Haare, Fassungslosigkeit über das gerade Geschaffte: W Im Vorfeld des Spiels kam es zu einem Polizeieinsatz, bei dem einer der rund 60 Beamten durch einen Böller verletzt wurde. Aus einer Gruppe anreisender Fans heraus wurden auch Signalfackeln gezündet. Es wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die Freude über den Einzug ins Viertelfinale war riesig. Die Emotionen wurden freien Lauf gelassen. Die eine oder andere Freudenträne lief den Verantwortlichen und den Spielerinnen über die Wange. Wer diesem Spiel beigewohnt hat, wird noch lange davon erzählen. Sicher auch der türkische Generalkonsul Erdem Tuncer (Frankfurt) sowie der Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, die als Gäste des VCW in der Halle waren.
Im Januar werden die nächsten Spiele ausgetragen. AC PAOK Thessaloniki (Griechenland) ist der nächste Gegner der Wiesbadenerinnen. Die Termine stehen zurzeit noch nicht fest.
„Das war eine riesengroße Werbung für den Frauenvolleyball. Beide Mannschaften haben alles gegeben und die Fans elektrisiert“, befand ein sichtlich bewegter Christopher Fetting nach dem denkwürdigen Match. „Leider kam es im Vorfeld des Spiels zu unschönen Szenen, aber in der Halle selbst mussten Sicherheitspersonal und Polizei nicht einschreiten“, so der Geschäftsführer weiter.
„Das war heute ein einzigartiger Moment für alle – für den Club, die Spielerinnen, für uns Trainer, den Staff, die Ehrenamtlichen, für Fans und die Sponsoren“, so Benedikt Frank. „Die Kulisse war grandios. Wir waren anfangs schon etwas eingeschüchtert, aber was unsere Mädels dann gezeigt haben, war eine mentale Meisterleistung. Wir haben uns über alles hinweggesetzt, über die vielen Sprüche und letztlich über das System des Gegners. Ich spreche meinem Team ein ganz großes Kompliment aus.“
„Das war ein mega Spiel in einer mega Atmosphäre. Auch unsere Fans waren fantastisch. Wir sind mittlerweile Spezialisten für Fünfsatzspiele und wissen, dass wir dem Druck standhalten. Wir sind überglücklich, aber auch müde nach den vielen englischen Wochen. Jetzt feiern wir kurz, regenerieren und sind dann am Samstag gegen Suhl wieder voll fokussiert“, sagt Anderson.
Bereits am Samstag (9. Dezember) das steht das nächste Liga-Spiel für den VCW an. Der VfB Suhl Lotto Thüringen kommt in die Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit. Die Partie wird um 19:00 Uhr angepfiffen.
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VC Wiesbaden - Galatasaray Daikin Instanbul 2:3
1. Satz 20:25 (24 Min.)
2. Satz 25:22 (29 Min.)
3. Satz 25:21 (29 Min.)
4. Satz 18:25 (24 Min.)
5. Satz 14:16 (20 Min.)
Golden Set 15:11 (18 Min.)
Zuschauer:
2.100 ausverkauft
Termine
1. Volleyball Bundesliga
Samstag, 9. Dezember, 19:00 Uhr: VCW - VfB Suhl Lotto Thüringen
Samstag, 16. Dezember, 19:00 Uhr: VCW - Allianz MTV Stuttgart
Fotos: Detlef Gottwald