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Es muss ein eindrucksvoller Anblick gewesen sein, als der Komponist Franz Abt am Karfreitag des Jahres 1885 auf dem Wiesbadener Nordfriedhof beigesetzt wurde. Von seiner Wohnung in der Taunusstraße bewegte sich ein langer Trauerzug zum Friedhof, es wird berichtet, dass alle Laternen entlang des Weges angezündet und mit schwarzem Stoff bespannt waren. Es soll seinerzeit eine der größten Beerdigungen in Wiesbaden gewesen sein. Auf dem Friedhof steht noch heute sein Ehrengrabmal mit der Aufschrift „Gewidmet von deutschen Gesangvereinen“.
Der Komponist und Kapellmeister schrieb über 3000 Werke für Gesangsensembles, besonders für Männerchöre, aber auch Lieder für Solostimmen. Er wird als „Meister des volkstümlichen Liedes“ bezeichnet. Sein Geburtstag jährte sich 2019 am 22. Dezember zum 200. Mal.
Abt wurde 1819 in Eilenburg bei Leipzig geboren, studierte Musik und leitete zahlreiche Gesangvereine. Neben Tätigkeiten als Dirigent und Hofkapellmeister in Zürich und Braunschweig unternahm er in dieser Funktion auch zahlreiche Reisen. Zum Beispiel eine mehrmonatige Konzerttournee durch die USA, wo er auch von Präsident Grant empfangen wurde. Sein bekanntestes Lied, „Wenn die Schwalben heimwärts zieh´n“ war hier zu einer Art „Auswandererhymne“ geworden.
Mit 60 Jahren musste er sich wegen eines Herzleidens zur Ruhe setzen und wählte als Alterssitz Wiesbaden, wo er fünf Jahre später starb. An ihn erinnerte jetzt anlässlich des 200. Geburtstages der Wiesbadener Verein „Vokalmusik e.V.“ mit Andreas Karthäuser an der Orgel mit einer kleinen musikalischen Darbietung am Grabmal auf dem Nordfriedhof. Dirigent Holger Wittgen, Sopranistin Kirsten Körner und die Sänger brachten drei seiner bekanntesten Werke dar; Historiker Dr. Rolf Faber erinnerte an das Leben des Komponisten.
In Braunschweig und Eilenburg werde Abt anlässlich des Jahrestages mit Ausstellungen und Veranstaltungen gewürdigt, Wiesbaden habe dagegen nichts Offizielles vorgesehen, bedauerte Dr. Faber, so dass der Sonnenberger Chor damit als einziger an das Wirken des Komponisten erinnerte.
Der Verein „Vokalmusik Wiesbaden e.V.“ besteht aus dem Männer-Kammerchor Sonnenberg und dem Vokalensemble für Hohe Stimmen „arsoni“ Wiesbaden, beide geleitet von Holger Wittgen.
Man ist rund um das Jahr sehr aktiv mit außergewöhnlichen Konzerten in Wiesbaden, beispielsweise dem „Sonnenberger Advent“ oder den Themenkonzerten bei den örtlichen Kulturtagen, geht regelmäßig auf Konzertreisen - demnächst zum Deutschen Chorfest nach Leipzig - und lädt internationale Gäste ein.
Über neue Mitwirkende freut man sich stets sehr und bietet die Möglichkeit, an Schnupperproben teilzunehmen. Kontakt unter Tel. 0611/ 54 12 60 oder schlosserhh(at)arcor.de Mehr Infos finden Sie online.
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Foto: Veranstalter