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Die Verkehrsstatistik 2019 des Landes Hessen wurde veröffentlicht. Im vergangenen Jahr gab es 149.440 Verkehrsunfälle auf Hessens Straßen, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2018 einen Anstieg von 1,7 Prozent bedeutet (146.941 Fälle). Die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer ist leicht gesunken. 224 Verkehrsteilnehmer kamen ums Leben, 15 Menschen weniger als im Jahr 2018.
„Der Rückgang der Unfalltoten in Hessen zeigt, wie wichtig die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen der hessischen Polizei auf unseren Straßen ist. Gute Verkehrssicherheitsarbeit rettet Leben. Ich danke allen Polizeibeamtinnen und -beamten für ihre engagierte und erfolgreiche Arbeit im vergangenen Jahr. Mit moderner technischer Ausstattung und digitalen Innovationen werden wir auch künftig weiter daran arbeiten, die Sicherheit im Straßenverkehr kontinuierlich zu verbessern“, so Innenminister Peter Beuth.
Zwar konnte das historische Tief der im Straßenverkehr getöteten Verkehrsteilnehmer 2019 (224 Verkehrsteilnehmer) nicht erreicht werden (2017 lag dieser Wert bei 213), allerdings konnte der Durchschnitt der letzten zehn Jahre um 14 Fälle unterschritten werden. Bedauerlicherweise kamen auf Hessens Straßen im vergangenen Jahr drei Kinder zu Tode (2018: 4). Die Anzahl schwer verletzter Kinder sank ebenso (2019: 235, 2018: 250), wie die Anzahl leicht verletzter Kinder (2019: 1.239, 2018: 1.411).
Bei den Senioren ist ein leichter Rückgang der Gesamtzahl der Verunglückten registriert worden. In beiden Altersgruppen der Senioren (65-74 Jahre / 75+ Jahre) sind die Zahlen der Getöteten deutlich (2019: 24, 2018: 34) und die der Leichtverletzten (2019: 1.286, 2018: 1.302) leicht zurückgegangen. Während die Zahl der Schwerverletzten in der Altersgruppe 75 Jahre und älter im Vergleich zum Vorjahreszeitrum um 31 Fälle abgenommen hat, ist bei den 65 bis 74-Jährigen eine Zunahme von sieben Fällen zu verzeichnen. Eine positive Entwicklung zeigt sich bei der Gruppe der Fußgänger: die Zahl der Getöteten hat sich hier von 2018 auf 2019 um 4 auf 27 reduziert.
Aufgrund hoher Unfall- und Verunglücktenzahlen unter Beteiligung von motorisierten Zweirädern und hier insbesondere von Motorrädern mit mehr als 125 Kubikzentimeter Hubraum hat die hessische Polizei in den vergangenen zwei Jahren diese Verkehrsteilnehmer besonders in den Fokus genommen. Mit Erfolg: Die Unfallzahlen aller motorisierten Zweiräder sind von 4.437 (2018) auf 3.878 (2019) um 12,6 Prozent gesunken. Auch die Zahl der Verunglückten sank im gleichen Zeitraum von 3.252 um 11,9 Prozent auf 2.866.
Innenminister Peter Beuth sagte: „Für Motorradfahrer ist das Risiko bei einem Unfall zu Schaden zu kommen mit Abstand am größten. Deshalb ist es für Biker besonders wichtig, sich an die Regeln zu halten und achtsam zu fahren. Die hessische Polizei setzt neben zahlreichen Präventionsmaßnahmen auch gezielt auf Motorradstreifen, um das Fahrverhalten einzelner Motorradfahrender zu kontrollieren und Verstöße zu ahnden. Wir werden der Polizei fünf weitere mit Video-Aufzeichnungstechnik ausgestattete Motorräder zur Verfügung stellen, sodass insgesamt zehn dieser Motorräder auf unseren Straßen unterwegs sein werden.“
Bei den Radfahrern sind mit Ausnahme der Schwerverletzten, deren Zahl sich um 4,8 Prozent auf 671 erhöht hat, die weiteren Verunglückten und die Gesamtzahl der Unfälle rückläufig. Die Zahl der getöteten Radfahrer ist um 35,7 Prozent auf 18 gesunken. Bedingt durch die Zunahme von Pedelecs (Pedal Electric Cycles) im Straßenverkehr hat auch die Beteiligung an Verkehrsunfällen zugenommen. Pedelecs waren an 522 Verkehrsunfällen beteiligt (+41 Prozent). Mit Ausnahme der Getöteten (+/-0 Prozent) sind bei den übrigen Verunglückten deutliche Anstiege zu verzeichnen (Schwerverletzte +43,4 Prozent, Leichtverletzte +36,6 Prozent).
Elektrokleinstfahrzeuge (wie beispielsweise E-Scooter) sind seit Juni 2019 im öffentlichen Straßenverkehr zugelassen. Eine aussagekräftige automatisierte Recherche nach Verkehrsunfällen mit diesen Fahrzeugen ist derzeit noch nicht möglich. Nach einer ersten Sonderauswertung der hessischen Polizei waren Elektrokleinstfahrzeuge an 99 Verkehrsunfällen beteiligt (98 innerorts, 1 außerorts). Dabei gab es keine Getöteten, jedoch 13 Schwer- und 62 Leichtverletzte.
Im Jahr 2019 wurden 1.155 Wildunfälle mehr als im Vorjahr gemeldet, das entspricht einer Steigerung von knapp sechs Prozent. Auch wenn die Zahl der insgesamt verletzten Personen zurückgegangen ist, zeigt einer der jüngsten Fälle im Jahr 2020, bei dem ein 56-jähriger Mann zwischen Grebenstein und Hofgeismar nach einer Kollision mit einem Reh von der Fahrbahn abkam und in Folge des Unfalls verstarb, wie wichtig es ist, Verkehrssicherheitsarbeit in all ihren Facetten zu betrachten und – wo möglich – auch mit digitalen Innovationen gegenzusteuern.
Die bundesweit einmalige Sicherheits-App hessenWARN, mit der sich Hessinnen und Hessen seit Ende November nach dem Baukastenprinzip individuelle Alarmmeldungen auf dem Handy einstellen können, wird Mitte 2019 ein weiteres Update erhalten, welches dazu beitragen soll die Zahl der Wildunfälle weiter zu reduzieren. Via Bluetooth kann die App über die Lautsprechereinrichtung des Fahrzeugs einen Hinweis geben, wenn Wildwechsel auf dem bevorstehenden Streckenabschnitt aufgrund verschiedener Parameter - beispielsweise der Jahreszeit, Uhrzeit und der zuletzt gemeldeten Unfälle der Vergangenheit - wahrscheinlich sind. „Das Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach Informationen zu ihrer persönlichen Sicherheit ist so groß, wie schon lange nicht mehr. Mittlerweile erreichen wir mit hessenWARN fast eine Million Bürgerinnen und Bürger in Hessen. Mit dem innovativen Wildwarner wollen wir dazu beitragen, die Verkehrssicherheit in Hessen weiter zu erhöhen“, so Peter Beuth.
Die Ursachen für Unfälle mit Personenschäden sind nach wie vor ungenügender Sicherheitsabstand (16 % der Gesamtunfälle), Verstöße gegen die Vorfahrtsregeln (14 % der Gesamtunfälle) und nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit (12 % der Gesamtunfälle).
Nach dem leichten Rückgang der Unfälle mit der Ursache „nicht angepasste Geschwindigkeit" im Jahr 2018, sind diese in 2019 mit einem Plus von 15,2 Prozent wieder deutlich angestiegen. In diesem Zusammenhang ist eine signifikante Zunahme der geschwindigkeitsbedingten Verkehrsunfälle mit schwerverletzten Personen zu verzeichnen (+ 184 Fälle). Zur Reduzierung der Hauptunfallursache Geschwindigkeit setzt die hessische Polizei modernste Technik ein. So steht jedem Polizeipräsidium ein Geschwindigkeitsmessanhänger des Typs „Enforcement-Trailer“ zur Verfügung.
„Wer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit und ungenügendem Sicherheitsabstand unterwegs ist, stellt eine Gefahr für sich und alle anderen Verkehrsteilnehmer dar. Mit den Geschwindigkeitsmessanhängern und zivilen Einsatzfahrzeugen, die mit gerichtsfester Messtechnik ausgestattet sind, wird die hessische Polizei auch weiterhin einen Schwerpunkt ihrer verkehrspolizeilichen Kontrollmaßnahmen auf den Bereichen der überhöhten Geschwindigkeiten sowie des Sicherheitsabstandes legen“, betonte Peter Beuth.
Mit Einführung der durch die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen im März 2020 wurde ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen auf hessischen Straßen durch die Polizei festgestellt. Auf den Bundesautobahnen kommt es beispielsweise zu weniger Staubildungen im Berufsverkehr. Auch die notwendig gewordenen Schulschließungen führten zu weniger Verkehrsaufkommen. Die ersten vorsichtigen statistischen Erhebungen deuten auch auf einen Rückgang der Unfallzahlen, insbesondere mit Verletzten und Verkehrsunfallfluchten, hin. Aufgrund des für Verkehrsstatistiken sehr kurzen Zeitraums sind diese Feststellungen jedoch derzeit nicht valide mit den Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus in Zusammenhang zu bringen.
„Es sind aktuell deutlich weniger Fahrzeuge auf Hessens Straßen unterwegs und die meisten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer nehmen merkbar Rücksicht auf ihre Mitmenschen. Raser und Drängler, die meinen sich auf leereren und freien Straßen nicht an die Verkehrsregeln insbesondere die Geschwindigkeit halten zu müssen, werden von der Polizei deshalb aktuell mit erhöhter Aufmerksamkeit bedacht“, sagte Beuth abschließend.
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Grafiken: Land Hessen