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Im Rahmen der Planungsarbeiten zum Neubau der Schiersteiner Brücke hat sich bei neuerlichen Untersuchungen der Bausubstanz nun herausgestellt, dass der Zustand der Brücke weitaus schlimmer ist, als bisher angenommen. Mittlerweile gilt sie als einsturzgefährdet und wird deshalb bereits ab der kommenden Woche für den Autoverkehr voll gesperrt.
Bei einer erneuten intensiven Überprüfung der Schiersteiner Brücke am Samstag, kamen die zuständigen Ingenieure und Sachverständigen vom Tiefbauamt des Land Hessen zu einem katastrophalen Ergebnis. Der vorhandene einteilige, vierstreifige Überbau weist in Teilen einen solch schlechten baulichen Zustand auf, dass die Brücke den verkehrlichen Anforderungen schon jetzt nicht mehr gewachsen ist. Wie sich jetzt erst herausstellte, hat sich die Fahrbahn im mittleren Abschnitt der Brücke bereits um mehrere Zentimeter abgesenkt. Als Ursache für die dramatische Verschlechterung sehen die Experten Korrosion in der Stahlkonstruktion durch den Einsatz von Streusalz im vergangenen Winter, weiterhin stellte sich heraus, dass einer der mittleren Steinpfeiler unterspült wurde und keinen festen Halt im Flussbett mehr hat, wodurch es zu der dramatischen Fahrbahnabsenkung kam.
Als sofortige Maßnahme wird die Brücke in beide Richtungen jeweils nur noch einspurig befahrbar sein, bevor sie ab der kommenden Woche komplett gesperrt werden muss. „Auch wenn alle Beteiligten wissen, dass es durch diese unpopuläre Entscheidung in der nächsten Zeit zu einem Verkehrschaos kommen wird, müssen wir so handeln. Die Gefahr eines Einsturzes ist einfach zu groß und dieses Risiko wollen wir auf gar keinen Fall eingehen“, sagte ein Mitarbeiter des Tiefbau- und Vermessungsamtes Wiesbaden, gegenüber Wiesbadenaktuell.de.
Am 10. November 1971 ist ein 54 Meter langes Brückensegment bei Koblenz eingestürzt und in den Rhein gefallen, Pkws und Lkws stürzten mit und fielen auf ein darunter schwimmendes Frachtschiff. 13 Menschen kamen damals ums Leben viele weitere wurden verletzt. „Ein solches Szenario können und wollen wir uns bei dem heutigen Verkehrsaufkommen auf unserer wichtigen Verbindung zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz nicht vorstellen“, so der Sprecher des Bauamtes weiter.
Als Sofortmaßnahme zur Entlastung des Verkehrs wurde entschieden, erst einmal provisorische Fährverbindungen einzurichten. Es werden vier Großraumfähren eingesetzt, die jeweils vom westlichen und östlichen Teil des Schiersteiner Hafens aus, ununterbrochen zwischen Wiesbaden und der Mainzer Seite fahren werden. Eine dieser Fähren hat bereits den Schiersteiner Hafen angelaufen, drei weitere sind von Rotterdam aus auf dem Weg nach Wiesbaden. Die Bauarbeiten für die erste provisorische Rampe im westlichen Teil des Hafens haben bereits begonnen.
„Ursprünglich sollte die neue Brücke erst Ende 2018 fertig sein, das muss nun deutlich beschleunigt werden“, so die Auskunft von Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement. „Da die meisten, sehr umfangreichen Planungsarbeiten bereits abgeschlossen sind, werden wir umgehend mit dem beschleunigten Brückenbau beginnen, damit die Bauarbeiten hoffentlich bereits Ende 2015 abgeschlossen werden können. Eigentlich sollte der Neubau der neue Überbau reibungsloser vonstatten gehen, aber daraus wird nun leider nichts. Wir bedauern diesen Umstand und bitten alle Betroffenen um Verständnis für die absolut notwendige Maßnahme“, so der Sprecher weiter.
Fotos/Fotomontage: Stefan Becker