ANZEIGE
Der Warnstreik im Öffentlichen Personennahverkehr hat vor allem am Dienstagmorgen, 29. September, für Chaos in Wiesbaden gesorgt. Wer zur Arbeit oder zur Schule wollte, musste deutlich mehr Zeit einplanen, da sowohl die Hauptverkehrsstraßen als auch Schleichwege in der hessischen Landeshauptstadt zeitweise stark verstopft waren.
Die fehlenden Busse stellten Bürgerinnen und Bürger vor große Herausforderungen. Um ihr Ziel zu erreichen, stiegen viele auf das Auto um. Auch E-Scooter und Taxis waren am Dienstagmorgen ausgelastet. Einige traf der Streik unvorbereitet: vereinzelt warteten Menschen an den Haltestellen auf Busse. Sie warteten vergeblich.
Denn bereits am frühen Dienstagmorgen hatten Busfahrerinnen und Busfahrer ihre Arbeit niedergelegt, kein Bus verließ das Busdepot, alle Motoren standen still.
In Wiesbaden hatten die streikenden Arbeitnehmer gegen 4:30 Uhr auf dem Betriebsgelände von ESWE Verkehr am Hauptbahnhof ihren Streikposten bezogen und die Ausfahrt mit einem Bus versperrt. Im Laufe des Morgens versammelten sich dort rund 40 Teilnehmende, die sich in Listen eintrugen, um ihr Streikgeld zu bekommen. Die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter hielten sich dabei an den vorgeschriebenen Mindestabstand. Um der aktuellen Situation gerecht zu werden, traten die meisten anschließend den Heimweg an.
Bei den Bürgerinnen und Bürgern Wiesbadens traf der Streik sowohl auf Zustimmung als auch auf Unverständnis.
In den sozialen Netzwerken machten viele ihrem Ärger Luft:
"Manche Menschen müssen mit dem Bus zur Arbeit. Bezahle die überteuerte Monatskarte und bekomme meine Dienstleistung aber nicht. Eigentlich müssten die Karten dann um die Streiktage verlängert werden und besser noch, Ersatz für die Streikenden her"
"Die Meldung kam für viele viel zu spät und gerade für Menschen, die auf die öffentlichen angewiesen sind, ist das unter aller Sau! Mein Partner hatte heute Morgen meinen Sohn mit zur Schule genommen, der Junge musste 30 Minuten im Regen warten, bis die Schule geöffnet wurde..."
"Ich werde mir jetzt ernsthaft Gedanken machen, doch ein Auto zu kaufen, denn dann bin ich nicht so aufgeschmissen."
"Da diese Meldung so kurzfristig war, hätte man wenigstens den ein oder anderen Schulbus organisieren können...???? Weder zur Schule noch zu den Betreuungen können die Kinder und die Eltern kommen nicht zur Arbeit, weil die Kinder nicht betreut sind oder weil sie selbst es nicht zur Arbeit schaffen ....man hätte es wirklich 2 Tage vorher ankündigen können, damit genug Zeit wäre, um Fahrten zu organisieren ???? Als wird gestreikt und die geben alle im Voraus bekannt aber jetzt nicht?"
Doch für die Streikenden gab es auch Zuspruch:
"Richtig so, bleibt hart und fordert euer Recht"
"Ich lese nur mimimimimi..... das ist deren gutes Recht zu streiken. Alles wird teurer mwst Senkung ???? was vorher 1€ gekostet hat kostet jetzt 1,30€ -3% sind wir bei 1,27€ yeahhh läuft.... aber man darf nicht streiken, weil der Zeitpunkt nicht passt oder man sollte froh sein, dass man einen Job hat..... wenn es so weiter geht, muss man froh sein, dass man Essen und Trinken hat Ach und über ein Dach übern Kopf hahaha, wenn die Miete 1000€ kostet sind einige auch bald obdachlos.... liebe Busfahrer, bitte nicht streiken, ist nicht der Zeitpunkt..... ???????????? ICH DRÜCKE EUCH DIE DAUMEN"
"Top! Unsere Unterstützung habt ihr. Jeder sollte Gewerkschaften unterstützen!!!!"
"Das sind unsere Arbeitnehmervertretungen, die Rechte für uns und auch unseren Busfahrer erkämpft haben!"
"Sie haben das Recht zu streiken und das ist gut so."
Der Grund für den Streik war ein von der Gewerkschaft Verdi im Rahmen des bundesweiten Tarifkonfliktes um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im ÖPNV initiierter Warnstreik. Für bundesweit 87.000 Beschäftigte will Verdi einheitliche Regelungen für die Nachwuchsförderung, Entlastung sowie den Ausgleich von Überstunden und Zulagen für Schichtdienste. Außerdem soll die Ungleichbehandlung in den Bundesländern beendet und zentrale Regelungen wie 30 Urlaubstage oder Sonderzahlungen künftig bundesweit vereinheitlicht werden. Mit einer Forderung für Auszubildende sollen Anreize zum Einstieg in den Beruf und zur Nachwuchsförderung geschaffen werden. Seit März fordert die Gewerkschaft hierzu die Verhandlung eines bundesweiten Rahmentarifvertrages.
In Hessen geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 4.500 Beschäftigten. Verdi fordert für diese vor allem eine finanzielle Aufwertung der Tätigkeiten, da das Bundesland im Ländervergleich einen der hinteren Plätze einnimmt.
Am Wochenende hatte sich die Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) gegen die Aufnahme von Verhandlungen ausgesprochen. Daraufhin hatte Verdi zum Streik aufgerufen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.
Der Streik dauert den ganzen Dienstag - von Betriebsbeginn um 3:00 Uhr bis Betriebsende gegen 3:00 Uhr - an. ESWE Verkehr geht derzeit davon aus, dass am Mittwoch, 30. September, der Busverkehr in Wiesbaden wieder nach regulärem Fahrplan läuft.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de
Fotos: Joshua Ziß / Andreas Marneth