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Bereits in der letzten Woche hatte die Gewerkschaft Verdi angekündigt, einen ganztägigen Warnstreik am Mittwoch in Wiesbaden durchzuführen. Nach Auskunft von Verdi Wiesbaden-Geschäftsführerin Andrea Braun sind gut 260 Verdi-Mitglieder bei ESWE organisiert, gut 40 Prozent aller Fahrer.
Seit Betriebsbeginn am Mittwochmorgen fuhr kein ESWE-Bus mehr aus dem Depot. An der Einfahrt zum Betriebshof hatte sich ein Streikposten aufgestellt.
Verdi geht in die Gehaltsrunde mit einer Lohnforderung von sechs Prozent, mindestens 200 Euro im Monat mehr, sowie die Übernahme der Azubis nach erfolgreichem Abschluss. Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 100 Euro pro Monat angehoben werden. Mit dem Warnstreik will man Druck auf die Arbeitgeber machen.
Der Fachbereichsleiter von Verdi Hessen Roland Laubrock zeigt sich vom Verlauf des Warnstreiks sehr zufrieden. Vor seinem Besuch in Wiesbaden hatte er sich bereits einen Überblick in Frankfurt und Offenbach verschafft und festgestellt, dass wirklich in allen Städten die Räder stillstehen. "Mit dieser Aktion haben wir ein Zeichen für die vierte Verhandlungsrunde am 15./16. April gesetzt. Ich hoffe die Arbeitgeber haben verstanden, dass es uns ernst ist und wir auf die Durchsetzung unserer Forderungen bestehen", so der Verhandlungsführer von Verdi.
Laut Holger Elze, Unternehmenssprecher bei ESWE Verkehr, steht man in seinem Unternehmen generell einer Anhebung des Lohns positiv gegenüber. "Angesichts der Lohnungleichheit zwischen den Busfahrern ist es sinnvoll, hier eine Lösung zu finden". Natürlich hat er für die Fahrgäste der ESWE Verständnis, die verärgert sind, dass die Verkehrsgesellschaft ihrem Auftrag, dem Transport von Personen, so heute nicht nachkommen konnte. "Umso mehr freut es uns, dass die meisten Fahrgäste Verständnis für den Streik zeigen", fasst Elze zusammen.
Zum Schluss findet Elze sogar noch etwas Positives am Streik. Die Wiesbadener ESWE sucht permanent neue Busfahrerinnen und -fahrer. Durch die Gehaltsanpassungen könnte der Beruf für neue Mitarbeiter attraktiver werden.
Glücklicherweise bleiben die Schüler vom ersten Warnstreik verschont, da aktuell Osterferien sind. Betroffene Pendler haben sich im Vorfeld Alternativen gesucht, da der Warnstreik rechtzeitig angekündigt wurde, somit blieb das große Chaos aus. Besonders beliebt waren spontane Mitfahrbörsen in den sozialen Netzwerken. Hier verabredeten sich Pendler zu Fahrgemeinschaften.
Die meisten Fahrgäste zeigten sich angesichts des Streiks gelassen, obwohl nicht alle mit dem Ausmaß der Aktion gerechnet hatten. Lena aus Bärstadt hatte sich vorab im Netz informiert und war der Meinung, dass sie ab Hauptbahnhof mit der 6 nach Mainz kommen würde. Durch das Umsteigen auf die S-Bahn konnte sie jedoch noch ihre Verabredung mit ihren Freundinnen in Mainz wahrnehmen.
Valerie wohnt nur temporär in Wiesbaden. Zwar hatte sie irgendwas von einem Streik gehört, hatte aber nicht damit gerechnet, dass der Ausstand ihre geplante Busfahrt nach Kostheim unmöglich machen würde. "Das auch die 33 nicht fährt, hatte ich nicht auf dem Schirm", sagt die junge Frau enttäuscht.
Dagegen hat es sich Sandra Ehrmann leicht gemacht: "Mein Freund hat schon Urlaub, da habe ich mich einfach von ihm zur Arbeit fahren lassen", lacht die Wiesbadenerin.
Doppelt hart hat es dagegen Inatias getroffen, der Wiesbadener mit iranischen Wurzeln ist nach einem Urlaub in seiner warmen Heimat wieder in Wiesbaden gelandet, ohne zu wissen, dass ihn kein Bus nach Hause fahren wird: "Doppelt frustrierend, kalt und kein Bus, das macht keine Lust auf Wiesbaden", mault der Heimkehrer.
Einzig die Wiesbadener Taxifahrer sind zufrieden, denn der Streik bringt etwas Schwung in das ansonsten bereits seit letztem Jahr stetig zurückgehende Geschäft. "Ich hatte heute bereits 15 Fahrten", erzählt einer der Fahrer am Taxistand am Hauptbahnhof. "Ab morgen kann ich mich dann wieder im Dienst ausruhen, aber heute läuft es super!"
Die Regionalbuslinien aus dem Rheingau-Taunus, dem Main-Taunus von und nach Wiesbaden waren vom Streik nicht betroffen und konnten innerhalb Wiesbadens genutzt werden. Weiterhin standen die S-Bahnen zur Verfügung.
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