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Das ist eine gute Nachricht für die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, die Kriminalität in der Stadt ist auch im vergangenen Jahr zurückgegangen.
Am Dienstag wurde die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2017 sowohl für den Bereich des Polizeipräsidiums Westhessen als auch für die Landeshauptstadt Wiesbaden vorgestellt. Neben Polizeipräsident Stefan Müller erörterten auch der Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeipräsidiums Westhessen, Leitender Polizeidirektor Hans Knapp, der Leiter der Polizeidirektion Wiesbaden, Polizeidirektor Malte Neutzler sowie Kriminaloberrat Christopher Roth, Leiter der zentralen Kriminalinspektion, besondere Deliktsfelder aus dem jeweiligen Zuständigkeitsbereich.
Die polizeiliche Kriminalstatistik gibt Auskunft über die Zahl der Straftaten, die die Polizei im vergangenen Jahr ermittelt hat. Erfasst werden neben Delikten wie Mord und Totschlag, Diebstähle und Betrügereien auch Wohnungseinbrüche sowie Körperverletzungen.
Die Gesamtzahl der Straftaten ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Diese verringerte sich von 23.276 (2016) auf 23.110 (2017) und lag damit auf dem zweitniedrigsten Stand der letzten zehn Jahre. Die Aufklärungsquote stieg dabei von 61,4% (2016) auf 63,9% (2017) an. „Das ist die höchste Ermittlungsrate in Wiesbaden seit der EDV-Erfassung 1971“, erklärte stolz Stefan Müller.
So sind die Diebstahlsdelikte merklich von 8.900 Fällen auf 8.559 Straftaten (-341 Fälle) zurückgegangen. Diese Verbrechen stellen trotz des Rückgangs mit 37,04% den größten Anteil am Gesamtstraftataufkommen für die Wiesbaden dar.
Den zweitgrößten Kriminalitätsbereich bilden die Vermögens- und Fälschungsdelikte mit einem Anteil von 22,59%. Hier ist ein Anstieg von +263 Fällen auf insgesamt 5.220 Straftaten im Vergleich zu 2016 zu verzeichnen.
Die Straßenkriminalität hat leicht zugenommen. So registrierte die Polizei 4.688 Fälle, das ist Anstieg von 61 Taten, aber dennoch die zweitniedrigste Fallzahl seit 21 Jahren, so Müller. Die Aufklärungsquote konnte um 0,6 Prozentpunkte auf 24,8% gesteigert werden und ist damit die höchste im Zehnjahresvergleich.
Bei der Straßenkriminalität werden die folgenden Delikte zusammengefasst dargestellt: Sexual- und Raubdelikte, gefährliche und schwere Körperverletzung, Diebstahl im öffentlichen Raum sowie Sachbeschädigung.
Ein Rückgang bei den Deliktsbereichen Straßenraub und Straßendiebstahl 2017 ist deutlich erkennbar, allerdings bleiben die Fallzahlen im Bereich der Körperverletzungsdelikte auf einem gleichbleibenden Niveau.
In diesem Zusammenhang ist eine interessante Statistik veröffentlicht worden. Die Polizei registrierte 2017 28 mehr Straftaten, bei der eine Waffe im Spiel war. 2016 waren es 161 Fälle, im vergangenen Jahr 189. Ein deutlicher Anstieg war bei Stich- und Schnittwaffen zu verzeichnen (von 81 auf 92 Fälle). Auch bei dem Einsatz von Reizgas kam es zu einer Erhöhung von 26 (2016) auf 35 Zwischenfälle.
Die Straftaten gegen das Leben, also Mord und Totschlag, sind mit einem Anteil von 0,04% der kleinste Anteil der aller Verbrechen in Wiesbaden.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt sechs Delikte im Bereich Totschlag registriert. Von diesen sechs Taten kam es zu fünf versuchten und einem vollendeten Totschlag. In diesem Fall gerieten am 11. Juni zwei Personengruppen in der Kirchgasse in Streit, wobei durch einen 24-Jährigen ein Messer eingesetzt wurde. Hierbei wurde ein 19 Jahre alter Wiesbadener tödlich verletzt. Zwei weitere junge Männer erlitten bei der Streitigkeit ebenfalls durch Messerstiche Verletzungen. Diesbezüglich findet derzeit die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Wiesbaden statt. Dieser Fall hatte für große Schlagzeilen gesorgt, weil der Tatverdächtige ein Polizeianwärter war.
Die drei anderen registrierten Fälle waren fahrlässige Tötungsdelikte. Wie die Tat an der 90-jährigen Seniorin in der Karawankenstraße auf dem Gräselberg in Biebrich. Somit kam es zu insgesamt neun Straftaten gegen das Leben in Wiesbaden. Das sind vier weniger als 2016 (13 Fällen). Seit 2009 liegt die Aufklärungsquote bei 100%.
Zahl der Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen ist um 43 Fälle, von 26 auf 69 Taten angestiegen (+165,4%). Zahl der Fälle sonstiger sexueller Nötigung ist von 41 auf 16 Fälle gesunken (-61%).
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind in der Mehrheit Beziehungstaten. Opfer und Täter kennen sich oder sind gar miteinander verwandt. Das Fallzahlenaufkommen ist maßgeblich vom Anzeigeverhalten der Geschädigten abhängig, erfahrungsgemäß ist von einem hohen Dunkelfeld auszugehen, so Polizeipräsident Müller.
Die Fallzahlen der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stiegen 2017 um +95 Fälle von 157 auf 252 an (+60,5%). Die Wiesbadener Ermittler konnten davon 81,7% der Taten aufklären.
Eine Gesetzesänderung im Sexualstrafrecht hat zu Verschiebungen der Fallzahlen zwischen Deliktsarten und zu statistischen Neuerfassungen geführt. Ein Vergleich der Fallzahlen der Sexualdelikte aus dem Jahr 2017 mit den Vorjahreszahlen ist somit nur bedingt möglich. Durch die Reform wurde der § 177 StGB (sexueller Übergriff, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung) grundlegend umgestaltet. Grundtatbestand ist der sexuelle Übergriff gegen den Willen einer anderen Person, der keine tatbestandliche Nötigung mehr voraussetzt. Ein “Nein“ des Opfers ist nunmehr ausreichend, damit sexualisierte Gewalt bestraft werden kann. Mit der Reform ist erstmalig auch der Versuch strafbewährt.
Mit dem neuen Kriminalstatistik-Schlüssel der sexuellen Übergriffe gem. § 177 StGB wurden 29 Fälle erstmalig erfasst, was zu einem enormen Anstieg bei den Vergewaltigungsdelikten und besonders schweren Fällen der sexuellen Nötigung geführt hat.
Mit § 184i StGB wurde eine Lücke in der bisherigen Rechtsprechung geschlossen, die daraus resultierte, dass das Berühren über der Kleidung bislang von der Rechtsprechung in der Regel nicht als Sexualdelikt, sondern als Beleidigung auf sexueller Grundlage bewertet wurde. Die Neuregelung dürfte hauptverantwortlich sein für den Rückgang der Fallzahlen bei der Beleidigung auf sexueller Grundlage und die Höhe des erstmalig erfassten Wertes bei der sexuellen Belästigung.
Ein Anstieg von acht Fällen (44/2017) ist bei dem Missbrauch von Kindern verzeichnet worden. Die Aufklärungsquote lag bei 88,6% und somit auf Vorjahres-Niveau.
Exhibitionistische Handlungen wurde 2017 mehr zur Anzeige gebracht. So wurden 39 Fälle bearbeitet. 2016 waren es nur 18, das ist eine Steigerung von 53,8%.
Im Deliktsbereich Raub und räuberische Erpressung sind die Zahlen auf dem Vorjahresniveau. 208 Taten wurden 2017 polizeilich behandelt. Das ist ein Fall mehr als noch ein Jahr davor.
Wenn man diesen Bereich noch mal etwas aufschlüsselt, dann ist bei Raubüberfällen auf sonstige Zahlstellen und Geschäfte eine Steigerung um acht Fälle auf insgesamt 17 Straftaten zu verzeichnen. Es handelt sich dabei in der Hauptsache um Raubüberfälle auf sogenannte Wettbüros und Spielotheken. Hierbei sind jedoch auch immer wieder Tatvortäuschungen, durch zum Beispiel Bedienstete festzustellen.
Nennenswert sind hierbei insbesondere zwei schwere Raubüberfälle auf zwei Zahlstellen und ein Geschäft in Wiesbaden, welche durch einen drogenabhängigen Einzeltäter begangen wurden. Die Straftaten konnten durch die Ermittler durch die Festnahme des Täters im Nahbereich des dritten Tatortes aufgeklärt werden.
Der Deliktsbereich Raubüberfälle in Wohnungen bewegt sich bei den Fallzahlen auf dem Vorjahresniveau (2016:8, 2017:9). Die Aufklärungsquote konnte auf 77,8% gesteigert werden. Bei einem Großteil der Raubüberfälle handelt es sich um Repressalien konkurrierender Personen aus dem Bereich des Drogenmilieus.
Bei den Körperverletzungen ist 2017 ein leichter Anstieg zu verzeichnen. 2.720 Fälle hat die Polizei registriert, das sind 92 Delikte mehr als im Vorjahr (2.628). Bei 1.821 Taten handelte es sich um Angriffe der vorsätzlichen leichten Körperverletzung. Hiervon konnten 1.669 Fälle aufgeklärt werden (91,7%). Im Deliktsfeld der Körperverletzung auf Straßen/Wegen/Plätzen ist die Aufklärungsrate 81,6% der 450 Fälle.
„Um die Sicherheit der Wiesbadener Bevölkerung zu optimieren, wird das Konzept ‘Sichere Innenstadt‘ weiter ausgedehnt“, so Malte Neutzler. Neben der Schwerpunktsetzung an Wochenenden und Feiertagen werden sich die Präsenszeiten von uniformierten Kräften auch unter der Woche erhöhen.
Zudem werden auch mehr Zivilbeamte in der Wiesbadener Innenstadt unterwegs sein und ein wachsames Auge haben. Diese sollen Straftaten im Vorfeld erkennen und verhindern.
Weiterhin werden in Kooperation mit der Hessischen Bereitschaftspolizei und der Stadt Wiesbaden an erkannten Brennpunkten verstärkte Präsenzstreifen und Kontrollmaßnahmen durchgeführt.
Die Diebstahlsdelikte haben erfreulicherweise weiter in Wiesbaden abgenommen. So kam es 2017 zu 8.559 Straftaten, das sind 3,8% weniger als 2016 mit 8.900 Fällen. Gute Arbeit leisteten die Ermittler, sie konnten 35,7% aller Taten aufklären. Das ist eine Steigerung zum Vorjahr von 2,9 Prozentpunkte.
Die Wohnungseinbrüche haben leicht zugenommen. Nachdem die Fallzahlen im Jahr 2016 signifikant und weit über den Landestrend hinaus gesunken waren, ist im Jahr 2017 eine leichte Steigerung zu verzeichnen. Mit einer Anzahl von 519 Fällen ist dies jedoch der zweitniedrigste Wert seit 2010.
Trotz steigender Einbrüche ist es gelungen, die Aufklärungsquote um 2,9 Prozentpunkte auf 20,6% zu steigern, womit rechnerisch mehr als jeder fünfte Wohnungseinbruchdiebstahl aufgeklärt werden konnte.
Für die im Jahr 2017 gestiegenen Fallzahlen werden neben sogenannten “Reisenden Tätern“ auch “lokale Täter“ verantwortlich gemacht. Bei beiden Tätertypen ist festzustellen, dass durch einige wenige Ganoven eine Vielzahl von Taten verübt wird. Insbesondere bei den lokalen Tätern konnte festgestellt werden, dass hier die Erlöse der Straftaten unmittelbar zur Finanzierung von Spiel- und Drogensucht investiert wurden, führte Wiesbadens Polizeidirektor Neutzler aus.
Im Polizeipräsidium Westhessen wurde im Jahr 2017 ein aus Kroatien stammender Täter festgenommen, welchem insgesamt 213 Wohnungseinbrüche zuzurechnen sind. Hiervon sind 30 Taten im Bereich von Wiesbaden begangen worden.
Das hessische LKA setzt auch in diesem Jahr während der dunklen Jahreszeit (ab Oktober 2017) das Prognoseprogramm “KLB-operativ“ ein, an dem auch die Polizeidirektion Wiesbaden und die Kriminaldirektion Westhessen teilnehmen.
Das Verfahren "KLB-operativ" lässt Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen für künftige WED Brennpunktgebiete zu. Aus den polizeilichen Datenbeständen werden räumliche und zeitliche Schwerpunkte abgeleitet sowie Verhaltensmuster der Täter herausgestellt. Durch eine zielgerichtete Kräftesteuerung wird eine erhöhte Präventionswirkung möglich.
Entsprechend der täglichen Lagebewertung werden in den Brennpunktgebieten offene und verdeckte Maßnahmen durchgeführt. Diese werden durch Kräfte der Bereitschaftspolizei unterstützt.
Die vollendeten Wohnungseinbrüche sind wie bereits im Vorjahr weiterhin rückläufig (Anteil der Versuche liegt bei 48,9%). „Das liegt daran, dass die Bürger ihre Eigentum besser schützen, durch sichere Türen und Fenster, die nicht so einfach aufzubrechen sind“, so der Polizeipräsident. Im Zehnjahresvergleich setzt sich die Erhöhung der Versuchsquote fort.
Ebenfalls mehr Fahrzeugdiebstähle wurden 2017 in Wiesbaden verzeichnet. So entwendeten die Täter insgesamt 260 Kraftfahrzeuge, welches 33 mehr als im Vorjahr sind. Der Ermittlungserfolg ist um 5,1% zum Vorjahr gesteigert worden.
„Durch technisches Aufrüsten gelingt es den Tätern, bei denen es sich hauptsächlich um osteuropäische Banden handelt, vermehrt hochwertige Kraftwagen zu entwenden“, schilderte Polizeidirektor Hans Knapp. Die Ganoven hatten es insbesondere auf die Marken Audi und Mercedes - 2016 waren es noch BMW und Range Rover - abgesehen.
Sogenannte „Keyless-Go“-Fahrzeuge können in kürzester Zeit durch den Einsatz eines Funkstreckenverlängerers entwendet werden. Die fahrzeugspezifische Ortung wird durch einfachen Technik-Einsatz deaktiviert. Seitens der Hersteller wird an Lösungen gearbeitet, fügte Knapp an.
Ein extremer Anstieg ist bei Diebstählen in beziehungsweise aus Kraftfahrzeugen im vergangenen Jahr in Wiesbaden verzeichnet worden. 1.034 schlugen Täter zu, das ist ein Anstieg von 206 Fällen (2016: 828).
Das Polizeipräsidium Wiesbaden hat 2017 die “AG Pkw“ in die Regelorganisation übernommen. Anschließend gelang es den Ermittlern, erneut mehrere Serien aufzuklären.
Seit Februar 2017 kam es in der Landeshauptstadt vermehrt zu besonders schweren Fällen des Diebstahls von festverbauten Navigationsgeräten, Airbags und Lenkrädern.
Den Kriminalbeamten gelang es im Herbst 2017, einen moldawischen Bandentäter festzunehmen, dem zwischenzeitlich 63 dieser Fälle nachgewiesen werden konnten. Das Schadenvolumen liegt bei rund 300.000 Euro. Die U-Haft dauert noch an.
Eine weitere Serie von 38 Fällen konnten einer tschechischen Drogenabhängigen zugeordnet werden, welche sich auf abgelegte Gegenstände in Fahrzeugen spezialisiert hatte.
Gleiches gilt für einen Kosovo-Albaner, welcher sich mit falschem griechischem Pass eine neue Identität geschaffen hatte und seinen Lebensunterhalt durch Pkw-Einbrüche finanzierte. Zielrichtung war hier die Erlangung von Debit-Karten und Handys. Bei einer Verwertungstat wurde er videographiert. Der Verkauf eines entwendeten Handys fiel der polizeilichen An- und Verkaufsüberwachung auf, wodurch der Täter identifiziert werden und festgenommen werden konnte.
Eine Steigerung von 310 Fällen verzeichnete der Bereich Betrug. Insgesamt 4.536 Taten wurde zur Anzeige bracht. Der größte Anteil hält hier das Erschleichen von Leistungen mit 2.037 Fällen, was fast 45% aller erfassten Delikte bedeutet.
Die Fallzunahme im klassischen Betrugsbereich lässt sich unter anderem mit der immer stärkeren Nutzung des Mediums Internet und der Verlagerung des weltweiten Konsums in den Onlinehandel erklären. Die jederzeitige Verfügbarkeit, das expandierende Angebot und die teils mangelnden Sicherheitsstandards erleichtern die missbräuchliche Nutzung.
So erfährt der Warenkreditbetrug (bestellte/gekaufte Ware nicht bezahlt) hinsichtlich der Fallzahlen eine Steigerung um 74,9% auf insgesamt 591 Fälle (+253 Fälle).
Der Computerbetrug mittels (nicht eigener) Daten von Zahlungskarten (oft Kreditkarten) kann ebenfalls unter dem vorgenannten Trend gesehen werden. Bei den meisten Online-Anbietern werden die Aufträge vollautomatisiert und ohne weitere manuelle Überprüfung innerhalb weniger Stunden/Tage bearbeitet. Dies führte zu einem Anstieg um 61 Taten auf insgesamt 91 Fälle und somit einem Anstieg um 203,3%. Die Aufklärungsquote konnte trotz der Zunahme um 3,4 Prozentpunkte auf 96,7% gesteigert werden.
Weniger Rauschgiftdelikte im Vergleich zum vergangenen Jahr konnte die Wiesbadener Polizei verzeichnen. So sind die Zahlen um 21 Fälle auf 1.069 zurückgegangen. Die Aufklärungsquote stieg um 1,2 Prozentpunkte von 96,5% auf 97,7% und verbleibt damit weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Die Einsatz- und Kontrollmaßnahmen wurden wie bereits im Vorjahr intensiv fortgeführt, teilte Polizeidirektor Neutzler mit.
Die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM-Kriminalität) nehmen weiter zu. So wurden 2017 insgesamt 81 vollendete Delikte und 237 strafbare Versuche bekannt. Hierbei entstand ein Vermögensschaden von über 2 Millionen Euro. Von den 81 vollendeten Delikten wurden unter anderem sieben vollendete Enkeltrick (Schaden: circa 140.000 Euro), sechs vollendete Gewinnversprechen (Schaden: etwa 20.000 Euro), vier vollendete falsche Amtsträger (Schaden: circa 360.000 Euro) und 50 Trickdiebstähle im häuslichen Umfeld (Schaden: rund 170.000 Euro) anzeigt.
Von den 237 bekanntgewordenen SÄM-Delikten, die im strafbaren Versuchsstadium endeten, belaufen sich 102 Fälle auf den versuchten Enkeltrick, 72 Fälle auf den versuchten falschen Amtsträger, 33 Fälle auf die versuchten Gewinnversprechen und acht Fälle auf den versuchten Trickdiebstahl im häuslichen Umfeld.
Um dieser Kriminalitätsentwicklung entgegenzuwirken, wurde zum 1. Januar 2017 die Arbeitsgruppe “SÄM“ als Pilotprojekt eingerichtet, welche organisatorisch dem Betrugskommissariat der RKI Wiesbaden angegliedert ist. Die AG SÄM ist örtlich zuständig für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis.
Trotz der weiterhin intensiv betriebenen Präventionsarbeit ist es auf Grund der hochprofessionellen Vorgehensweise der Täter und der fortwährend neuen Tatbegehungsweisen gerade für die Altersgruppe der Senioren oftmals schwierig zu erkennen, dass sie Opfer einer Straftat werden/geworden sind.
Das Anzeigeverhalten wird zudem durch die Scham der Opfer beeinflusst, so dass insgesamt von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist.
Zu den geläufigsten Tatbegehungsweisen gehören der sogenannte “Enkeltrick“, “falsche Amtsträger“ und die “Wohnungszugangstricks“ (falsche Wasserableser, falsche Mitarbeiter verschiedenster Firmen, Glas-Wasser-Trick, usw.).
Die Vorgehensweise der Täter beim Trickbetrug am Telefon (zum Beispiel “Enkeltrick“ und “falsche Amtsträger“) erfolgt arbeitsteilig. Die Anrufer sitzen grundsätzlich im Ausland. Diese beauftragen wiederum einen sogenannten “Logistiker“, die Abholung des Geldes beim Opfer zu organisieren. Der Logistiker hält sich grundsätzlich in Deutschland auf. Durch diesen werden wiederum ein bis zwei Personen beauftragt, das Geld beim Opfer unter einer zuvor erstellten Legende abzuholen.
2017 wurden bei einem vollendeten Enkeltrick beide Abholer festgenommen. Es handelte sich hierbei um polnische Staatsangehörige, wobei eine der Täterinnen zur Tatzeit 16 Jahre alt war. Beide wurden rechtskräftig verurteilt. Gleichfalls konnten zwei Abholer im Phänomen-Bereich „falsche Polizeibeamte“ bei der Abholung festgenommen werden. Auch diese wurden rechtskräftig verurteilt.
Beim Trickdiebstahl verschaffen sich in der Regel 1 bis 2 Personen unter einer Legendenbildung (Stadtwerke, Wasserwerker, von der Hausverwaltung beauftragte Firma, Glas-Wasser-Trick) Zugang in die Wohnung der potentiellen Opfer. Hier wird das Opfer gezielt abgelenkt, so dass der/die Täter unbemerkt die Wertsachen aus der Wohnung entwenden können.
In einem Fall konnten durch einen aufmerksamen Nachbarn, der die Polizei informierte, zwei falsche Wasserwerker bei einem versuchten Trickdiebstahl festgenommen werden.
Von den in Wiesbaden im Jahr 2017 erfassten 23.110 Straftaten wurden insgesamt 9.434 Tatverdächtige ermittelt. Hiervon waren 1.943 Tatverdächtige unter 21 Jahren (20,6%) und 7.491 im erwachsenen Alter (79,4%).
Den größten Anteil in allen Altersstrukturen fällt den männlichen Tatverdächtigen mit 7.024 Personen (74,5%) zu. Weibliche Tatverdächtige waren mit 2.410 Personen (25,5%) vertreten.
Bei den Tatverdächtigten U21 ist weiterhin ein Rückgang der Tatverdächtigenbelastungszahlen zu verzeichnen (2015: 2.317, 2016: 2.073, 2017 1.943, Tatverdächtige). Der größte Rückgang ist hierbei bei den Jugendlichen mit 162 Tatverdächtigen von 980 im Jahr 2016 auf 818 Personen im Jahr 2017 festzustellen.
Im Gegensatz zu dem Bundestrend, in dem eine deutliche Zunahme von Gewalt gegen Einsatzkräften zu verzeichnen ist, kam es in Wiesbaden zu einer leichten Steigerung der Fälle von 73 (2016) auf 77 im vergangen Jahr.
Der Begriff Zuwanderer definiert Personen, die als Angehörige eines Nicht-EU-Staates einzeln oder in Gruppen in das Bundesgebiet Deutschland eingereist sind, um sich hier vorübergehend oder dauerhaft aufzuhalten.
In 2017 wurden für den Bereich von Wiesbaden insgesamt 23.110 Straftaten erfasst. Hiervon wurden bei 856 Verbrechen mindestens ein Zuwanderer als Tatverdächtiger ermittelt (-2,7% im Vorjahresvergleich).
Anteilig am Gesamtstraftatenaufkommen wurden 3,7% der Gesamtstraftaten durch Zuwanderer begangen, im Jahr 2016 lag der Anteil bei 3,79% (-0,09 Prozentpunkte).
Die Fallzahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße beläuft sich in 2017 auf 747 (+113 Fälle). Im Jahr 2016 wurden hier 634 Straftaten erreicht, dies entspricht einer Steigerung von 17,8%. Die Fallzahlen der ausländerrechtlichen Verstöße sind hingegen mit -137 Fällen weiterhin rückläufig, was einer Reduzierung um 55,7% entspricht (2016: 246, 2017: 109 Fälle).
Die Delikte schlüsseln sich folgendermaßen auf: Durch Zuwanderer wurde eine Straftat gegen das Leben begangen. Den Schwerpunkt bilden die sogenannten Rohheitsdelikte mit 227 Fällen (+78 Taten im Vergleich zu 2016). Hierbei weisen die Körperverletzungsdelikte mit 184 Straftaten einen nennenswerten Anteil in diesem Deliktsbereich auf. Anteilig wurden durch Zuwanderer 6,8% der insgesamt in Wiesbaden registrierten 2.720 Körperverletzungsdelikte begangen.
Das zweitgrößte Fallaufkommen weisen die Diebstahlsdelikte ohne erschwerende Umstände auf. Hier sind die Fallzahlen um 41 auf insgesamt 210 Straftaten gestiegen. Die Ladendiebstahlstaten bilden hierbei auch in diesem Jahr wieder den Schwerpunkt (152 Fälle). Wie bereits im Vorjahr ist bei den Fallzahlen der Straftaten gegen strafrechtliche Nebengesetze weiterhin ein Rückgang zu verzeichnen (-42,3%).
Auch die Vermögens- und Fälschungsdelikte weisen einen Rückgang um 33,8% (2017: 129, 2016: 196). Hier wurden mit 86 Straftaten (2016: 136 Fälle) insbesondere Beförderungserschleichungen registriert.
Straftaten gegen das Aufenthaltsgesetz, das Asylgesetz beziehungsweise Freizügigkeitsgesetz stellen mit 109 Fällen einen geringen Anteil an den insgesamt 857 registrierten Straftaten dar. Bei den Rauschgiftdelikten wurden 53 Straftaten registriert (2016: 35).
Die Fallzahlen der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind um 1 Fall von 15 auf 14 Taten gesunken. In der Gesamtbetrachtung wurden 5,6% der insgesamt in Wiesbaden registrierten 252 Sexualdelikte durch Zuwanderer begangen.
In einen zweiten Teil beleuchtet Wiesbadenaktuell, warum das Sicherheitsempfinden der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener trotz zurückgehender Straftaten ein ganz anderes ist. Außerdem gehen wir in dem Artikel auf die Verschiebung der Deliktschwerpunkte in der Innenstadt ein und zu welchen Zeiten die meisten Taten passieren. Außerdem wird das geplante Sicherheitskonzept erklärt.
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