ANZEIGE
Zum Ende seiner Amtszeit zieht Christoph Manjura (SPD) als Bildungs- und Sozialdezernent Bilanz rund um die Themen Grundschulen, Schulsozialarbeit und Nachmittagsbetreuung.
„Unser vorrangiges Ziel ist es, die Wiesbadener Grundschulen zu guten Lern- und Lebensorten für unsere Kinder zu machen. Als Jugend- und Bildungsdezernat obliegt uns dabei zum einen die Aufgabe für ein ausreichendes und qualifiziertes Betreuungsangebot am Nachmittag zu sorgen. Zum anderen wollen wir das System Schule dort mit der Jugendhilfe unterstützen, wo es besonders notwendig ist“, beschreibt Bildungs- und Sozialdezernent Christoph Manjura die Aufgaben des Amtes für Soziale Arbeit rund um die Grundschulen.
Für die konkrete Umsetzung dessen sind maßgeblich die Abteilungen Betreuende Grundschulen/Schulsozialarbeit für Kinder und Grundschulkinderbetreuung und ganztägige Angebote zuständig. Letztere gehörte bis zum Dienstbeginn von Manjura zum städtischen Schulamt. „In Verantwortung des Schuldezernats hat insbesondere in den Jahren ab 2007 und auf Grundlage des Hessischen Schulgesetzes gemeinsam mit Fördervereinen und großem Engagement von Eltern ein enormer Betreuungsplatzausbau an den Grundschulen stattgefunden“, blickt Manjura zurück.
Das vorrangige Ziel nach der Eingliederung in das Amt für Soziale Arbeit bestand darin, Strukturen zu verbessern. Ebenfalls galt es, gemeinsame Standards bei Personal, Pädagogik, Öffnungszeiten und Beiträgen umzusetzen und die Träger im Zuge dessen besser finanziell auszustatten.
„Dieser Schritt war seinerzeit notwendig, um ganzheitlicher an den Ganztag herangehen zu können“, erläuterte der Dezernent. In der ersten Phase des Platzausbaus bis 2017 sei maßgeblich darum gegangen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, nachdem die Kindertagesstätten in Wiesbaden längst überwiegend Ganztagsplätze angeboten hatten. „Wenn Kinder jedoch bis zu neun Stunden täglich Zeit in und an Schulen verbringen, dann müssen sie sowohl pädagogisch als auch baulich dafür ausgestattet sein. Nur so erfüllen sie die Anforderungen eines guten Lern- und Lebensortes“, ist Manjura überzeugt.
Für die baulichen Gegebenheiten trägt nach wie vor das Schulamt die Verantwortung, mit dem eine sehr gute Zusammenarbeit existiere. Für die pädagogische Entwicklung und ein besseres Ineinandergreifen von Vormittag und Nachmittag bedarf es vor allem einer guten Zusammenarbeit der Partner an den Schulen vor Ort, aber auch von den Entscheidungsträgern in Stadtverwaltung und Staatlichem Schulamt, das dem Kultusministerium nachgeordnet ist. Auch dies sei in den letzten Jahren gut gelungen, lobte Manjura.
Für eine qualitätvolle Gestaltung des Ganztags sei der Wechsel der Verantwortlichkeit für die Grundschulkinderbetreuung ins Sozial- und Bildungsdezernat der absolut richtige Schritt gewesen, ist Manjura überzeugt. „2017 wurde in Wiesbaden festgelegt, dass ein weiterer Platzausbau nur über die Teilnahme am Pakt für den Nachmittag, heute Pakt für den Ganztag, möglich ist. Konzeptionell wie finanziell sind die Rahmenbedingungen hier zwar alles andere als ideal, aber es ist uns dennoch in den letzten Jahren gelungen, aktiv zu gestalten und innovative Lösungen zu finden“, betonte Manjura.
Beispielhaft hierfür sind teilgebundene Ganztagsmodelle, die einem Teil der Schülerinnen und Schüler bereits einen rhythmisierten Schultag bis 14:30 Uhr bieten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Anschlussbetreuung bis 17:00 Uhr. Die Idee zu diesem sogenannten Biebricher Modell, das bis 14:30 Uhr kostenfrei ist, hatte Manjura selbst.
„Der Pakt für den Ganztag erfordert eine enge Abstimmung zwischen Schule, Träger der Ganztagsbetreuung und uns als Amt für Soziale Arbeit. Außerdem braucht es ausreichend Planungszeit. Dass es uns angesichts der Rahmenbedingungen und Corona gelungen ist, die Anzahl der Pakt-Schulen von vier auf zehn zu steigern und absehbar weitere folgen werden, ist daher ein sehr gutes Ergebnis“, sagte Manjura, in dessen Amtszeit auch der Grundsatzbeschluss der Stadtverordneten zu Schulsozialarbeit an Grundschulen fällt.
„Was an der neu aufgebauten Ursula-Wölfel-Grundschule seinen Anfang genommen hat, ist mittlerweile an sieben Grundschulen Realität: Schulsozialarbeit, offen für alle Schülerinnen und Schülern, im Klassenverband, in Gruppen und auch individuell, je nach Bedarf. Zukünftig wollen wir an 17 der 40 Wiesbadener Grundschulen mit Schulsozialarbeit vertreten sein. Möglich ist die Einführung von Schulsozialarbeit an Grundschulen, da die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die noch im System Betreuende Grundschule (BGS) tätig sind, in das Konzept Schulsozialarbeit wechseln und ein Träger der Grundschulkinderbetreuung die Plätze übernehmen kann, die zuvor über die BGS abgebildet wurden“, erklärt der Bildungs- und Sozialdezernent. Grundsätzlich ist die Schulsozialarbeit in Wiesbaden primär an Schulen und in Stadtteilen mit besonderen sozialen Anforderungen eingerichtet.
Weitere Beispiele für die erfolgreiche konzeptionelle Weiterentwicklung von Schulsozialarbeit an Grundschulen in den letzten Jahren sei die Entwicklung von Formaten wie dem Starterclub für die 1. Klassen oder “Fit für die 5“ am Übergang zur weiterführenden Schule. „Auch bei der Lernförderung sind wir in den letzten Jahren neue Wege gegangen und haben für Kinder, die Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) berechtigt sind und die Voraussetzungen erfüllen, die Lernförderung an die Schulen geholt. Das erspart Wege und erhöht die Inanspruchnahme“, dankte Manjura den Kolleginnen und Kollegen im Amt für Soziale Arbeit.
Seinen Dank richtet der scheidende Dezernent auch an alle Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, die sich ehrenamtlich oder freiwillig, an Schulen für die Bildungs- und Zukunftschancen von Kindern engagieren. Beispielhaft nennt Manjura Chamäleon Lernbegleitung. Dort bilden eine Lernbegleiterin oder ein Lernbegleiter und ein Kind ein Lern-Tandem. Sie treffen sich in der Regel ein bis zwei Mal pro Woche in einem Video-Chat. Die Tandems arbeiten gemeinsam an den Hausaufgaben, üben, klären Verständnisfragen oder lernen das Lernen. „Gerade in der Corona-Pandemie sei Chamäleon ein ganz wertvoller Baustein gewesen, um Schülerinnen und Schüler gezielt zu unterstützen“, sagt Manjura.
Mit Blick auf die Corona-Pandemie zieht Manjura folgendes Fazit: „Ohne die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen von Betreuende Grundschule und Schulsozialarbeit und ohne die Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freien Träger der Grundschulkinderbetreuung wäre das System ‘Schule' in Wiesbaden zusammengebrochen“. Dies führe hoffentlich nachhaltig zu einer noch besseren und engeren Zusammenarbeit mit Schulleitungen sowie Lehrerinnen und Lehrern.
„Eine gute ganztägig arbeitende Schule können wir nur gemeinsam gestalten“, sagte Manjura in seinem Resümee. Ein weiterer Aspekt der Corona-Zeit sind die umfangreichen Beitragsrückerstattungen für Eltern, insbesondere 2020. Für Manjura Ausdruck einer familienfreundlichen Stadtpolitik.
Abschließend blickt der Bildungs- und Sozialdezernent auf die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztag für Grundschulkinder: „In Wiesbaden benötigen wir hierfür die Umsetzung der ‘Qualitätsoffensive‘, das bedeutet eine bessere Vergütung der pädagogischen Fachkräfte und eine bessere Ausstattung der Leitungsebene. Seitens des Landes Hessen braucht es vor allem mehr Mut bei der schulischen Gestaltung des Ganztags. Derzeit wälzt das Kultusministerium zu viel Verantwortung auf die Schulen ab. Dieser ‘Hemmschuh‘ muss nach der Landtagswahl beseitigt werden.“
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram!
Foto: Angelika Aschenbach