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Seit im Jahr 2007 in Hessen die Bestattungspflicht auch auf Fehl- und Frühgeburten ausgeweitet wurde, werden diese Kinder in der Regel im Auftrag der Krankenhäuser beigesetzt, es sei denn, die Eltern machen von ihrem Recht Gebrauch, ihre Kinder, die häufig auch als „Sternenkinder“ bezeichnet werden, auf eigene Kosten einzeln zu bestatten.
Im Zuge des durch den Europäischen Integrationsfonds geförderten Projektes „Muse – Aufbau einer institutionalisierten muslimischen Seelsorge“ und den Einsätzen der muslimischen Seelsorgehelferinnen und -helfern in den Dr.Horst-Schmidt-Kliniken ist die Unvereinbarkeit der bisherigen Praxis mit den muslimischen Glaubensvorschriften deutlich geworden. Seit September 2010 trifft sich regelmäßig ein „Runder Tisch“ mit Vertretern der Geburtshilfekliniken, der niedergelassenen Arztpraxen, der Initiative „Regenbogen“, der Bestatter, des Grünflächenamtes, des Rechtsamtes, des Amtes für Zuwanderung und Integration, des Projektes „MUSE – muslimische Seelsorge in Wiesbaden“, der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge und der jüdischen Gemeinde unter der Leitung der zuständigen Dezernentin Birgit Zeimetz.
„Zentrale Schwerpunkte waren die Erarbeitung einer gemeinsamen Lösung der Bestattungsform und der Ausgestaltung der religionsübergreifenden Trauerfeier, sowie die Gestaltung eines eigenen Gräberfeldes. Die konstruktive und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten hat nun dazu geführt, dass wir der Stadtverordnetenversammlung für die Sitzung am 15. Dezember einen aus meiner Sicht sehr schönen gestalterischen Vorschlag zur Einrichtung eines Sternengartens, also eines speziellen Gräberfeldes für Früh- und Fehlgeburten, auf dem Wiesbadener Südfriedhof machen können“, erläutert Birgit Zeimetz, der das Projekt ein Herzensanliegen ist.
Der Begriff „Sternengarten“ spiegelt dabei die Verbindung von Himmel und Erde, von Jenseits und Diesseits, wider. Bis zu viermal jährlich sind Trauerfeiern mit Erdbestattungen sowie möglichen zusätzlichen Urnenbeisetzungen geplant. Mit dieser Bestattungsart und –Ausrichtung sollen alle betroffenen Eltern, auch die muslimischen Glaubens, die Möglichkeit erhalten, ihr Kind entsprechend ihrer Glaubensriten bestatten zu können. Dementsprechend ist das Grabfeld neu aufzuteilen.
Die Planung für den Sternengarten erfolgte durch das Amt für Grünflächen, Landwirtschaft und Forsten, er wird auch nach Beschluss der Stadtverordnetenversammlung durch dieses Amt umgesetzt. Dabei soll das vorhandene Fötenfeld auf dem Südfriedhof zu einem „Sternengarten“, einem Ort der stillen Trauer und des Gedenkens umgestaltet werden. Geschwungene Wege und bunt blühende Staudenbänder definieren begehbare Flächen und Grabflächen und schaffen auch Rückzugsmöglichkeiten.
Direkt am Hauptweg wird sich ein kleiner Platzbereich öffnen. Auf einer runden Pflasterfläche ist eine Schale aus Metall, die Wasser sammelt, vorgesehen. Das Wasser symbolisiert den Beginn allen Lebens. Fallen Tropfen hinein, so sind ringförmige Wellen erkennbar. Dies symbolisiert die emotionale Verbindung der ungeborenen Kinder mit den Trauernden, die Empfindungen auslösen und „Spuren“ hinterlassen. Optisch werden diese Wellen durch ringförmig angelegte Pflasterstreifen weiter geführt. Vor der vorgesehenen Namensstele bilden die Pflasterstreifen eine ausreichend große Fläche, wo Erinnerungsstücke abgelegt oder Teelichter angezündet werden können.
Die Namensstele wird als eine filigrane Metallskulptur gestaltet, an der kleine, runde Spiegel mit Gravuren angebracht werden können. Ebenso wie das Wasser spiegeln die Schilder den Himmel wider. Bunt blühende Stauden binden die Namensstele in die Gestaltung ein. Die vorhandene Rasenfläche wird mit Blausternchen bepflanzt, die sich als Frühjahrsblüher nach und nach flächenmäßig ausbreiten und das Gräberfeld in einen „Sternengarten“ verwandeln. Damit erkennbar wird, welche Gräber belegt sind, werden die einzelnen Grabfelder durch farbig lackierte Holzsterne markiert, die das Datum der Beisetzung tragen. Die Sterne können nach der Bestattungsfeier zusammen mit den Trauernden auf das Grabfeld gelegt werden. Insgesamt können 62 Sterne nieder gelegt werden.
„Diese Planung hat eine hohe Zustimmung bei den Teilnehmern des ‚Runden Tisches’ gefunden und ich bin mir sicher, dass wir so einen angemessenen würdevollen Rahmen für die um ihre Sternenkinder trauernden Eltern schaffen können“, fasst Zeimetz zusammen.