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Unter der Rigide eines externen Instituts wurden rund 1.700 Wiesbadenerinnen und Wiesbadener befragt. Im Fokus der bereits zum zweiten Mal durchgeführten Befragung stand das Engagement der Wiesbadener. Offensichtich ist, dass sich im Vergleich zur Erhebung von 2019 die Intensität der ehrenamtlichen Tätigkeiten verändert hat. Auch die Einstellung zum bürgerschaftlichen Engagement scheint sich gewandelt zu haben. Heute wird stärker als vor fünf Jahren das Zusammenwirken von ehrenamtlichem Engagement und staatlicher beziehungsweise kommunaler Tätigkeit zur Erledigung gesellschaftlicher Aufgaben in den Mittelpunkt gestellt.
2009 befürwortete eine knappe Mehrheit von 52 Prozent ausschließlich das ehrenamtliche Engagement, also unbezahlte, freiwillige Tätigkeit, bei der Menschen zum Beispiel in Vereinen, bei Schulprojekten oder im sozialen und kulturellen Bereich ehrenamtlich tätig sind und damit gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dieser Auffassung sind aktuell nur 44 Prozent der Befragten. Heute betonen hingegen 56 Prozent der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, wie wichtig ihnen das Nebeneinander von ehrenamtlicher und hauptamtlicher Tätigkeit ist: sowohl die Verantwortung von Bürgerinnen und Bürgern für gesellschaftliche und soziale Belange als auch die Pflichten des Staates beziehungsweise der Kommune. 2009 waren es 48 Prozent der Befragten, die sich für dieses Zusammenwirken aussprachen.
Darüber hinaus haben sich im Zeitverlauf auch die Engagementquote und die strukturelle Zusammensetzung der ehrenamtlich engagierten Bevölkerung, die Anzahl der ausgeübten Ehrenämter sowie Dauer, Intensität und Orte der ehrenamtlichen Tätigkeit verändert. So hat sich der Anteil der Engagierten in der Wiesbadener Bevölkerung von 35,6 Prozent auf 34,1 Prozent leicht verringert. Weiterhin sind Männer heute in etwas geringerem Maße ehrenamtlich tätig, ebenso 20- bis 29-Jährige, 40- bis 49-Jährige sowie 60-Jährige und Ältere. 14- bis 19- und 30- bis 39-Jährige engagieren sich hingegen heute stärker als vor fünf Jahren. Auch bei den Mehrpersonenhaushalten sind 2014 niedrigere Engagementquoten zu verzeichnen, ebenso bei Migrantinnen und Migranten (Anteilsverringerung von 22,9 Prozent auf 19,4 Prozent). Die Engagementquote der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener mit einfacher Schulbildung ist ebenfalls gesunken, die der Abiturienteninnen und Abiturienten ist gestiegen. Merkliche Veränderungen sind seit 2009 im Wiesbadener Stadtgebiet (Ortsbezirke) zu verzeichnen: In den innerstädtischen Bereichen (Mitte/Südost und Rheingauviertel/Westend) sowie den äußeren östlichen Vororten ist der Anteil der engagierten Bewohnerinnen und Bewohner gewachsen, während er sich in anderen Gebieten Wiesbadens teilweise erheblich verringert hat. Besonders stark ist der Rückgang ehrenamtlichen Engagements in Klarenthal, Dotzheim und Frauenstein, den AKK-Stadtteilen sowie – in etwas abgeschwächter Form - in Biebrich und Schierstein.
Ausgehend von der sozialstrukturellen und soziodemografischen Zusammensetzung der Aktiven 2014 lassen sich die typischen Wiesbadener Engagierten charakterisieren als Frauen und Männer deutscher Herkunft, entweder im Alter zwischen 20 und 29 Jahren oder zwischen 40 und 49 Jahren, mit dem höchsten Schulabschluss, die in einem Drei-Personen-Haushalt leben, Vereinsmitglieder sind, über ein Haushaltseinkommen von 3.000 Euro und mehr verfügen und in einem der äußeren östlichen Vororte (Auringen, Breckenheim, Delkenheim, Medenbach, Naurod und Nordenstadt) wohnen. Die Nicht-Engagierten haben typischerweise entgegengesetzte Strukturmerkmale: Es sind Männer und Frauen im Alter zwischen 14 und 18 und ab 60 Jahren, die in einem Ein-Personen-Haushalt im Stadtbereich IV (Klarenthal, Dotzheim, Frauenstein) leben, einen Migrationshintergrund haben, keinem Verein angehören, eine geringe schulische Bildung aufweisen, nicht erwerbstätig sind und über ein Haushaltseinkommen von unter 1.000 Euro verfügen.
„Ziel der aktuellen Umfrage ist es nicht nur, die derzeitige Situation des Bürgerengagements in Wiesbaden zu beleuchten und die Veränderungen im Zeitverlauf zu dokumentieren. Vor allem sollen differenzierte Informationsgrundlagen geliefert werden, mit denen Konzepte kommunaler Engagementpolitik und Strategien der zukünftigen Engagementförderung präzisiert und weiterentwickelt werden können“, sagt der Oberbürgermeister. Bezogen auf das Gros der Ergebnisse bedarf dies noch einer weiteren, genaueren Analyse und Einordnung der Befragungsbefunde durch Politik, Fachverwaltung und andere dem Bürgerengagement Verbundene.
In Bezug auf die in Wiesbaden vorhandenen Informations- und Kontaktstellen, bei denen sich ehrenamtlich Interessierte beraten lassen können, ist der Handlungsbedarf in Form einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit aber offensichtlich: Nur ein Drittel derjenigen, die sich aktuell nicht engagieren, sich aber die Übernahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit vorstellen können, haben von diesen Stellen und Einrichtungen gehört und ebenfalls nur ein Drittel aus diesem Kreis hat zu ihnen Kontakt aufgenommen. Neben dem Abbau von Informationsdefiziten bedarf es auch weiterer Maßnahmen zur Motivierung und Aktivierung sowie der Förderung der Engagementbereitschaft und der Verbesserung der Rahmenbedingungen.
Weitere Informationen zum Thema Ehrenamt und Möglichkeiten, ehrenamtlich Tätig zu sein finden Sie im Internet auf den Seiten der Stadt Wiesbaden.
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