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Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht in der Zeitung von Überfällen, Raub, Einbrüchen oder Körperverletzungen in der Wiesbadener Innenstadt berichtet wird. Die IHK Wiesbaden beschäftigt sich deshalb bereits seit einigen Jahren in Foren und Fachveranstaltungen mit der Sicherheit in der Landeshauptstadt. Vor kurzem hatte sie deshalb eine Umfrage zum subjektiven Sicherheitsgefühl unter 1.700 Unternehmen im Stadtgebiet gestartet.
Die vergleichsweise hohe Beteiligung von 18 Prozent bestätigt die hohe Bedeutung des Themas „Sicherheit“ für die Wirtschaft. Nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen fühlen sich die Unternehmer im Großen und Ganzen in der Innenstadt sicher, wie der gute Mittelwert von 2,4 in der Bewertung auf einer Skala von 1 (sehr sicher) bis 5 (sehr unsicher) zeigt.
Die subjektive Einschätzung steht somit im Einklang mit der aktuellen Kriminalstatistik, die für Wiesbaden ebenfalls positiv ausfällt.
Ein gutes Gefühl herrscht allerdings nicht überall in der Stadt. Große Abweichungen in der Wahrnehmung zeigen sich sowohl an bestimmten Standorten als auch in Abhängigkeit der Tageszeit. Tagsüber und abends bewegt sich das Sicherheitsgefühl je nach Standort zwischen einer Bestbewertung von durchschnittlich 1,5 in der Altstadt und nur 3,6 in der Reisinger-/Herbertanlage. In die Befragung einbezogen waren Kirchgasse/Langgasse, Altstadt, Wilhelmstraße/Kurviertel, Taunusstraße, Kurpark/Warmer Damm, Reisinger-/Herbertanlage, Westend und Moritzstraße.
Weitere Standorte konnten im Freitext benannt werden. Hier wurden vor allem der Platz der Deutschen Einheit, der Mauritiusplatz und das Bahnhofsumfeld in Verbindung mit Verbesserungsvorschlägen aufgeführt. Auch das Alter spielt beim Sicherheitsempfinden eine Rolle. Während die 20 bis 40-Jährigen und die 40- bis 60-Jährigen sich tagsüber vor allem in Wilhelmstraße/Kurviertel und Taunusstraße besonders sicher fühlen, bescheinigen die über 60-Jährigen der Altstadt eine besondere Sicherheitsqualität.
Weibliche Befragte haben in der Regel allgemein ein etwas geringes Sicherheitsempfinden als Männer. Über 70 Prozent der Frauen fühlen sich abends in den Reisinger-/Herbertanlagen und 50 Prozent im Westend nicht sicher. Ein Drittel fühlt sich abends in Kirchgasse, Langgasse, Kurpark/Warmer Damm und Moritzstraße nicht wohl. Bei der Hälfte der befragten Männer überwiegt das ungute Gefühl abends in der Reisinger-/Herbertanlage und bei einem Viertel im Westend. Ein erhebliches Unsicherheitsgefühl herrscht nachts unabhängig vom Geschlecht vor allem in der Reisinger-/Herbertanlage, in Kirchgasse und Langgasse, im Kurpark/Warmer Damm und im Westend.
In den öffentlichen Verkehrsmitteln fühlen sich die Befragten relativ sicher, was durchschnittliche Bewertungen zwischen 2 und 2,8 zeigen. Der Regionalbus schneidet dabei am besten ab. In der S-Bahn fühlen sich 15 Prozent der befragten Männer und über ein Viertel der Frauen unsicher. An Bushaltestellen und am Wiesbadener Hauptbahnhof fühlen sich 10 Prozent nicht wohl, an den Bahnhöfen Wiesbaden-Ost, Biebrich und Mainz-Kastel sind es über 20 Prozent der Befragten.
Losgelöst von Standort und Tageszeit fühlen sich im Stadtgebiet über 70 Prozent der Befragten durch betrunkene Personen beeinträchtigt, gefolgt von aggressivem Betteln und lautstarken Personengruppen. Bei den als Freitext möglichen Antworten wird zusätzlich und in besonderer Häufung „Aggressionspotenzial“ als Unsicherheit auslösenden Faktor benannt. Mehr als ein Drittel hat bereits persönliche Erfahrungen mit Belästigung, Vandalismus und Diebstahl gemacht. Als Opfer von Gewalttaten sehen sich 10 Prozent der Befragten. Gefragt hat die IHK auch nach Vorschlägen zur Optimierung des Sicherheitsempfindens. In den Antworten dominiert vor allem der Wunsch nach Erhöhung der Polizei- und Ordnungskräftepräsenz gefolgt von besserer Beleuchtung. Überdurchschnittlich betroffen zeigt sich gegenüber anderen Wirtschaftszweigen der Einzelhandel.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Umfrage vom Handelsausschuss der Industrie- und Handelskammer angeregt und der Fragebogen dazu entwickelt wurde. Aktuell haben in einer gesonderten Befragung außerdem Einzelhandelskunden in Wiesbaden die Möglichkeit, sich zu ihrem subjektiven Sicherheitsempfinden zu äußern. Die Ergebnisse dieser Umfrage liegen im September vor.
„Für Unternehmen und ihre Mitarbeiter ebenso wie für Einwohner, Gäste und Kunden trägt die Sicherheit neben weiteren Faktoren maßgeblich zur Attraktivität der Stadt bei“, erklärt Sabine Köth, Leiterin des Geschäftsbereichs Branchen der IHK Wiesbaden, die die Umfrage in Zusammenarbeit mit dem IHK-Handelsausschuss erarbeitet hat.
„Ziel beider Umfragen ist es, konkrete Zahlen und Handlungsvorschläge für eine weitere Verbesserung des Sicherheitsgefühls in Wiesbaden zu erhalten, um diese gemeinsam mit der Stadt und anderen Akteuren zu diskutieren und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln“. Erste Anregungen hat die IHK bereits durch die Teilnehmer der Umfrage erhalten: So wurden im Freitext mehrfach verstärkte Kontrollen und Bußgelder an Müllsünder gefordert und ein konsequenteres Durchgreifen bei kleinen Vergehen. Zugleich wurden präventiv eine Intensivierung der Kinder- und Jugendbetreuung, Gewaltpräventionsprogramme an Schulen sowie mehr öffentliche Räume für Treffen von Jugendlichen gewünscht.
Foto: PolizeiBeratung