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Die Unternehmen in der Wirtschaftsregion Wiesbaden stellen sich auf ein weiteres hartes Jahr ein. Auch wenn sich die allgemeine Geschäftslage nach dem Einbruch im Frühsommer weiter erholt, bleiben die Betriebe angesichts der Unsicherheit über die Entwicklung der Pandemie in ihren Erwartungen für 2021 verhalten.
Sie halten sich bei Investitionen zurück und rechnen damit, weiter Stellen abbauen zu müssen – zwar gehen 65 Prozent der Unternehmen in der Region davon aus, ihre Mitarbeiter halten zu können, und setzen dabei auch weiter auf das Kurzarbeitergeld. Aber 22 Prozent der Unternehmen befürchten, ihre Belegschaft verkleinern zu müssen, besonders im Einzelhandel. Das zeigt der Bericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden zur wirtschaftlichen Lage in der Landeshauptstadt, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim zu Jahresbeginn. Die repräsentative Befragung der Unternehmen lief zwischen 15. Dezember und 15. Januar. „Der zweite pandemiebedingte Lockdown hat den im Frühsommer 2020 einsetzenden Erholungspfad unterbrochen“, sagt Dr. Florian Steidl, Chefvolkswirt der IHK Wiesbaden, „die Unsicherheit über die weitere Entwicklung ist hoch“.
Das zeigt der IHK-Geschäftsklimaindex, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Der Klimaindex sinkt um 1 Punkt auf 97 Zähler und verharrt damit nahe der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Der Durchschnitt in Hessen liegt aktuell bei 94 Punkten. „Das Geschäftsklima bleibt unverändert verhalten. Die Ergebnisse der Befragung stehen unter dem Eindruck des zweiten Lockdown“, erläutert Steidl. „Während Branchen wie die Industrie oder die Finanz- und Versicherungswirtschaft eher optimistisch sind, bleiben die Perspektiven besonders für das Gastgewerbe, die Veranstaltungsbranche und den Nicht-Lebensmittel-Einzelhandel weiter unklar“, kommentiert Steidl. Der wirtschaftliche Aufholprozess verzögere sich weiter. „Ab dem Frühjahr besteht die Perspektive auf Lockerungen wirtschaftlicher Einschränkungen und eine zunehmende Impfquote. Dann ist mit einem deutlichen Wachstum vor allem aufgrund von nachholendem Konsum zu rechnen.“
Die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate steht weiter im Zeichen der Corona-Krise. Neben der Inlandsnachfrage, die das Top-Risiko für Unternehmen in der IHK-Region Wiesbaden bleibt, werden weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als entscheidend genannt. Am häufigsten sehen die Unternehmen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise als Risiko, im Speziellen der Lockdown einzelner Branchen, die Sorge vor Insolvenzen und deren Folgen. Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen empfinden viele als verbesserungswürdig. Als Folge der Pandemie-Bekämpfung werden höhere Steuern und Abgaben befürchtet und die gestiegene Staatsverschuldung thematisiert. Sehr häufig werden abermals die Themen Regulierung und Bürokratie genannt, auch im Zusammenhang mit Corona-Schutzmaßnahmen.
Die wirtschaftliche Lage schlägt bei fast der Hälfte der Betriebe auf die eigenen Finanzen durch: 41 Prozent der Unternehmen berichten von schlechteren Finanzlage. Davon verzeichnen 22 Prozent einen Eigenkapitalrückgang, 17 Prozent haben Liquiditätsengpässe und 10 Prozent müssen zunehmende Forderungsausfälle verkraften. Bei 5 Prozent hat sich der Zugang zur Fremdkapital erschwert. Ebenfalls 5 Prozent berichten von einer drohenden Insolvenz. 4 Prozent haben eine hohe Fremdkapitalbelastung.
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Den kompletten IHK-Konjunkturbericht inklusive Grafik zum Geschäftsklima gibt es kostenfrei hier.
Symbolbild