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Einen ökumenischen Gottesdienst in einem Zirkuszelt mitten auf dem Dernschen Gelände – das gibt es in Wiesbaden alle zwei Jahre während des European-Youth-Circus. Und der Andrang war auch in diesem Jahr riesig.
Die Manege ist an diesem Sonntagmorgen ungewöhnlich bestückt: Ein Altar mit großen Kerzen steht in der Mitte, zwei große Kreuze werden von der Lichttechnik an die Wand gemalt, an der einen Seite hat sich der Kinderchor der Evangelischen Singakademie unter Leitung von Jud Perry aufgestellt, vor dem Altar stehen der evangelische Dekan Dr. Martin Mencke und der katholische Stadtdekan Klaus Nebel.
In ihrer Dialogpredigt fragen die beiden Dekane nach dem Paradies: „Am Anfang als alles noch in Ordnung war – das war Paradies“, erklärt Mencke. „Von Streit und Neid, von Missgunst und Gewalt war nichts zu hören.“ In diesem biblischen Bild stecke eine große Sehnsucht der Menschen, so Mencke.
Und wo finden wir das Paradies heute? Wie hoch hinaus müssen wir dafür, und wie sehr müssen wir uns dafür anstrengen? „Jesus lehrt es uns anders“, erklärt der evangelische Dekan. Mit dem Himmel sei es nicht so, dass wir dafür schaffen und rödeln könnten, sondern Gottes Reich komme auf die Erde – wir wüssten nur nicht, wie: „Es liegt also nicht am Laufen und Vollbringen von uns. Nicht am Anstrengen, am Hoch-hinaus-Kommen. Sondern etwas ganz anderes tut Not: geschehen lassen, sich öffnen, sich liebhaben lassen. So kommt Gott auf die Welt.“
Der Gottesdienst wird immer wieder von den Auftritten junger Artistinnen unterbrochen: Neben dem Jugendzirkus Flambolé, der eine ästhetische wunderbare Jonglage mit Glaskugel und eine beeindruckende Seil-Akrobatik präsentiert, zeigt etwa das Duo Olivia, das den Preis der Wiesbadener Kirchen gewonnen hat, Trapez-Akrobatik. Die beiden jungen Schwedinnen wirbeln durch die Luft, mal hält und trägt die eine die andere, dann wieder andersherum – atemberaubend, geschmeidig und wunderbar anzusehen.
Die erst zwölf Jahre alte Anna Plutakhina aus der Ukraine ist die jüngste Artistin des Festivals. Sie bewegt sich mit weichen und spielend leichten Bewegungen an einem weißen Tuch auf und ab, klettert katzenartig rund zehn Meter in die Höhe, um sich dann wieder elegant in die Tiefe zu stürzen und in letzter Sekunde festzuhalten. Zu Recht bekommt nicht nur die junge Ukrainerin tosenden Applaus für ihre Leistung.
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Fotos: Reinhold Fischenich