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Im Marmorsaal auf Henkellsfeld trafen Barock und Moderne aufeinander: barocke Musik, frei interpretiert, nach dem Gusto des 28-jährigen Musikers. Zum Konzert am Freitagabend hatte Valentin Radutiu ein kostbares Violoncello von Francesco Ruggieri aus dem Jahr 1685 mitgebracht. Das Violoncello aus dem 17. Jahrhundert, das in kleineren Räumen eher dumpf klingt, klang, als wäre es eigens für den Saal geschaffen worden. Das Publikum war gespannt, lauschte, horchte, wie Radutiu die Werke von Bach interpretieren würde.
Mit leisen und kraftvollen Tönen und frei gewählten Pausen – mit einer ins 21. Jahrhundert übertragenen Interpretation der Solo Suiten Nr. 1 G-Dur und Nr. 3 C-Dur für Violoncello von Johann Sebastian Bach verzauberte der Cellist das Publikum. Er spielte sehr frei, sehr virtuos. Immer wieder setzte er Verzögerungen frei und stilistisch ein, - schuf sich Freiräume, die er hörbar und impulsiv mit seiner Atmung ausfüllte. Freudig, lebendig und verspielt zugleich.
Der Cellist spielte an diesem Abend hochromantisch und interpretierte die Musik des 17. Jahrhunderts im Stil des 20. Jahrhunderts. Dabei kostete er die Möglichkeiten der Bachschen Komposition voll aus.
Nach der Pause, in der die Gäste bei einem oder auch zwei Glas Sekt über die freie Interpretation des Cellisten austauschten, zeigte Radutiu, dass auch „moderne“ Stücke auf einem 300 Jahre alten Cello famos klingen. Hierfür wählte er von Zoltán Kodály die Sonate für Violoncello solo op. 8 - ein Kontrast, der kaum treffender hätte ausfallen können. Mit einleitenden Worten bat Radutiu das Publikum, sich auf das Experiment einzulassen. Die Musik von Kodály komme einem Märchen gleich. Sei die Stimme der Wildnis – „the voice of wilderness“.
„Bravo“ hallte es durch den Marmorsaal auf Henkellsfeld. „Bravo.“ Valentin Radutiu war überwältigt von dem großen Zuspruch im Marmorsaal. „Wir Cellisten denken immer, dass wir ein reines Cello Konzert nur für Cellisten spielen könnten.“ Der Zuspruch und der Applaus, den Radutiu am Freitagabend erhielt waren außergewöhnlich. Er fragte das Publikum: „Seid Ihr alle Cellisten?“ – und schmunzelte.
Das letzte Konzert der Henkell-Konzertreihe 2014 / 15 findet am 27. Februar auf Henkellsfeld statt und zum Abschluss der Reihe wird es etwas lauter. Das führende Instrument fällt aus der Reihe: Es ist das Schlagzeug.
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Bilder: Volker Watschounek