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Raub, Diebstahl, Körperverletzungen, Einbrüche und Gewalt sind Straftaten die tagtäglich in Wiesbaden passieren und in die polizeiliche Kriminalstatistik einfließen. Mit diesem Nachweis lässt sich recht valide die Entwicklung von Verbrechen darstellen.
Nach zwei pandemiebedingten Jahren, in denen die Gesamtkriminalität zurückging, stieg 2022 die Zahl der Anzeigen im Vergleich im Wiesbaden zum Jahr davor leicht um 4,6 Prozent auf insgesamt 19.750 Delikte wieder an. Sie blieb jedoch um 1,9 Prozentpunkte unter dem Wert des Jahres 2019, wo 20.131 Anzeigen erstattet wurden (-381 Fälle). Die Aufklärungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf 63,4 Prozent gesunken. In den Pandemiejahren ist sie sogar um 1,1 Prozentpunkten zurückgegangen.
Die Entwicklung der Kriminalität wird insgesamt durch zahlreiche Bedingungen beeinflusst, wie Region, gesellschaftliche und religiöse Faktoren sowie von Lebenssituationen. „Neben umfassenden Maßnahmen des Polizeipräsidiums Westhessen zur Verhütung und Aufklärung von Straftaten beeinflussen unter anderem auch kriminalgeographische Bedingungen, Präventionsmaßnahmen Dritter, gesetzgebende Maßnahmen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen die Kriminalität.
Die Jahre 2020 und 2021 unterlagen aufgrund der Corona-Pandemie besonderen Rahmenbedingungen, wie es sie zuvor seit Beginn der Erfassung der Polizeilichen Kriminalität nicht gab. Insofern stellt die Kriminalitätslage im Vor-Corona-Jahr 2019 eine wichtige Vergleichsgröße bei der Betrachtung der Kriminalitätsentwicklung 2022 dar“, erläuterte Felix Paschek, Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Westhessens am Freitag in Wiesbaden.
Die 19.750 polizeilich erfassten Straftaten 2022 in Wiesbaden - das waren rund 54 pro Tag - sind ganz leicht zurückgegangen. In dem direkten Vergleich zu dem Vor-Pandemie Jahr 2019 wurde eine Straftet pro Tag - reich statischste gesehen - mehr begangen.
„Das ist eine zufriedenstellende Entwicklung“ so Paschek am Freitag im Polizeipräsidium Wiesbaden.
Im Deliktsbereich Raub und räuberische Erpressung ist eine leichte Zunahme von +3 Fällen auf 178 in Wiesbaden verzeichnet worden. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote deutlich um +14,7 % auf 73,6%. Das Straftatenaufkommen liegt auf vergleichbaren Niveau wie 2021 und spiegelt damit die in 2021 beginnenden und in 2022 weitergeführten Aufhebungen coronabedingter Einschränkungen wieder.
Im Bereich der Körperverletzungsdelikte stiegen die Fallzahlen in der hessischen Landeshauptstadt mit +204 Delikten auf das vorpandemische Niveau von 2019 an. Die Aufklärungsquote stieg leicht um +0,2 % zum Vorjahr.
Erfreulich ist, da bei der Häuslichen Gewalt Taten um 4 Fälle zurückgegangen ist. Die Ermittlungsbehörden konnten davon 99,9 % der Delikte aufklären.
Bei den sogenannten Rohheitsdelikten - für die Polizei ein Sammelbegriff für Raub, Körperverletzung und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. In diesem Bereich wurden 352 mehr Fälle registriert als 2019. 89,4 % der Taten konnten aufgeklärt werden, das ist ein leichter Anstieg um +1,3 %. er Großteil der insgesamt 3.905 Fälle entfiel auf 2.564 Körperverletzungsdelikte (bei welchen es zu dem beschriebenen Anstieg um +204 Delikte kam. Weitere +145 Delikte entfallen auf den Bereich der Straftaten gegen die persönliche Freiheit.
Bei den Diebstählen ohne erschwerende Umstände – dabei handelt es sich um die Wegnehmen einer fremden beweglichen Sache, die nicht gesicherte oder verschlossen ist - stiegen die Fallzahlen deutlich um +990 Fälle auf 5.026 Delikte an. Die Polizisten konnten ihre Aufklärungsquote um +2,1 % auf 45,7 % steigern. Zur der Erhöhung der Fallzahlen trug allein die deutliche Steigerung im Deliktsbereich Ladendiebstahl um +560 Fälle bei. Ein Grund für die Zunahme dieser Fallzahlen dürfte in dem starken Anstieg der Lebensmittelpreise und der Lebenshaltungskosten allgemein liegen.
Im Bereich des Diebstahls unter erschwerenden Umständen stiegen die Taten 2022 dagegen nur leicht, um +75 Fälle, auf 1.938 Delikte an. Die Aufklärungsquote konnten um +2,8% auf 21,6 % gesteigert werden. Die Fallzahlen erreichen damit dennoch nicht das vorpandemische Niveau.
2022 wurden weniger Fahrzeuge in Wiesbaden aufgebrochen. Die Fallzahlen der Einbruchdiebstähle in bzw. aus Kfz ging um -62 Fälle auf 256 Delikte zurück und damit auf ein neues Zehnjahrestief. Die Aufklärungsquote konnte die Polizei ebenfalls deutlich um +5,9 % auf 18,8 % steigern.
Im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte - dazu zählen Betrug (alle Formen des Enkeltrickbetruges) Veruntreuung, Unterschlagung, Urkundenfälschung, Geld- und Wertzeichenfläschung sowie Erschleichung von Leistungen – hat die Polizei in Wiesbaden einen Rückgang um 137 Fälle auf 3.028 Delikte verzeichnet. Knapp jedes dritte Delikt konnte geklärt werden (72,7 % / -6,5 %).
Im Bereich des Tankbetruges kam es indes zu einer deutlichen Steigerung von +190 Fällen auf 403 Delikte. Die Aufklärungsquote hier 45,4 %, ein -10,9 %.
Diese Entwicklung dürfte auf die extremen Preissteigerungen der Kraftstoffpreise im Jahr 2022 zurückzuführen sein. Im Gegenzug sanken die Fallzahlen im Bereich des Erschleichens von Leistungen um - 307 Delikte auf 405 Delikte bei einer um -1,9 % leicht gesunkenen Aufklärungsquote. Grund dieser Entwicklung dürfte die temporären Verfügbarkeit des “9-Euro-Ticket“ in 2022 sein.
Im Bereich Straßenkriminalität (dazu zählen Delikte, die im öffentlichen Raum begangen werden: Raub, Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung) gab es mit 4.417 Fällen einen Anstieg von 6,3 % gegenüber 2021 (4.135) und sogar eigne Zunahme von 12,7 % (3.858) gegenüber 2019. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 27,6 % (2022 und 25,3 % im Jahr 2019.
Durch die Rückkehr zur post-pandemischen Normalität nahmen die Menschen im Jahr 2022 wieder vermehrt am öffentlichen Leben teil und waren somit auch wieder weniger zu Hause. Erfreulicherweise ist im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls jedoch nur ein leichter Anstieg von +29 auf insgesamt 234 Fällen in Wiesbaden zu verzeichnen.
Es handelt sich um die zweitniedrigste Fallzahl seit Gründung des Polizeipräsidiums Westhessen (2001). Die Aufklärungsquote sank bedauerlicherweise um -7,2% auf 12,0%. Dies erklärte Polizeipräsident Paschek mit zunehmenden Überregionalen Tätern.
Erfreulicherweise kann man auch sagen, dass jeder zweite Wohnungseinbruch in einem Versuchsstadium endet. Das liegt daran das viele Wohnungs- und Hausbesitzer verschieden Sicherungs- und Schutzmaßnahme ergriffen haben.
Um diesem Trend entschieden entgegenzutreten, hat die Behörde Anfang 2023 das Programm “Gemeinsam sicher - Einbruchsicher“ aufgelegt, welches mit zielgerichteten Maßnahmen wie z.B. der weiteren Optimierung durch eine Radar-App Einbruchsgeschehen in bestimmten Regionen analysiert. Außerdem soll mit Standardisierung der Tatortarbeit die Aufklärungsquote erhöht werden.
Bei der Rauschgiftkriminalität ist im Vergleich zu 2021 ein Rückgang der polizeilich registrierten Straftaten von 1.095 auf 842 festzustellen. 2019 gab es 912 Ermittlungsverfahren wegen Drogen in Wiesbaden. Die Aufklärungsquote ist leicht auf 98,9 % gesteigert und bewegt sich damit auf dem hohen Niveau der Vorjahre. Da es sich im Rauschgiftbereich größtenteils um sogenannte Kontrolldelikte handelt, bei dem mit der Tat auch die Tatverdächtigen im Regelfall feststehen, liegt die Aufklärungsquote in diesem Deliktsfeld konstant in einem sehr hohen Bereich, so Paschek.
Im ganzen Einzugsbereich Westhessen hat die Polizei 2022 250 Kilo Drogen sicherstellt. Das Rauschgift hat einen Marktwert von rund 1,1 Million Euro.
Der Diebstahl von Fahrrädern nimmt wieder zu. So wurden im Jahr 2022 396 Taten angezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr (322) ist das eine Steigerung von 74 Fällen. Der hessenweite Trend zeigt ebenfalls eine Steigerung der Fallzahlen auf. Die Aufklärungsquote stieg um +2,0% auf 14,1 % an. Dies ist in der 10-Jahres Betrachtung der zweithöchste Wert für das Polizeipräsidium Westhessen.
Die geringe Spurenlage, die durch den Eigentümer nicht dokumentierte Rahmennummer oder eine nicht durchgeführte Registrierung sowie selten vorliegende Täterhinweise führen regelmäßig zu einer geringen Aufklärungsquote im Bereich des Fahrraddiebstahls.
Auch wenn die Anzahl der Straftaten innerhalb der letzten 10 Jahre im Polizeipräsidium Westhessen auf einem konstanten Niveau lag, stieg die Schadenssumme - gerade innerhalb der letzten Jahre - kontinuierlich an. Dies ist durch die verstärkte Nutzung von preisstarken E-Bikes bedingt.
Der Fahrraddiebstahl wird häufig dadurch begünstigt, dass auch hochwertige Fahrräder oftmals nur durch unzureichende Sicherungsmaßnahmen, mit kostengünstigen und einfach zu öffnenden Schlössern, gesichert werden. Die VdS Schadenverhütung GmbH bietet auf ihrer Internetseite unter dem Stichwort “Fahrradschlösser“ eine Übersicht der VdS-getesteten und zertifizierten Schlösser der Klasse A+ an.
Um einen Fahrraddiebstahl zu erschweren, wird dringend geraten, nachfolgende Empfehlungen im eigenen Interesse zu berücksichtigen:
Vorteile für eine Codierung des Fahrrades:
Unter Gewalt gegen Einsatzkräften sind im strafrechtlichen Sinne der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und der Tätliche Angriff auf Vollstreckungsbeamte zu verstehen. Im Jahr 2017 wurden diese beiden Strafvorschriften im Rahmen einer Gesetzesänderung neu gefasst. Seit 2018 wird in den beiden Straftaten in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik unterschieden.
Insgesamt kam es im vergangenem Jahr zu 125 Widerstände bzw. tätlichen Angriffe auf Polizisten in Wiesbaden. 2021 waren es noch 130 und 2020 98 Fälle. Die Aufklärungsquote ist leicht um 1,6 % auf 98,4 Prozentpunkte gefallen.
Neben den bereits bekannten Betrugsmaschen “Enkeltrick“, “Schockanrufe“, “falsche Amtsträger/Bankmitarbeiter“ und “falsche Gewinnversprechen“ tritt seit letztem Jahr auch immer mehr die Betrugsvariante unter Nutzung des Messenger-Dienstes “WhatsApp“ auf.
Für das Jahr 2022 konnten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Westhessen bereits mehrere hundert Straftaten registriert werden. Analog zum Enkeltrick fragen vermeintliche Angehörige per WhatsApp nach Geld. Die Täter melden sich hierbei mit einer für das Opfer unbekannten Nummer und geben vor, dass dies ihre neue Rufnummer sei, da sie ihr Smartphone verloren hätten oder dieses defekt sei. Im weiteren Verlauf wird dann eine Notlage geschildert und bitten darum, ihnen Geld zu überweisen. Hierbei wird versichert, dass die Opfer ihr Geld schnellstmöglich zurückerhalten würden, was natürlich nicht der Fall ist.
Wurde den Tätern das Geld erst einmal überwiesen, ist ein Zurückholen meist nicht mehr möglich. Auf Grund der generationsübergreifenden Nutzung des Messenger-Dienstes WhatsApp und der manipulativen und äußerst professionellen Vorgehensweise der Täter kann altersunabhängig Jede und Jeder Opfer dieser Straftat werden.
Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist ein Anstieg um 125 Fälle auf 485 Straftaten festzustellen. Die Aufklärungsquote stieg um +4,5 % auf 93,4 % gestiegen.
Bei den Fällen gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind es in der Mehrheit Beziehungstaten: Opfer und Täter kennen sich häufig oder sind gar miteinander verwandt. Das Fallzahlenaufkommen ist maßgeblich vom Anzeigeverhalten der Geschädigten abhängig. Erfahrungsgemäß ist von einem hohen Dunkelfeld auszugehen, da insbesondere Delikte innerhalb der Familie oder des sozialen Umfeldes oftmals nicht oder erst Jahre später zur Anzeige gebracht werden.
Im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern ist ebenfalls eine Steigerung von 13,3 % auf 187 Fälle im Bereich von Westhessen zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote sank in diesem Deliktsbereich um -3,2% auf 92,0 %. Der Deliktsbereich Verbreitung pornografischer Inhalte weist eine deutliche Fallzahlensteigerung von 503 auf 693 Taten (+189 Fälle). Der in dieser Gesamtzahl aufgehende Deliktsbereich Erwerb / Verbreitung / Besitz / Herstellung von Kinderpornografie beträgt 508 Straftaten. Das entspricht einer Steigerung von 44,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Er Ermittlungserfolg ist hierbei mit 97,8% auf einem weiterhin sehr hohen Niveau (2021: 98,0 %).
In Wiesbaden wurden 2.143 Fälle von Sachbeschädigung polizeilich zur Anzeige gebracht. Das sind 63 weniger als 2021 und 61 unter den registrierten Fälle vor der Pandemie 2019. Die Ermittlungsquote liegt bei 33,4 % und ist damit um 5,1 % gestiegen.
Ein Artikel zu Präventionsmaßnahmen in Wiesbaden sowie der Waffenverbotszone und der Thematik Raser/Poser mit allen Fakten und Zahlen gibt es am Montag.