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Die Zahl polizeilich registrierter Straftaten ist in Hessen im fünften Jahr in Folge gesunken. Insgesamt wurden in Hessen 336.030 Straftaten und damit 6.393 Fälle weniger gezählt als noch im Vorjahr (-1,9 Prozent). Das ist der niedrigste Wert seit 1980.
Die Kriminalitätsbelastung ist mit 5.340 Straftaten pro 100.000 Einwohner:innen ebenfalls erneut gesunken (2020: 5.446). Die Gefahr, in Hessen Opfer von Kriminalität zu werden, ist damit auf einem historischen Tiefstand. 65,6 Prozent der polizeilich bekannt gewordenen Straftaten wurden letztes Jahr aufgeklärt. Das ist der höchste jemals gemessene Wert seit Einführung der Kriminalstatistik im Jahr 1971.
„In Hessen leben, heißt besonders sicher leben. Dass die Kriminalität in Hessen auch im fünften Jahr in Folge zurückgeht, ist Ergebnis guter, beständiger und professioneller Polizeiarbeit und insbesondere ein ausgezeichneter Erfolg der Frauen und Männer unserer hessischen Polizei“, sagt Innenminister Peter Beuth. „Für die beste Kriminalstatistik in der Geschichte Hessens und den tagtäglichen Einsatz möchte ich den Polizistinnen und Polizisten im Namen der Bürgerinnen und Bürger Hessens ganz herzlich danken.“
Im Jahr 2021 mussten 15.832 Ordnungswidrigkeiten im Zuge der Amtshilfe allein von der Polizei aufgenommen werden. 53 Prozent hiervon entfielen auf Verstöße gegen die geltenden Kontaktbeschränkungen, rund 22 Prozent auf das Nicht-Tragen eines Mund-Nase-Schutzes, 15 Prozent auf Missachtung der geltenden Ausgangsbeschränkungen.
Mit Einführung der 3G-Regelung in Hessen im Herbst 2021 registrierte die hessische Polizei einen Anstieg von Delikten mit gefälschten Impfpässen und Impfausweisen. Um dieser neuen Deliktsform bestmöglich zu begegnen, hatte das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) die „Arbeitsgruppe Impfpässe“ eingerichtet, die alle in Hessen bekanntgewordenen Fälle erfasst und die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Fälscher zentral analysiert. Bis heute sind dem LKA hessenweit rund 1.321 Sachverhalte bzw. Strafverfahren bekannt. Die Anzahl bisher sichergestellter Impfpässe und oder -ausweise liegt dabei viel höher, da einem Verfahren mitunter Hunderte Impfpässe zugrunde liegen können.
Die Zahl der strafrechtlich relevanten Bedrohungen nimmt seit Jahren stetig zu. Im vergangenen Jahr kam es in diesem Deliktsbereich allerdings zu einer deutlichen Fallzunahme.
2021 betrug der Anstieg rund 30 Prozent. Bedrohungssachverhalte stiegen damit von 6.868 (2020) auf 8.943 Fälle (2021). Gedroht wird meist mit schwerer Körperverletzung, Brandstiftung oder gar dem Tod.
Auffällig ist der Anstieg von Fällen, die über das Internet und soziale Medien verübt werden. Allein 2021 waren rund 1.400 konkrete Hinweise auf Hass im Netz bei der Meldestelle HessengegenHetze eingegangen, von denen in mehr als 600 Fällen - einer Erstbewertung zufolge - einschlägige Straftatbestände, insbesondere die der Beleidigung und der Volksverhetzung, erfüllt waren.
Für den Bereich der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) im zweiten Pandemiejahr wurden für 2021 insgesamt 2.726 Straftaten registriert. Im Vergleich zum Vorjahr mit 2.484 Straftaten bedeutet dies ein Anstieg um 242 Fälle (+ 10 Prozent). Die Anzahl der Gewaltdelikte bewegte sich mit 156 Fällen aber deutlich unter dem Niveau von 2020 (237 Gewaltdelikte).
Politisch motivierte Straftaten mit Corona-Bezug nahmen zu. Während 2020 noch 98 Straftaten mit Corona-Bezug statistisch erfasst wurden, lag der Wert im vergangenen Jahr bei 287 Fällen.
Im Bereich der PMK -rechts- ist ein deutlicher Fallzahlenrückgang um - 23 Prozent (- 295 Fälle) gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 978 Fälle zu verzeichnen. Die Hälfte aller Delikte waren Propagandadelikte (536). Es wurden 2021 insgesamt 111 antisemitische Straftaten registriert (-18 Straftaten). Von diesen 111 Fällen entfallen 98 auf den Phänomenbereich PMK -rechts-. 50 Personen (davon 42 Rechtsextremist:innen oder Reichsbürger:innen) konnten im vergangenen Jahr insgesamt 135 „scharfe“ Schusswaffen entzogen werden.
Mit 359 gemeldeten Fällen sind die Fallzahlen der PMK -links- in direktem Vergleich mit dem Vorjahr (2020: 682 Fälle) massiv gesunken (-47,4 Prozent). Der Rückgang hängt unmittelbar mit den abgeschlossenen Rodungsarbeiten im Dannenröder Forst zusammen.
In 2021 nahmen Angriffe und Widerstandshandlungen gegen Polizist:innen um fast 20 Prozent zu. 2021 wurden insgesamt 4.916 Polizeibeamt:innen Opfer einer Straftat. In 2.450 Fällen waren sie gar Ziel tätlicher Angriffe und Widerstandshandlungen. Dies entsprach einer Zunahme von 401 Fällen (+ 19,6 Prozent). Auch die Anzahl von Angriffen auf Rettungskräfte (2020: 86) stieg auf 138 Opfer deutlich an.
Auch im zweiten Pandemiejahr setzte sich der Trend von zurückgehenden Wohnungseinbrüchen fort. So erfasste die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 3.858 Fälle (2020: 5.165) und damit wiederholt einen deutlichen Rückgang von 25,3 Prozent (2020: -23,7 Prozent). Auch die Zahl der vollendeten Delikte nahm spürbar ab. Nach 2.700 in 2020 drangen im vergangenen Jahr nur noch 2.039 Kriminelle in Hessen in private Wohnungen ein. Mittlerweile scheitert damit jeder zweite Versuch. Die Aufklärungsquote ist mit 21 Prozent weiter gestiegen.
Die anhaltenden Corona-Beschränkungen haben auch im vergangenen Jahr dazu geführt, dass sich Straftaten im öffentlichen Raum auf niedrigem Niveau hielten. 57.690 registrierte Straftaten in 2021 bedeuteten einen minimalen Anstieg (+2,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr (2020: 56.438).
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung waren im vergangenen Jahr um nahezu ein Drittel auf insgesamt 7.333 Straftaten (2020: 5.595) angestiegen. Die Zunahme liegt insbesondere in einer Steigerung des Delikts „Verbreitung pornografischer Schriften“ (1.509 Fälle) begründet. Die Fallzahlen in den Deliktsbereichen Erwerb, Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie sind ebenfalls deutlich gestiegen. 2021 wurden 2.731 Fälle festgestellt, dies entspricht einem Anstieg von rund 90 Prozent (1.282 Fälle). Im Bereich der Jugendpornografie nahm die Zahl um 175 Fälle (+72 Prozent) ebenso massiv zu.
Viele Tatverdächtige im Bereich der Kinderpornografie sind mittlerweile jünger als 21 Jahre. Aufgrund der signifikanten Fallsteigerung gerade bei jungen Menschen haben das Hessische Innenministerium und die hessische Polizei eine hessenweite Beratungs- und Hilfehotline zur Prävention und Aufklärung über die Verbreitung eingerichtet.
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