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„Am Bahnhof war eine Demo gegen Krieg. Da haben wir uns hingestellt und unser Foto gemacht. Wir finden Demokratie, Meinungsfreiheit und Frieden enorm wichtig. Aber dafür müssen wir uns aktiv einsetzen", erklärt die 16-jährige Safae Cherrati ihr Foto des Tages. Besser lässt sich nicht zusammenfassen, dass die „Interreligiöse Fotorallye“ ein schöner Erfolg war. „Die Jugendlichen haben über das Medium Foto geschafft, sich den anderen Teilnehmern zu öffnen und miteinander Kontakt geknüpft. Ein Projekt, das Vorurteile überwindet und Sichtweisen erweitert“, freut sich Gemeindepädagoge Martin Biehl von der Evangelischen Jugendkirche. Diese hat, gemeinsam mit der katholischen Jugendkirche Kana, dem „Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen“ und der Imam-Hosseini-Moschee in der Schwalbacher Straße die Fotorallye im Rahmen von „Wir sind Wiesbaden“ am zweiten Adventssamstag organisiert.
In gemischten Kleingruppen sollten die Jugendlichen losziehen, um mit ihren Smartphones Fotos aus Wiesbaden zu machen – und zwar von Orten, die ihnen wichtig sind, ob diese nun mit Religion zu tun haben oder auch nicht. „Es hat Spaß gemacht, neue Leute kennenzulernen. Anfangs waren wir alle noch schüchtern, aber wir sind schnell eine coole Truppe geworden. Die Mädels sind alle total nett", resümiert die 14-jährige Konfirmandin Eva Giesinger.
Ausgerüstet mit Stadt- und Buslinienplan sowie einer Gruppenfahrkarte konnten die Jugendlichen drei Stunden lang durch Wiesbaden streifen und fotografieren. Doch am Ende durften nur zwei Fotos ausgewählt werden, die mit ihrer Botschaft besonders gut das Motto des Tages ausdrücken sollten: „Zeig, was dich bewegt“. Fotografiert wurde in Kirchen und Moscheen, auf dem Weihnachtsmarkt und am Bahnhof. Das Ziel am Ende des Nachmittags war das Evangelische Stadtjugendpfarramt in der Fritz-Kalle-Straße. Dort war als Überraschungsgast der Wiesbadener Stadtkämmerer Axel Imholz zur Fotoschau und zum abschließenden „Wintergrillen“ erschienen. Auch er brachte Fotos mit von Wiesbadener Ansichten, mit denen er etwas verbindet: Lutherkirche und Schlachthof. In der Lutherkirche leitete er früher Jugendgruppen, und den Schlachthof findet er einen wichtigen Ort für die Wiesbadener Jugendlichen. „Ich finde es toll und ganz wichtig, dass Räume geschaffen werden, in denen sich Jugendliche begegnen und so Vorurteile abbauen können“, sagte Imholz, der sich interessiert die ausgewählten acht Bilder der vier Gruppen anschaute.
Die 14-jährige Fatemeh Hosseini erklärt zu einem Bild, auf dem sich alle weihnachtlich verkleidet haben: „In unserer Gruppe haben wir festgestellt, dass wir alle gerne Weihnachten feiern. Auch wir Muslime, denn für uns ist Jesus ein Prophet." Alle bekamen ihre Bilder gerahmt und ausgedruckt zum Mitnehmen. Der Tag wird nachwirken: Die Bilder zeigen zum einen, dass die christlichen und muslimischen Jugendlichen Spaß hatten und sich gut verstanden haben. Zum anderen zeigen sie auch, dass es möglich sein kann, sich gegenseitig zu respektieren und füreinander zu interessieren. Solche kleinen Aktionen können ein Schlüssel zu einem besseren Miteinander in der Gesellschaft sein.
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Fotos: Martin Biehl/Ev. Jugendkirche