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Am Mittwoch wurden in Deutschland bereits bis zu 36 Grad gemessen, am Donnerstag geht es weiter nach oben - lokal wird die Quecksilbersäule bis auf 38 oder 39 Grad steigen. Am Samstag sind dann Rekordwerte von 40 Grad, vielleicht sogar noch mehr möglich. Derzeit überschlagen sich die Schlagzeilen in der Meteorologen-Welt in Sachen Top-Temperaturen für den Samstag!
Aber ob 39, 40 oder 41 Grad – so oder so sind diese Temperaturen nicht ganz ohne. Zur aktuellen Wetterlage Fragen und Antworten von Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net.
1. Der Juni war wechselhaft, zeitweise kühl und brachte ungewöhnlich häufig Bodenfrost. Woher kommt nun plötzlich diese extreme Hitze?
In der Tat war der Juni besonders im Norden deutlich kälter als im langjährigen Durchschnitt und es gab eine ganze Reihe von Tagen mit Bodenfrost. Im Mai und Juni war das Wetter zudem wochenlang wechselhaft. Nun scheint sich die Wetterlage offensichtlich umgestellt zu haben. Sie hat sich stabilisiert in Richtung Hitze und Sonnenschein. Die extreme Hitze kommt direkt aus der Sahara. Sie ist über Spanien, Portugal und Frankreich nach Deutschland. Die Luft ist in 1500 m richtig warm, teilweise kommt die Luftmasse in dieser Höhe mit 22 bis 24 Grad an. Um die Temperatur am Erdboden abzuschätzen kann man ja nach Wetterlage noch mal 15 bis 17 Grad draufschlagen und dann kommen wir bei den besagten 40 Grad an. Diese Wetterlage könnte sich als ähnlich stabil erweisen wie die Wetterlagen in den letzten Monaten. Auch diese dauerten oftmals über einige Wochen an.
2. Wie lange wird diese Hitzewelle andauern? Wie heiß wird es?
Die Dauerhitze dauert mindestens bis einschließlich Dienstag an. Dabei wird es aber immer schwüler und gewittriger. Und diese Gewitter die können dann wirklich heftig ausfallen. In der heißen Luft kann es ordentlich zu Sache gehen. Da werden Starkregen, Hagel und Sturmböen mit dabei sein. Selbst Tornados sind möglich. Mittwoch und Donnerstag könnte es dann kurzzeitig etwas kühler werden, wobei Werte um 25 Grad nicht wirklich kalt wären. Zum zweiten Juliwochenende deutet sich dann aber schon der nächste Hitzepeak an. Hier die Spitzenwerte der kommenden Tage:
Ob sich diese heiße Wetterlage weiter über den gesamten Juli fortsetzt müssen wir abwarten. Ausgeschlossen ist das allerdings nicht! Der Zeitpunkt für neue Rekorde ist allerdings mehr als günstig. Im Jahr 2003 wurden zuletzt solche hohen Werte gemessen, allerdings erst im August und da stand die Sonne schon deutlich tiefer als jetzt. Jetzt, Anfang Juli, hat die Sonne deutlich mehr Power als damals. Die Ausgangslage ist also ideal!
3. Ist das noch normal? Kann diese Hitze gefährlich werden?
Die Frage ist leicht zu beantworten: NEIN, diese hohen Werte sind nicht normal. Werte um oder gar über 40 Grad gab es in Deutschland bisher nur sehr selten. Der heißeste Tag seit beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr war der 9. beziehungsweise 13. August 2003. An beiden Tagen wurden in Deutschland 40,2 Grad gemessen. Das ist der bisherige Rekordwert. Diesen könnten wir am Samstag erreichen beziehungsweise sogar übertreffen.
Die Hitzewelle im August 2003 bescherte Frankreich nach damaligen Schätzungen über 10.000 hitzebedingte Todesopfer. Besonders ältere Menschen waren betroffen. Bei Werten um 40 Grad wurde es in Seniorenheimen unerträglich heiß. Viele Menschen sind damals gestorben. Generell dürfen wir auch bei der aktuellen Hitzewelle leider auch wieder mit etlichen Todesopfern rechnen und sehr wahrscheinlich in weiten Teilen Europas. Gestern Nachmittag wurden in der Metropole Paris beispielsweise bereits 40 Grad gemessen. Für die nächsten Tage werden dort bis zu 42 Grad erwartet.
Wer sich bei diesen Werten zu lange der Sonne aussetzt der riskiert Gesundheitsschäden. Auch die Zahl der Badeunfälle dürfte sich an diesem Wochenende sprunghaft erhöhen. Springen Sie bitte keinesfalls mit aufgeheiztem Körper ins kalte Nass! Das kann lebensgefährlich sein. Auch auf den Straßen sollte man wachsam sein. An etlichen Stellen wird die Hitze für den Straßenbelag zu viel sein. Sogenannte Blow-Ups drohen. Der Straßenbelag kann sich plötzlich anheben und ein bedrohliches Hindernis bilden,
4. Seit wann war klar, dass es so heiß wird?
Das Wettermodell GFS (Global Forecast System) des US-Wetterdienstes NOAA hatte die Hitzewelle bereits vor über einer Woche in den Prognosen erkannt. Zwar war das genaue Ausmaß noch nicht ganz klar, die Spitzenwerte von bis zu 40 Grad wurden allerdings ganz klar erfasst. Nach und nach sind dann auch andere Wettermodell nachgezogen. Zuletzt ist dann auch das Modell des Deutschen Wetterdienstes in Sachen 40-Grad nachgezogen. Dort wollte man vom Erreichen dieser Marke lange Zeit nichts wissen. Es ist aber eben auch ein sehr ungewöhnliches Ereignis. Das US-Wettermodell sieht nach einer leichten Abkühlung zur Wochenmitte rasch wieder ansteigende Werte. Die Luft könnte sich somit zum zweiten Juliwochenende wieder Richtung 40-Grad-Marke erhitzen.
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Symbolfoto