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Der Raum wurde leicht abgedunkelt, das Licht verlagerte sich zur Bühne und irgendwo im Dunkeln tuschelten zwei alte Damen. Sie bannte sich den Weg durch die Stuhlreihen, waren kaum zu verstehen. Sie nuschelten Undeutliches vor sich hin und die Aufmerksamkeit war auf sie gerichtet. Rechts und links stellten die Damen dem Publikum immer wieder Fragen. Die Antworten griffen sie auf und integrierten sie irgendwie in ihren Dialog. Auf der Bühne angekommen, waren die Worte verständlicher. Erkannte man Maria Maschenka und Claudia Stump, beide mittels Maske sichtlich gealtert – und dabei, Erinnerungen auszutauschen. Zwei alte Schachteln, beim Tee-Kränzchen. Zwei Damen, die viel miteinander erlebt hatten. Die ihre Treffen nutzen, um Alzheimer ein Schnippchen zu schlagen.
Hätte man Maschenka und Stump vor der Aufführung nach dem Stück gefragt: Man hätte keine Antwort bekommen. ImproTheater ist offen. Keiner weiß, wo die Reise hingeht. Maschenka und Stump wussten dies am Freitagabend, 20. März, zu Beginn auch nicht. Gewohnt professionell betraten sie die Bühne der Kreativfabrik - die Schubladen gefüllt mit ihrem „Repertoire“, auf einer Reise ins Ungewisse.
Mit Rufen aus dem Publikum wurde es zu der Reise nach Marokko, die vom nächsten Zuruf gleich nach Sizilien umgelenkt wurde. Gespielt irritiert fragte Maschenka, wohin Stump jetzt eigentlich wollte: Nach Marokko, nach Sizilien - zu den vielen Ziegen? Uneins, ziehen sich die beiden zurück. Es wird still. Maschenka fasst sich ein Herz – frei nach dem Motto „Die Klügere gibt nach“ unterbricht sie die Stille: Stump resümiert, „nun gut, wir waren in Marokko, haben einen Sizilianer kennengelernt – einen sizilischen Ziegenhüter.“ – und die Damen sind wieder versöhnt.
ImproTheater ist wie eine Pralinenschachtel – man weiß zu Beginn nicht, was gespielt wird. Inspiriert vom Publikum reichte die Themenpalette am Freitagabend von der Spaghetti Bolognese, dessen Rezept die Zeit des Zweiten Weltkriegs überstanden hatte, von Robert, der ersten und genau betrachtet einzigen Liebe Maschenkas. 10 war sie damals, Robert 12. Maschenka hatte eine Klasse wiederholt – und später noch einmal, - „weil Du mehr Wissen wolltest!“ kaschierte Stump die Ehrenrunde.
Eine Geschichte reihte sich an die nächste, gespickt von Anekdoten – das Publikum war begeistert. Nach der Aufführung traf man sich an der Bar, mischten sich die Schauspieler unters Publikum – und ließen den Abend ausklingen.
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Foto: Volker Watschounek