ANZEIGE
„Ist es gelungen waren es viele Hände, geht es daneben waren es nur die Präsidente“ – mit diesem Risiko lud die Dacho am vergangen Sonntag zu ihrer Prunksitzung in das Wiesbadener Kurhaus. Soviel sei vorweg genommen, das Lob geht an viele Hände! Bei vollem Saal sorgte ein hochklassiges Programm mit viel Humor, Gesang und Fröhlichkeit für eine ausgelassene Stimmung und einen Bühnenrekord.
Pünktlich um 16:00 Uhr marschierte der neue Sitzungspräsident Beuth mit seinem Komitee auf die Bühne. Verstärkung gab es dabei von insgesamt 20 Vereinen und Abordnungen, so viele wie noch nie zuvor. Gekonnt und mit spitzer Zunge wurden alle Gäste im Saal des Kurhauses begrüßt und auf die Sitzung eingeschworen. Durch die diskreten aber immer aufmerksamen Personenschützer des närrischen Innenministers war die Veranstaltung wahrscheinlich die sicherste der diesjährigen Kampagne.
Nachdem alle Seitenhiebe nach Narrenmanier verteilt waren wurde die Bühne geräumt und für echte Mannsbilder frei gemacht. In Clownskostümen gaben die Mainzer Hofsänger einen Einblick zu was richtige Männerstimmbänder zu leisten im Stande sind. Mit eigenen, auf den Punkt gebrachten Texten zu allseits bekannten Melodien, stimmten sie auf die nachfolgenden Sitzungsstunden ein. Dabei sorgten sie mit ihren Nachtigall artigen Stimmen für die erste Standing Ovation des Abends was dem stimmungshungrigen Publikum eine Rhythmus geladene Zugabe im Sambastil bescherte.
Nach dem „gude“ Liedgesang kam sofort der „Deutsche Michel“ dran. Gekonnt und mit viel Elan reimte er über unseren Politikwahn. Was Hinz und Kunz so interessiert, des hat Bernhard Knap voll inspiriert. Auf das was war und das was kommt fand er die Worte stark gekonnt. Unter anderem schickte er die Eintracht aus Frankfurt zum punkten zu den „Weight Watchers“ und übersetzte den Tebaz mit „teuerster Bischof aller Zeiten“.
Zum entspannen der Lachmuskeln gab es den ersten Tanz des Abends. Die liebreizenden Damen der Dacho Stadtgarde 2014 sorgten neben Beinen bis zum Boden auch für Gardetanz vom Feinsten.
Im Anschluss daran wurden erst mal alle wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Mit Szenen einer Ehe drückte das Ehepaar Schwertfeger aus Frankfurt ordentlich aufs Zwerchfell. Nach 25 Jahren Ehe gab es viel zu berichten, was dem gesamten „Saalzubehör“ ordentlich Tränen in die Augen zauberte. Vom eigenen Erotikkalender bis hin zur überflüssigen Körperbehaarung wurde kein Thema ausgelassen. Schließlich ist bekannt, dass 80 Prozent der Frauen „glatte“ Männer wolle – „ma will´s doch net immer mit nem Äffsche mache“, erzählte Brigitte.
Nachdem der Verbleib des Erotikkalenders geklärt war erhob sich der Saal für den Einzug der stimmgewaltigen Kölner Rheinveilchen. Unter „Wir komme mit all dem Mann“ bezogen legger Mädsche und Bube die Bühne und heizten mit zum Teil sensationell akrobatischen Tanzeinlagen ordentlich ein. Ein Augenschmaus für Jung und Alt und Mann und Frau.
Nachdem sich der Besuch aus Köln gekonnt, selbstverständlich mit einer Zugabe verabschiedete und sich die Gemüter wieder beruhigten gab es Sach- und Lachgeschichten für Groß und Klein von einem Kindergärtner aus Berlin. Einfühlsam und hoch pädagogisch gab er besondere Einblicke in den Politischen Kindergarten. Dabei bekam nicht nur eine Pastorentochter Namens Angela mit ihrem hauseigenen Puppenkabinett ordentlich Paroli. „Dumme Sprüche, nix dahinter – nun ja, sie sind halt auch nur Kinder!“
Der spitzen Zunge folgte ein Nachschlag kölscher Art. Mit den fidelen Sandhasen aus Oberlar ging es auf eine tänzerische Reise. Auch hier wurde nicht gekleckert sondern ordentlich geklotzt. Hübsche und mutige Tanzmariechen flogen reihenweise durch die Luft und sorgten für unglaubliche Augenblicke.
Die Bütt in Form eines Holzfasses sparen konnte sich im Anschluss nach jung und knackig Trude Herr, alias Markus Karger. Eine Kleinigkeit von den Traummassen abgekommen wusste die Diva und Erfinderin der Diäten in den 50igern einiges zum Thema „Abnehmen“ zu berichten. Dabei ging es beim ihrem ersten Dacho-Auftritt musikalisch untermalt von A wie Apfel über X wie Xnitzel zu Z wie Zandkuchen. Wie Trude zu berichten wusste hat sie alle Diäten ausprobiert. Allerdings hatten sie alle einen Nachteil… -sie funktionieren nicht.
Schließlich erhoben sich alle von ihren Stühlen und bestaunten den Einzug des Wiesbadener Kinder Prinzenpaares. Begleitet wurden Prinzessin Stephania I. und Prinz Janosch I. von Mitgliedern der legendären Kölner Ehrengarde. In diesem Rahmen bat man auch den scheidenden Käpt´n auf die Bühne. Seit 1993 ist Werner Mühling, auch Träger des Bundesverdienstkreuzes, im Ehrenamt und tritt im Mai als Vorsitzender der Dacho ab. Für all seine Mühe und Beharrlichkeit bedankte sich der Sitzungspräsident, Peter Beuth, nicht nur im Namen der Dacho bei
Mühling, der sich immer und überall für das Brauchtum in Wiesbaden eingesetzt hat. Die Organisation des Karnevals in Wiesbaden ist unweigerlich mit ihm verbunden merkte Beuth an. Es folgte minutenlange Standing Ovation die unübersehbar für feuchte Augen beim Narrenhäuptling sorgte.
Allerdings merkte Beuth auch an, das Mühling in seinem bisherigen Werdegang auch etwas nicht erreicht hat. Der Wunsch von Mühling ist seit langem ein Fasenachts-Denkmal in Wiesbaden. Für all seine Mühen bekam er deshalb als Überraschungsgeschenk ein eignes Denkmal in Form einer mannshohen Narrenfigur mit roter Nase und rotem Ballon – ein echter Mühling eben!
Schließlich war es Mühling selber, der Schluss mit dem „Zinnober“ machte um sich das Vergießen weiterer Tränen zu ersparen. Somit wurde die Bühne wieder geräumt, damit die Kölner Ehrengarde auch ordentlich Platz für ihr Spektakel hatte.
Nachdem die Ehrengarde mit Beute ausgezogen war folgte ein weiterer Höhepunkt der Dacho Prunksitzung. In die Bütt stieg Bauer Sepp, alias Tobias Palz. Unter dem Motto „Bauer sucht Frau“ teilte er seine Vorstellung einer Traumfrau. „Schö soll se sei, genau wie ich, mortz die Figur, Holz vor die Hütt und sportlich fit“. Und wichtig wären auch noch blonde Haare. Dabei gab er zu bedenken, dass er als Kind schon viel alleine spielen musste. Seine Mutter band ihm ein Schnitzel um den Hals, damit wenigstens der Hund mit ihm spielte. Aber immerhin hat Sepp ordentlich Sinn für Kunst. Er ließ sich ein Feuerzeug an den Hintern halten und stellte somit die Szene „Licht am Ende des Tunnels“ nach.
Danach schrien die Stimmbänder aller Narren regelrecht nach Bewegung. Mit der Gruppe „QBA“ gab es kölsches Liedgut am laufenden Meter und gute Laune pur. Es durfte nach Herzenslust mitgesungen und geschunkelt werden.
Nach der Schunkeleinheit machte der Obermessdiener vom Meenzer Dom, alias Andreas Schmidt, Halt in der Bütt und merkte an, dass er mit seinem Ranzen der einzige ist, der in Limburg die Badewanne voll machen kann. „Erbarme dich unser, die Limburger komme“. Auch wurde das Geheimnis gelüftet, warum Frauen älter werden als Männer: denn die Zeit, die sie zum rückwärts Einparken brauchen bekommen sie am Ende gut geschrieben. Mit zum Teil für ihn lebensgefährlichen Versen zauberte der Obermessdiener ausnahmslos jedem ein tierisches Lachen ins Gesicht – „Helaujulia“!
Zum großen Finale war es schließlich den Ratsherren aufgetragen den Saal nochmal richtig mit bekannten Karnevalsklassikern aufzumischen was dankbar angenommen wurde. Eine Polonaise nach der anderen wurde gestartet.
Bevor der Sitzungspräsident die Zugabe der Ratsherrn zum Finale freigab bat er alle Anwesenden die nächsten Tage und Wochen ordentlich ihre Teller leer zu essen, damit das Wetter für den Wiesbadener Umzug passe. Vor dem Finale ließ es sich Werner Mühling allerdings nicht nehmen sich bei allen Beteiligten, natürlich auch bei den zahlreichen Sponsoren, zu bedanken.
Nach über sechs Stunden Programmfeuerwerk der Spitzenklasse wurden die zahlreichen Gäste schließlich mit einem sagenhaften Bühnenfeuerwerk und Donner aus Konfettikanonen in den Abend entlassen, der auf der anschließenden Konfettiparty noch lange nicht zu Ende war.