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Gegen 13:00 Uhr rollten am Mittwochmittag rund 100 Busse von der Mainzer Straße aus durch die Wiesbadener Innenstadt, um auf die existenzbedrohende Situation für hessische Omnibusunternehmen aufmerksam zu machen und Hilfe von der Politik zu fordern. Begleitet wurde der Korso von der Motorradstaffel der hessischen Landeshauptstadt. Auch in Düsseldorf, Kiel, Mainz, Stuttgart und Berlin demonstrierte die Branche, die seit der Krise um ihre Existenz bangt.
Die Fahrer machten bei ihrer Protestaktion nicht nur durch ihre großen und zahlreich erschienenen Fahrzeuge auf sich aufmerksam: Laut hupend fuhren sie durch die Innenstadt, um zu zeigen, dass auch sie Hilfe von der Politik benötigen. Viele Busse wurden von Bannern geschmückt auf denen unter anderem der Hashtag #busretten und "Ich habe Angst um meinen Arbeitsplatz" zu lesen war.
Die Protestaktion schränkte zeitweise den Verkehr in der Innenstadt stark ein. Die Busse hatten sich auf der Mainzer Straße aufgestellt und waren dann einen weiten Bogen über die Lessingstraße, die Friedrich-Ebert-Allee, die Wilhelmstraße, die Burgstraße, An den Quellen, die Webergasse, die Georg-August-Zinn-Straße, die Taunusstraße, die Röderstraße, die Schwalbacher Straße, die Oranienstraße, den Kaiser-Friedrich-Ring (B 54) zurück zur Mainzer Straße gefahren. Die Mainzer Straße wurde von 12:00 bis ca. 14:00 Uhr stadteinwärts komplett für den Verkehr gesperrt.
Omnibusunternehmen leiden seit Beginn der Krise unter den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und den damit verbundenen Verboten. Die Bustouristik ist mit den Absagen von Großveranstaltungen und Reisen vollständig zum Erliegen gekommen. Mit dem Start der eigentlichen Reisesaison verzeichnen die Unternehmen keine Einnahmen. Einem großen Teil der über 200 mittelständischen Touristikbetriebe in Hessen droht der Ruin.
Die Verbände der Omnibusunternehmer fordern finanzielle Unterstützung in Form einer nicht rückzahlbaren Soforthilfe, nachdem zuletzt großen Fluglinien staatliche Unterstützungen zugesagt wurden. Auch müsse ein deutschlandweites Konzept zur Wiederaufnahme von Busreisen erstellt und die Mehrwertsteuer für Busreisen auf sieben Prozent gesenkt werden, heißt es in einer Pressemitteilung der LHO.
Zusätzlich zu der Protestaktion wurde dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir am Mittwoch in Wiesbaden eine Box übergeben, in die jeder Mitarbeiter der Busreiseunternehmen einen Sorgenbrief eingeworfen hatte. Um ihre Situation deutlich zu machen, hatten die Organisatoren einen begehbaren "Symbolbus" mit nach Wiesbaden gebracht. Mit Puppen zeigten sie, dass sich die Beförderung von Reisenden auf Abstand wirtschaftlich nicht lohnt, da die zu befördernde Personenanzahl durch die Bestimmungen stark minimiert ist.
Die Wiesbaden Congress & Marketing GmbH (WiCM) solidarisierte sich mit den Omnibusunternehmern und versorgte sie mit einem "süßen Gruß" aus Äpfeln und einer Spezialität aus der Pralinen- und Schokoladenmanufaktur "Kunder".
Der "süße Gruß" hat Symbolcharakter: Das Thema Genuss ist auf Gruppenreisen beliebt und wird stark nachgefragt. Erlebnisangebote sind eines der wichtigsten strategischen Kommunikationsthemen der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH. „Bustouristik-Unternehmen sind für uns wichtig, da sie einen maßgeblichen Anteil an der Besucheranzahl insbesondere bei Traditionsveranstaltungen wie Rheingauer Weinwoche und Sternschnuppen Markt haben. Des Weiteren ist der Bustourismus auch unabhängig von Großveranstaltungen eine wichtige Säule des Städtetourismus und hat in den vergangenen Jahren maßgeblich zur positiven touristischen Entwicklung beigetragen“, betont Martin Michel, Geschäftsführer der WiCM.
Auch Wiesbadens Bürgermeister und Wirtschaftsdezernent Dr. Oliver Franz begrüßte die Protestaktion: „Die Bustouristik ist ein wichtiges Segment für den Tourismus der Stadt. Hessens Landeshauptstadt ist besonders bei Vereinen und Freundeskreisen als Städtereiseziel, aber beispielsweise auch bei Betriebsausflügen von Unternehmen aus der Region sehr beliebt. Die Gruppe der Bustouristen ist wichtig für Hotellerie und Gastronomie, Einzelhandel, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, da sie auch maßgeblich zu den Umsätzen beiträgt."
„Nachdem Bundes- und Landesregierungen für die Zukunftssicherung wichtiger Fluglinien Milliardenbeträge locker gemacht haben, müssen sie nun endlich auch die dramatische Lage der Busbranche in Deutschland zur Kenntnis nehmen und handeln“, fordert der FOH-Vorsitzende Jürgen Fredrich. Der Bus verursacht laut dem Bundesumweltamt die niedrigsten Treibhausgas-Emissionen.
Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo), der Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) und der RDA Internationaler Bustouristik Verband hatten den bundesweiten “Aktionstag zum Erhalt der Bustouristik“ organisiert. Die beiden hessischen Busverbände, der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) aus Gießen und der Fachverband Omnibusverkehr Hessen (FOH) aus Kassel, beteiligten sich an der Protestaktion.
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Fotos:Lay, Peter