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Nach der Hiobsmeldung am 18. Juni das die Salzbachtalbrücke plötzlich sowie unerwartet abgesackt und in Schieflage geraten ist, ahnte noch niemand die Dimension dieses "Kollapses". Erst Maßnahme war die Sperrung der Brücke, damit in Wiesbaden kein zweites Genua passiert.
Diese Sperrung bescherte der hessischen Landeshauptstadt ein Albtraum. Fünfeinhalb Monate Verkehrschaos in Wiesbaden, zu Rushhourzeiten ging fast nichts mehr auf den Straßen in und rund um die Stadt. Züge sowie S-Bahnen konnten den Hauptbahnhof ebenfalls nicht mehr anfahren, denn die Hauptgleise liegen genau unter der Salzbachtalbrücke. Das Brücken-Gate war ein Super-Gau für Wiesbaden.
Jetzt kommt Hoffnung in das Dilemma. Am Samstag (6. November) wird die marode Brücke in die Luft gejagt und damit der wichtige und entscheidende Grundstein für einen schneller und rasche Wiederaufbau gelegt.
Alle Vorbereitungen für die Sprengung laufen auf Hochtouren und das Team von der Autobahn GmbH sowie von Sprengmeister Eduard Reisch sind gut im Plan.
Noch noch das Wetter könnte der Sprengung einen Strich durch die Rechnung machen. Allerdings sieht es nicht danach aus, denn die Meteorologen sagen für Samstag gutes November-Wetter voraus. Mittags ist es leicht bewölkt bei neun Grad, leichter Wind, kein Regen oder Nebel - welcher den großen Knall noch hätte verhindern können.
Ganz Wiesbaden aber auch die Nachbarstädte Mainz, Frankfurt sowie der Rheingau- und der Main-Taunus-Kreise und mit Sicherheit auch andere Teile von Hessen und Deutschland schauen an diesem Samstag auf das Salzbachtal.
Im Landtag sprach er von einem "deutschlandweiten Interesse" an der Ursachenforschung für die Havarie über dem Salzbachtal, "um eventuell für den Umgang mit anderen Bauwerken zu lernen". Antworten auf die wichtigsten Fragen:
In den letzten Wochen wurde die Sprengung intensiv und akribisch vorberietet. Zunächst musste die havarierte Brücke notstabilisiert werden, damit man unterhalb des Bauwerks auch sicher sowie gefahrenlos arbeiten konnte.
Die kontrollierte Sprengung soll keine weiteren Schäden an der Infrastruktur, Straßen, Bahngleise, Versorgungsleitungen (Strom, Wasser, Glasfaserkabel) verursachen. Nachschließend wurden rund 1.200 Löcher für den Sprengstoff gebohrt, 1.160 elektrische Zünder angebracht und 15.300 Meter Zündleitungen verlegt.
Am Sprengtag wird ein Sicherheitsbereich von 250 Metern um jeden der Sprengpunkte abgesperrt. In dem Gebiet liegen unter anderem das Hauptklärwerk von Wiesbaden in Klärwerk, der Biebricher Friedhof, die Sektkellerei Henkell-Freixenet, das Wiesbadener Tierheim und mehrere Wohnhäuser. Rund 140 Menschen müssen ihre Wohnungen am Morgen verlassen.
Nur wenige Meter unter der Nordbrücke liegt Zentralklärwerk, dessen Ausfall sich die Landeshauptstadt nicht leisten kann. Zum Schutz der Anlage wurden Wälle aus circa 60.000 Tonnen Sand aufgeschüttet, Betonsicherungen an Kanälen und Leitungen aufgebaut und Sprengschutzmatten an den Nachklärbecken verlegt.
Das Klärwerk wird während der Sprengung nicht vollständig stillgelegt, nur einzelne Aggregate kurzzeitig abgestellt. Die Qualität der Abwasserreinigung sei nicht gefährdet, teilte die ELW mit. Kameras überwachen, ob herabfallende Betonstücke der Brücke, die weg vom Klärwerk gesprengt wird, in die Becken fallen.
Rund 250 Meter von der Brücke entfernt liegt das Tierheim des Wiesbadener Tierschutzvereins. Hunde, Katzen und Kleintiere werden aus der Evakuierungszone verlegt und zum Teil andernorts untergebracht. Einige Hunde zum Beispiel ziehen für das Wochenende in Hundepensionen.
Viele Tiere, die während der Sprengung im Tierheim bleiben, während in dieser Zeit von Pfleger:innen medizinisch betreut. Die Außengehege werden wegen der hohen Staubentwicklung abgedeckt, Rollläden in den Hundehäusern geschlossen und die Außengehege mit Planen abgedeckt.
Bereits ab Freitag, 5. November, von 18:00 Uhr bis Sonntag, 7. November, circa 10:00
Uhr, wird die B263 in Fahrtrichtung Biebrich - über den Bypass - gesperrt.
Die Verkehre von der A66 in Fahrtrichtung Westen (Rheingau) wird ab Samstagvormittag bereits an der Anschlussstelle Erbenheim über die B455 umgeleitet. Überörtliche Umleitungen werden ausgeschildert. Auch örtliche Straßen nördlich und südlich der Brücke sind von Sperrungen betroffen. Das Straßenverkehrsamt bittet eindringlich darum, die Bereiche Mainzer Straße stadtauswärts, B263 und Amöneburger Kreisel möglichst zu meiden und weiträumig zu umfahren.
Über die A671 endet die Fahrt am Amöneburger Kreisel und wird über die Kasteler Straße weitergeleitet. Die Mainzer Straße ist bis zur Angelika-Thiels-Straße befahrbar und wird auf den 2. Ring umgeleitet. In den umliegenden Wohngebieten werden die Bernhard-May-Straße an der Einmündung zur Hüglerstraße sowie die Straße “An der Hammermühle“ und der Ferdinand-Knettebrech-Weg auf Höhe des Hundeplatzes gesperrt.
Die beiden 310 Meter langen Brückenteile werden, so der Plan am Samstag um 12:00 Uhr mit rund 220 Kilogramm Sprengstoff "niedergelegt", wie es die Autobahn GmbH ausdrückt. Sprengmeister Eduard Reisch beschreibt das Vorhaben als "gewaltiges, hochkomplexes Projekt", welches er so bisher in seiner Karriere auch noch nicht hatte. Mehr als 1.000 Sperrungen hat er bereits durchgeführt.
Als erstes wird das südliche Brückenbauwerk (Fahrtrichtung Frankfurt) und nur zwei Sekunden später die Nordbrücke gesprengt. Dabei kommt es zu zwei lauten Knall- bzw. Explosionsgeräuschen. Durch die Berechnungen und der angebrachten Sprengladungen an den Pfeilern der Brücken, wird das südliche Bauwerk senkrecht nach unter fallen. Die Nordbrücke kippt vom Klärwerk weg - auf die Trümmer der Südbrücke.
Anschließend wird es zu einer recht großen Staubwolke kommen, die sich über mehrere Hundert Meter ausbreiten wird.
Bei der Sprengung der Salzbachtalbrücke dürfen aus Sicherheitsgründen keine Zuschauer:innen dabei sein. Die Stadt und die Polizei fordern dazu auf, zuhause zu bleiben. In dem 250-Meter-Sicherheitsbereich dürfen sich keine Personen aufhalten. Die Polizei wird dies unter anderem mit Wärmebildkameras überprüfen. Die Ordnungshüter sind mehrere Kamera-Drohnen im Einsatz und werden das Areal ständig überprüfen.
Alle die sich nicht daranhalten und es trotzdem versuche nah an die Brücke zu kommen, verspricht die Polizei bereits jetzt hartes Durchgreifen. Störungen durch Schaulustige werde konsequent nachgegangen, heißt es von der Polizei Wiesbaden. Wer zudem mit dem Auto komme und dadurch noch zusätzliche Staus verursache, müsse mit Strafen rechnen.
Die Sprengung wird auf verschiedenen Social-Media-Kanälen gezeigt. Auch Wiesbadenaktuell.de überträgt das Ereignis am Samstag in einem Live-Stream von 11:00 bis circa 13:00 Uhr auf unserer Facebook-Seite sowie in dem Artikel “Sprengung der Salzbachtalbrücke“. Außerdem gibt es einen Live-Ticket und auf Facebook, Instagram und Twitter werden unserer Teams von vor Ort, Sie mit den neusten Nachrichten rund um das Spektakel versorgen.
Von zuhause aus hat man somit einen guten, komfortablen und vor allem sicheren Blick auf das Sprengereignis!
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Foto: Autobahn GmbH / Maurice Kaluscha