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Die dritte Unwetterlage innerhalb einer Woche traf erneut das Wiesbadener Stadtgebiet. Ab 15:10 Uhr zog Starkregen und Hagel auf. Besonders betroffen waren zunächst Naurod, Auringen, Rambach und Sonnenberg. Auf der A3 zwischen Niedernhausen und Medenbach kam der Verkehr vollständig zum Erliegen.
In Naurod gingen 2 Zentimeter große Hagelkörner nieder. Eine Flutwelle schoss durch die Auringer Straße. Die Wassermassen waren so kräftig, dass sie Garagentore wegdrückten. Der Wickerbach mutierte vom Bach zum Fluss. Straßen in Naurod waren nicht mehr passierbar. Zahlreiche Keller wurden in Naurod und Auringen überflutet. In Auringen wurde ein in Bau befindliches Haus aus dem Fundament gehoben und schwimmte auf. Dramatische Szenen spielten sich ab. Die Wassermassen umschlossen die Auringer Mühle und überfluteten das Tal der Hockenberger Mühle. Zwischen 15:00 und 16:00 Uhr wurde an der Auringer Wetterstation 45 Liter Niederschlag gemessen.
In Rambach trat der Rambach über die Ufer und setzte die Ortsmitte unter Wasser. Die Böden konnten aufgrund der Niederschläge in den vergangenen Tagen nicht mehr viel aufnehmen. Im Rambacher Feuerwehrgerätehaus stand das Wasser zeitweise 50 Zentimeter hoch. Die historische Ausstellung zur 750-Jahrfeier musste abgebrochen werden. Die Nauroder Äppelblütenkönigin, die die Feierlichkeiten besuchte, wurde aus den Fluten herausgetragen. Mit großem Engagement packten alle Rambacher an und befreiten die Straßen mit Schneeschippen und Besen von Schlamm. Mit dabei Schirmherr und Bürgermeister Arno Goßman, der mit anpackte. Die ausgefallenen Programmpunkte zur 750-Jahrfeier sollen am Samstag und Sonntag nachgeholt werden.
Ein nagelneuer Renault, den der Besitzer in Rambach drei Stunden vorher abgeholt hatte, wurde ein Opfer der Fluten. Die Wassermassen zogen weiter in Richtung Sonnenberg. Der neu errichtete Hochwasserschutz hielt nicht Stand. Gut 40 Zentimeter darüber stieg das Wasser. Der Sonnenberger Hofgartenplatz war gut 60 bis 70 Zentimeter überflutet.
Die Wassermassen liefen weiter bis in den Kurpark. Das Kurhaus musste evakuiert werden. Ein Konzert wurde kurzfristig abgesagt. Der Keller des Kurhauses lief bis zur Decke voll. Das Hessische Staatstheater stand gut 30 bis 40 Zentimeter unter Wasser und musste mit Sandsäcken gesichert werden. Um das Kurhaus herum suchten sich die Fluten ihren Weg in die Paulinenstraße.
Die Tiefgarage am Bowling Green lief in der unteren Etage komplett voll. In der oberen Etage stand das Wasser circa 70 Zentimeter hoch. Unter anderem sind 2 Hochleistungspumpen der Werkfeuerwehr Infraserv eingesetzt, die 6.000 Liter pro Minute Wasser befördert. Zurzeit steht noch nicht fest, wie viele Autos sich in der Tiefgarage befinden. Neben dem Kurpark waren auch die Frankfurter Straße, die Wilhelmstraße, die Burgstraße, die Saalgasse (circa 40 Zentimeter) überflutet.
Die gefluteten Bereiche sorgten für erhebliche Verkehrsbehinderungen und zahlreiche Ausfälle im Busverkehr von Wiesbaden. Viele Fahrgäste wunderten sich, dass keine Busse kamen und waren entsprechend verägert. Der Strom musste zeitweise in Rambach, teilweise in Sonnenberg und Naurod abgeschaltet werden.
Im gesamten Stadtgebiet waren nach ersten Schätzungen der Feuerwehr 500 Helfer im Einsatz. Neben den Kräften der Berufsfeuerwehr waren alle Freiwilligen Feuerwehren aus Wiesbaden vor Ort tätig. Helfer aus dem Main-Taunus-Kreis, Rheingau-Taunus-Kreis, Kreis Mainz-Bingen und Frankfurt wurden zusätzlich angefordert. Ebenso waren die THW-Ortsverbände Wiesbaden, Idstein und Geisenheim vor Ort. Auch die Polizei und Stadtpolizei packte tatkräftig mit an. Die ELW setzte Kehrmaschinen ein, um die Fahrbahn von Schlamm und Geröll zu befreien.
"1999 war das Kurhaus schon mal überflutet. Die heutigen Wassermassen habe ich in Wiesbaden so noch nicht gesehen", erklärt Wirtschaftsdezernent und Stadtrat Detlev Bendel. Oberbürgermeister und Feuerwehrdezernent Sven Gerich verschaffte sich einen Überblick über die Lage und unterstützte die Einsatzkräfte.
Ein Passant wurde in der Paulinenstraße verletzt und zog sich eine Platzwunde zu, nachdem er von den Wassermassen wegrissen wurde. Feuerwehrkräfte konnten den Verletzten aus den Fluten retten. Eine Rettungswagenbesatzung und ein Notarzt übernahmen die Erstversorgung.
Gut 400 Einsatzstellen wurden bis in die Nacht angefahren. Vier große Schadenstellen werden von der Feuerwehr aktuell noch angegangen: Kurhaus, Tiefgarage Bowling Green, Keller Paulinenstraße und das Hessische Staatstheater. Lagedienstleiter Rolf Fleischberger von der Berufsfeuerwehr Wiesbaden geht nach aktueller Lage davon aus, dass der Einsatz in der Tiefgarage bis Samstagmittag andauern wird.
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