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Seit Wochen ist das Leben der Menschen in Deutschland durch strenge Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie stark beschnitten. Nach vorsichtigen ersten Zugeständnissen, wie den Öffnungen der Schulen für Abschlussklassen, kommen nun weitere, massive Lockerungen auch auf die Hessinnen und Hessen zu. Bund und Länder haben am Mittwoch den weiteren "Fahrplan" durch die Krise diskutiert. Ministerpräsident Volker Bouffier informierte anschließend über die „intensive Diskussion" in einer digitalen Pressekonferenz.
Geschäfte dürfen bald größenunabhängig öffnen. Dabei sind Hygiene- und Abstandsregeln weiterhin einzuhalten. Zuvor waren die Öffnungen, mit wenigen Ausnahmen, nur für Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von maximal 800 Quadratmetern möglich.
Restaurants und Hotels sollen noch im Mai wieder öffnen können. Campingplätze sollen ebenfalls davon betroffen sein.
Genaueres wird das Corona-Kabinett am Donnerstag, 7. Mai, beschließen. „Die Grundlinie ist klar, wir werden uns den Empfehlungen der Wirtschaftsministerkonferenz anschließen", sagte Bouffier. Zuvor hatten die Wirtschaftsminister der Länder eine Öffnung des Gastronomie- und Hotelgewerbes zwischen dem 9. und 22. Mai angestrebt.
Sportler dürfen sich freuen, denn der Freizeitsport im Freien soll wieder möglich sein, wenn er kontaklos ausgeübt werden kann. Der Präsident des Landessportbundes Hessen e.V. (lsb h) Dr. Rolf Müller bezeichnet die Lockerungen von Bund und Ländern als eine „gute und umsichtige Entscheidung, die für ein erstes erleichtertes Aufatmen sorgt“. Mit dem heutigen Beschluss, der die Überlegungen der Sportministerkonferenz aufgreift, sei der organisierte Sport zwar noch weit vom gewohnten Alltagsbetrieb entfernt. „Aber in einem vertretbaren Rahmen gemeinsam wieder Sport treiben zu können ist gut für die Psyche, für die Gesundheit und für das soziale Miteinander, das wir alle in der letzten Zeit schmerzlich vermisst haben“, so der lsb h-Chef.
Die Öffnung von Fitnessstudios könnte bald erfolgen. Auch hier verwieß Bouffier auf die Tagung des Corona-Kabinetts. Er könne sich vorstellen, dass Fitnessstudios ebenfalls im Mai wieder öffnen können, allerdings unter Einhaltung bestimmter Regeln.
Zu der Öffnung von Schwimmbädern wollte sich Bouffier noch nicht äußern. Hier müsste diskutiert werden, ob und wie ein Hygienekonzept einzuhalten sei.
Alle Schulen sollen vor den Ferien in den eingeschränkten Regelbetrieb gehen. In Hessen wird dies am 18. Mai mit den weiterführenden Schulen und den vierten Klassen der Grundschulen starten. Am 2. Juni sollen dann die restlichen Grundschulklassen folgen. Bis zum 18. Mai werden auch Themen wie der sichere Schultransport geklärt werden.
Kitas sollen ab dem 2. Juni ebenfalls stufenweise geöffnet werden. Die Konzepte dafür müssten im Einzelfall abgestimmt werden, so Bouffier.
Bereits am vergangenen Dienstag hatte der hessische Minister für Soziales und Integration Kai Klose den Plan der Landesregierung zur Öffnung von Kitas und Schulen vorgestellt.
Die Kontaktbeschränkungen werden vorerst bis zum 5. Juni gelten. Allerdings gibt es auch hier leichte Lockerungen: Künftig dürfen sich Angehörige zweier Haushalte in der Öffentlichkeit treffen.
Schon vor der Pressekonferenz von Angela Merkel war durchgesickert, dass die Bundesliga im Mai wieder spielen darf. Allerdings müssen dabei die Zuschauerränge leer bleiben. Als mögliche Starttermine werden der 15. und der 22. Mai diskutiert.
Auch anderer Profisport soll ab Mitte Mai wieder möglich sein.
Genaue Termine für die einzelnen Lockerungen vermochte Bouffier am Mittwoch nicht zu benennen. Stattdessen verwieß er mehrfach auf das Corona-Kabinett. Am kommenden Donnerstag wird es über genaue Regeln und Termine zu den Lockerungen beraten. Dabei wird es auch um die Obergrenze für Veranstaltungen gehen. In großen Messesälen sei auch eine Personenzahl von über 100 Personen denkbar, wenn entsprechende Hygienemaßnahmen möglich seien. Das sagte der Hessische Ministerpräsident am Mittwoch. Auch die Wiedereröffnung von Kultureinrichtungen soll am Donnerstag diskutiert werden.
Was ist, wenn die Infektionszahlen wieder steigen? Diese Frage stellen sich viele angesichts der angekündigten Lockerungen. Die Bundesregierung hat den Ländern die Verantwortung für die Lockerungen überlassen, gleichzeitig aber eine Obergrenze für Neuinfektionen zur Bedingung gemacht. Sollten sich innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner mehr als 50 Menschen in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt neuinfizieren, müssen die Maßnahmen erneut verschärft werden. Die Verschärfungen können auch einzelne Institutionen wie Pflegeeinrichtungen betreffen, wenn es dort vermehrt zu Infektionen kommt.
Die Lockerungen seien nur möglich, weil sich die Menschen an die Regeln gehalten haben. Das betonte der Hessische Ministerpräsident. Deshalb müssten sie auch künftig weiter gelten und eingehalten werden. „Wir setzten auf die Bürgerinnen und Bürger, dass sie sich weiter verantwortlich verhalten", sagte Bouffier. Kontaktbeschränkungen, Abstandsregeln und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bleiben weiterhin Pflicht.
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Bild: Logo Hessen (bearbeitet)