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Der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz hat am Montag erklärt, dass die Schiersteiner Brücke insgesamt mindestens eineinhalb Jahre für den Schwerlastverkehr gesperrt bleibt. Zugleich stellte er ein Provisorium für das laufende Jahr in Aussicht.
Für die Industrie- und Handelskammern Rheinhessen und Wiesbaden stellt dies jedoch keine echte Entlastung für die Wirtschaft dar. Die IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz (Rheinhessen) und Joachim Nolde (Wiesbaden) richten einen dringenden Appell an die politischen Entscheidungsträger: „Als Interessenvertretung der Wirtschaft fordern wir weitere und kurzfristig umsetzbare Maßnahmen für einen flüssigen Warentransport im westlichen Rhein-Main-Gebiet. Bei andauernder Sperrung steigen die Kosten für manche Betriebe bis zur Existenzbedrohung. Für die Unternehmen zählt jetzt jeder Tag!“.
Jertz und Nolde begrüßen, dass das rheinland-pfälzische Infrastrukturministerium offen sei für die Suche nach Lösungen. So stellte Minister Lewentz jetzt eine pfeilerbasierte Umgehungstrasse vor, auf der auch Lastwagen die gerade reparierte Bruchstelle in der Brücke umfahren könnten. Sie soll umgesetzt werden, wenn ein entsprechendes Teilstück des rheinabwärts entstehenden Brückenneubaus im Laufe dieses Jahres fertiggestellt wird. Doch wird auch diese Lösung die frühere Tageskapazität von mindestens 6.000 schweren Lkws noch nicht wieder ermöglichen.
Die IHKs fordern eine verstärkte Suche auch nach unkonventionellen Entlastungsmaßnahmen. Ernsthaft zu prüfen sei beispielsweise der Vorschlag eines Spediteurs, schweren Lastwagen die Passage der bei Mainz-Mombach reparierten Brückenstelle zu verkehrsarmen Zeiten in der Nacht und mit einer Tempobeschränkung auf 20 km/h zu ermöglichen.
In diesem Zusammenhang lobten die IHK-Hauptgeschäftsführer eine gestern gegebene Zusage des Mainzer Oberbürgermeisters Michael Ebling: Die Mainzer Verkehrsbehörden wollen weiterhin kulant Sondergenehmigungen erteilen für schwere Lkws, die über die nur für 7,5 Tonnen zugelassene Theodor-Heuss-Brücke fahren möchten.
Nach Berechnungen der IHK Wiesbaden vom März dieses Jahres entstand der Wirtschaft durch die Vollsperrung der Schiersteiner Brücke ein täglicher Schaden von mindestens 1,4 Millionen Euro. Einer Umfrage der IHK Rheinhessen zufolge sehen 77,8 Prozent der befragten Firmen ihren Geschäftsverlauf durch die Brückensperrung betroffen.
Sollte die wichtige Autobahnverbindung zwischen Mainz und Wiesbaden tatsächlich erst wieder im Sommer 2016 für den Schwerlastverkehr geöffnet werden, entstehen nach Berechnungen der IHK Wiesbaden durch Umwegfahrten und die hierfür zu entrichtende Autobahnmaut tägliche Mehrkosten von etwa 100.000 Euro. Bis Mitte 2016 würde sich das zu einer Belastung für die Wirtschaft von etwas über 31 Millionen Euro summieren.
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Archivfoto: Tom Klein